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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Canim-Offizier beobachtet, und ich habe ein Dutzend Zeugen, die das bestätigen werden. Darüber hinaus hast du mit dem Feind verhandelt, obwohl ich ausdrücklich Befehl erteilt hatte, kein Zeichen von Schwäche oder mangelnder Entschlossenheit zu zeigen.«
    Arnos hob das Kinn und starrte auf Tavi herab. »Das bereitet mir wahrlich kein Vergnügen, Rufus Scipio. Aber ich muss dich in Gewahrsam nehmen, weil du in Kriegszeiten den Befehl eines vorgesetzten Offiziers missachtet hast. Du wirst ins nächste Gefängnis gebracht und dort eingesperrt bleiben, bis ein Militärtribunal zusammentreten und dich verurteilen kann.«
    Tavi starrte Arnos einfach nur an, schockiert über das, was er hörte, und er verfluchte sich für seine Sorglosigkeit. Er hatte Max gewarnt, dass Arnos sie an diesem Abend beobachten lassen würde. Er hätte so schlau sein sollen, um zu bemerken, dass er längst von Arnos überwacht worden war - wahrscheinlich von einigen seiner Ritter Aeris, die sich hinter Elementarschleiern verborgen hatten.
    Er war ein Risiko eingegangen und war gescheitert.
    Er hatte versagt.
    »Navaris«, sagte Arnos. »Kümmere dich um den Gefangenen.« Seine Augen funkelten boshaft. »Such einen Ort, wo du ihn einsperren kannst, bis wir ihn wegen Hochverrats verurteilen können.«

16
    Valiar Marcus starrte die junge Mutter an, die ihm aus der Gruppe von Gefangenen entgegengetreten war. Sie hatte seinen unverkennbaren Zenturio-Helm mit dem roten Kamm oder den Stock, den er als Rangabzeichen trug, entdeckt, und sie kam, gefolgt von einem jungen Legionare, auf ihn zu. Die schlicht gekleidete Frau hatte offensichtlich so lange auf den jungen Mann eingeredet, bis der sich nicht mehr wehren konnte, und der Soldat sah Marcus halb beschämt und halb bittend an, als er hinter ihr hergeeilt kam.
    »Zenturio«, sagte sie. Sie deutete einen Knicks an, nicht sehr tief, weil sie ihre kleine Tochter auf der Hüfte trug. Das Kind schwieg, hatte jedoch die blauen Augen sehr weit aufgerissen. »Niemand spricht mit uns. Niemand sagt uns, wann wir in unsere Häuser zurückkehren dürfen.«
    Marcus starrte sie noch ein paar Augenblicke streng an, doch vergeblich. Die junge Mutter würde sich nicht abwimmeln lassen. »Gute Frau«, sagte Marcus, »ich muss dich bitten, wieder zu den anderen Gefangenen zu gehen.«
    »Ich werde nirgendwohin gehen, ehe ich nicht eine Antwort erhalten habe«, sagte sie leise.
    »Doch, gute Frau, das wirst du tun«, sagte Marcus. »Dort ist es am sichersten für dich.«
    Die Frau biss enttäuscht die Zähne aufeinander. »Ich verstehe nicht, was du noch von uns willst, Zenturio. Keiner von uns ist bewaffnet, keiner von uns hat eine Waffe gegen die Legion erhoben. Niemand weiß etwas, das du nicht schon vor Stunden herausgefunden hättest. Es gibt keinen Grund, hier herumzusitzen, selbst wenn uns dieser nette junge Mann noch so gewissenhaft ausfragt, ob wir zur Civitas gehören …«

    Sie verstummte und runzelte nachdenklich die Stirn, ehe sich plötzlich Furcht auf ihrem Gesicht ausbreitete.
    Marcus spürte, wie er den Stock niedergeschlagen fester packte, und erst das Knacken des Holzes machte ihn darauf aufmerksam, dass er unbewusst Elementarkräfte in seine Finger gerufen hatte. Er hatte diesen Blick schon bei anderen Frauen und an anderen Orten gesehen, und er hasste ihn. »Gute Frau«, sagte Marcus ruhig. Er zeigte mit dem Stock zu den Gefangenen. »Geh und setz dich zu ihnen. Sofort.«
    Einen Moment lang starrte sie ihn leer an. Dann holte sie tief Luft und sagte: »Ich heiße Estellis.« Sie schloss die Arme fester um das Kind. »Dies ist meine Tochter Estara.«
    Marcus wandte das Gesicht ab. Die Krähen mochten es holen. Er wollte diese Frau nicht kennen lernen, wollte ihren Namen nicht wissen oder - die großen Elementare mochten ihm helfen - den Namen ihres Kindes. Ihr Todesurteil war unterzeichnet. Und das war allein seine Schuld. Ihr Blut würde an seinen Händen kleben, möglicherweise sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Er wollte ihre Namen nicht wissen.
    Ein Teil von ihm empfand Verachtung für sein eigenes Entsetzen. Schließlich hatte er den Vorschlag gemacht, der Senator solle dem Hauptmann den Befehl erteilen, einen anderen Aleraner zu töten. Er hatte angenommen, Arnos würde die Gelegenheit wahrnehmen, sobald sie einige der rebellischen Sklaven gefangen genommen hatten. Des Weiteren hatte er angenommen, der Befehl würde ein oder höchstes zwei Dutzend richtige Kämpfer betreffen. Der Hauptmann,

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