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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zum Lager zu übermitteln. Ich habe ihnen befohlen, mich nicht zu diesem Treffen zu begleiten, demnach sind sie mir nur so weit gefolgt, wie sie sich wagen konnten, ohne gesehen zu werden. Allerdings werden sie beobachtet haben, wie deine Männer mich gefangen genommen haben. Jeder für sich sind sie nicht schneller als eine Windkutsche, doch bei gutem Licht und an einem klaren Tag wie heute können sie ihre Signale schneller weitergeben. Vermutlich weiß man im Lager längst, dass du mich gefangen gesetzt hast.«
    Der Senator kniff die Augen zusammen. Dann wandte er sich
zur Seite und murmelte der Bogenschützin etwas zu. Diese öffnete ein Fenster, und der Windstrom von draußen brauste tosend herein. Sie winkte einen der Ritter Aeris herbei. Die beiden wechselten einige Handzeichen. Daraufhin verschwand der Ritter vom Fenster, erschien kurz darauf wieder und gab der Bogenschützin ein bejahendes Zeichen.
    Arnos presste die Lippen aufeinander und wartete, bis die Bogenschützin das Fenster wieder geschlossen hatte.
    »Du kannst mich ermorden lassen, wenn du möchtest, Senator«, sagte Tavi, ehe Arnos Gelegenheit zu sprechen fand. »Doch würde man dir dann einige unangenehme Fragen stellen.« Er beugte sich vor. »Ich bin nicht einfach nur irgendein Freier, nach dessen Tod kein Hahn kräht.«
    Navaris legte die Hand auf den Griff von Tavis Gladius und fauchte.
    Arnos packte Navaris’ Schwertarm, blickte jedoch Tavi in die Augen. »Aber, aber. Wir wollen nicht die Beherrschung verlieren. Es war ein aufregender Tag für uns alle.« Er lächelte. »Und bestimmt wird nur einer von uns wegen Hochverrats verurteilt.«
    »Das werden wir ja sehen.«
    »Höchstwahrscheinlich werden wir sehen, wie du gehängt wirst, Scipio«, entgegnete Arnos. Diesmal fehlten die Großtuerei und das Gehabe in seiner Stimme - seine Worte klangen fast tonlos. »Doch selbst wenn das Schicksal dir zur Freiheit verhelfen sollte, ist auf lange Sicht deine Rolle in dieser Geschichte beendet. Deine Legion bekommt einen anderen Hauptmann. Du wirst nicht an unserem Feldzug teilnehmen. Du hast keine Macht mehr, niemand wird deinen Namen in einem Atemzug mit den wichtigsten Schlachten nennen, die in den letzten fünfhundert Jahren geschlagen wurden. Stattdessen werden andere an die Macht gelangen. Dein Ruf ist befleckt, egal wie das Gerichtsverfahren ausgeht: Der Schatten des Hochverrats ist auf dich gefallen, und man wird dir nicht einmal mehr die Führung einer Einheit bei der Civis-Legion anvertrauen. Das weißt du genauso gut wie ich.«

    Tavi saß schweigend da. Diese ruhige Auflistung von Tatsachen war schlimmer als der Hohn und Spott zuvor. Er neigte den Kopf wie ein Mann, der im ersten eisigen Winterwind steht und keine Zuflucht davor findet.
    »Du bist schon tot«, sagte Arnos. »Tot genug, um für deinen Gönner nicht mehr von Nutzen zu sein. Tot genug, um für mich keinerlei Bedrohung mehr darzustellen.« Er wandte den Blick von Tavi ab, als sei er es plötzlich nicht mehr wert, beachtet zu werden. »Du bist tot, Scipio. Es ist vorbei.«
    Die Windkutsche neigte sich zur Landung innerhalb der von der Garde besetzten Stadt Othos.
    »Von jetzt an«, meinte Arnos, »können wir die Sache auf zivile Weise erledigen - oder mit aller Härte. Darf ich mich auf deine Fügsamkeit verlassen? Das würde es für deine Männer deutlich leichter machen.«
    Tavi sah nicht auf. Er sagte lediglich: »Einverstanden.«
    »Siehst du, Navaris?«, frohlockte Arnos. »Man kann doch vernünftig mit ihm reden.«
    Tavi saß still da und hielt den Kopf gesenkt.
    Das machte es leichter, sein Lächeln zu verbergen.
     
    Die Kutsche landete auf dem Platz von Othos, auf dem jetzt nur noch Legionares der Garde standen. Während Tavi zuschaute, bildete eine vollständige Zenturie eine Reihe, die der Kutsche zugewandt war - das persönliche Gefolge sowie seine eigenen Marat-Reiter, die ihn unablässig umgaben, wenn auch zahlreicher. Die Legionares nahmen Haltung an, während ein Bursche zur Kutsche eilte, um die Tür zu öffnen.
    Tavi und die beiden großen Singulares stiegen als Erste aus. Die beiden Männer stellten sich je an eine Seite von ihm. Früher hätte ihn, so dachte er, die Gegenwart solcher Hünen, die auch noch in der Kunst der Gewalt so gut ausgebildet waren, mächtig eingeschüchtert. Da der Größere der zwei jedoch immer noch eine halbe Handbreit kleiner war als Tavi und da er selbst den Umgang
mit der Waffe und in jüngster Zeit auch den mit den

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