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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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wird Euch darüber informieren.«
    Reylan salutierte mit verkrampfter Miene. »Sehr wohl, Hoheit.«
    »Ihr dürft Euch zurückziehen, Marschall Reylan. Die Squirra nehmt gleich mit und übergebt sie den Quellbrüdern. Sie warten vor der Tür.«
    »Ich bitte um Vergebung, Euer Majestät, aber die Squirra und ich … Nun, wir hatten einen Handel, Sie bittet um ihren Lohn.«
    »Ganz recht, Ihr hattet einen Handel. Sie hat für Euch gearbeitet, dann solltet auch Ihr sie entlohnen, wie mir scheint.«
    »Das kann ich nicht. Sie verlangt etwas, das nur Ihr gewähren könnt.«
    Dylora lachte verächtlich.
    »Die Freiheit für ihren Bruder, Majestät.«
    Natürlich! Es traf Matteo wie ein Blitzschlag. Das ist es also! Wie hatte er nur so dämlich sein können! Veloy – ihr Bruder, ihr Zwilling, ihr Teil. Sie hatte erzählt, dass er verschwunden war, dass er ihr so sehr fehlte. Sie musste erfahren haben, wo er sich aufhielt, nämlich hier, in Eznar. Und natürlich hatte sie ihn retten wollen, das war sogar verständlich. Verständlich, aber nicht entschuldbar, denn durch ihren Plan waren zwei Menschen ums Leben gekommen. Oder einer? Oder doch zwei? Immerhin stand er hier auf dem Präsentierteller. Durch sie, nur durch sie.
    »Was schert Euch ihr Bruder, Reylan?«, meinte die Kaiserin sinnend. »Seit wann seid Ihr so ein Ehrenmann? Was bewog Euch, sie herzubringen und mir die ganze Sache zu berichten? Wo Ihr doch wusstet, dass ich keine Geschäfte mit Dienern mache.«
    Diener – was für eine nette Umschreibung. Sie waren Sklaven, nichts anderes.
    Matteo spürte, wie sich der Zorn in seinem Inneren zusammenbraute. Zorn auf Lith, weil sie auf seine Kosten gehandelt hatte und das ohne jedes Gewissen. Zorn auf Reylan, weil er mit ihr unter einer Decke steckte. Und noch mehr Zorn auf Dylora. Sie war die Hauptschuldige.
    Früher hatte er Zorn immer am ganzen Körper gespürt, so als wäre ihm seine Haut zu klein, als müsste sie aufplatzen.
    Doch jetzt, jetzt spürte er ihn im Bauch. In seinem Soplex. Das war kein Funken mehr, kein glühendes Würmchen, sein Puls ballte sich zu einem Lavastrom zusammen. So intensiv, so schmerzhaft wie nie zuvor. Und er wusste: Er würde ihn nicht mehr lange unter Kontrolle halten können.
    »Ehrenmann?« Reylan rang sich ein Lächeln ab. »Zu gütig, Euer kaiserliche Hoheit. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich sie hergebracht, weil ich wusste, dass Ihr – ganz unabhängig von Eurer Entscheidung – in Eznar immer auf genügend Nachschub an Dienern angewiesen seid.«
    Matteo blieb der Mund offen stehen. Er wurde aus Reylan nicht schlau. Sein Tonfall war beinahe rebellisch und gewiss hatte es die Kaiserin auch so aufgefasst.
    »Das ist löblich, Marschall Reylan«, sagte sie mit schmalen Augen. »Ich nehme Euer Angebot an. Und nun geht.«
    »Majestät.« Reylan verneigte sich. »Heyden, Maris, schafft die Squirra hinaus.«
    Die beiden Soldaten erhoben sich. Bevor sie Lith festhalten konnten, war sie schon auf die Kaiserin zugesprungen.
    »Nein!«, rief sie und warf sich vor Dylora auf die Knie. »Nein, bitte! Mein Bruder! Veloy! Lasst ihn frei!«
    Die Kaiserin blickte ungerührt auf sie herab. »Warum sollte ich? Er leistet gute Arbeit.«
    »Ich habe Euren Sohn aufgespürt!«
    »Er ist nicht mein Sohn«, zischte Dylora und für Matteo war dieses Bekenntnis der eine Schnitt, der ihn endgültig von ihr trennte. Sie hatte die Leinen gekappt und er war froh darüber, denn es machte ihn frei. Frei, sich gegen sie zu wenden.
    In seinem Bauch loderte sein Puls in beständigem Feuer und er hatte schwer damit zu tun, den Schmerz zu bewältigen. Schweiß lief ihm über den Rücken. Gleich, gleich …
    Heyden und Maris packten Lith und wollten sie hochzerren, doch sie krallte ihre Finger in die Röcke der Kaiserin.
    »Nein! Lasst ihn frei! Ich flehe Euch an! Bitte!« Lith war jetzt völlig außer sich, sie schrie, heulte und bettelte und rutschte auf Knien weiter, als Dylora vor ihr zurückwich. »Lasst ihn frei, nehmt mich an seiner statt. Nehmt mich, aber lasst ihn frei!«
    »Schafft sie mir aus den Augen!«, donnerte die Kaiserin. Ihre Maske bröckelte, Schatten und Falten entstellten ihr Gesicht, ein Hauch von Röte überzog ihre blassen Wangen.
    Reylan stürzte hinzu und versuchte Liths Hände vom Kleid der Kaiserin zu lösen. Der Stoff riss.
    »Vergebung«, schnaufte Reylan und erntete ein erzürntes »Fort mit Euch!«, worauf er sofort zurückwich.
    Dylora beugte sich vor und spitzte die Lippen. Sie

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