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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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wie sie da zwischen den beiden Echsen – von wegen Drachen! – ging, die Hände auf ihre flachen Schädel gelegt, sprengte all die wirren Fantasien von grässlichen Bestien, die er sich gerade zusammengereimt hatte. Das Bild wirkte zu friedlich.
    Die Schlangenläufer hatten nicht die geringste Ähnlichkeit mit den Drachen aus Matteos Vorstellung. Sie waren gut drei Meter lang. Ihr massiger Körper wurde von vier seitlich angesetzten Beinen getragen und endete in einem schlangenähnlichen Schwanz, von dem wohl ihr Name herrührte. An den Klauen saßen sichelförmig gebogene Krallen, jede so lang wie sein Zeigefinger. Im Morgenlicht glitzerte ihre Schuppenhaut blaugrau. Die Köpfe hoch erhoben schmiegten sie sich an Liths Hände.
    Schlangenflügler wäre passender , dachte Matteo. Oder Flugechsen .
    »Solche Tiere nennen wir Warane, nicht Drachen«, stieß er hervor. »Nur, dass sie bei uns keine Flügel haben.«
    Sein Blick glitt vom zusammengefalteten Flügelpaar des Schlangenläufers zurück zum breiten Kopf. Ein Maul wie ein Krokodil. Ob sich darin ebensolche Zähne versteckten?
    Vorsorglich machte Matteo dem merkwürdigen Trio Platz. Die gespaltene Zunge der Schlangenläufer war in ständiger Bewegung, vor und zurück zuckte sie, vor und zurück. Die einzig erkennbare Erregung. Womit hatte Lith die Tiere besänftigt?
    Sie zuckte mit den Schultern. »Hier heißen sie jedenfalls Schlangenläufer. Du darfst dir einen aussuchen.«
    Matteo entwich ein hysterisches Lachen. »Da fällt mir die Wahl schwer.«
    »Nimm das Weibchen«, gluckste Lith. »Passt zu dir.«
    Er konnte den Scherz nicht witzig finden, außerdem sahen die beiden identisch aus. »Und woran soll ich die Dame erkennen?«
    »Diese hier.« Sie tippte der Echse auf den Kopf. »Steig auf. Keine Angst, sie ist ganz ruhig.«
    Matteo zog ein zweifelndes Gesicht. Er sollte wirklich auf dieser Kreatur reiten? Oder besser gesagt, fliegen?
    »Du hast nicht zufällig einen Fallschirm dabei?«
    In Liths Miene mischten sich Verständnislosigkeit und Belustigung. »Fallschirm?«
    Er winkte ab. Besser nicht über einen Absturz nachdenken . Die nächste Überlegung war keinen Deut beruhigender. Wer sagte, dass das Vieh flog, wohin er wollte? Wohin wollte er überhaupt?
    »Ich finde«, warf er ein, »jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, mir noch mal zu erklären, warum ich mit dir gehe, anstatt mich vom Lord verwöhnen zu lassen.«
    Lith schüttelte missbilligend den Kopf. »Du hast ein untrügliches Gespür für gute Zeitpunkte. Aber da du hier fremd bist, will ich nicht so sein: Nador ist der Bösewicht, Dylora die Gute. Sie hat eine Weltenspirale. Die brauchst du, um nach Hause zu gelangen. Kapiert oder muss ich ausführlicher werden?«
    Diese Leier kannte er schon.
    »Schon gut, ich habe es begriffen.« Nicht begriffen hatte er hingegen, weshalb sie ihm helfen wollte. »Wie soll ich lenken?«, erkundigte er sich, da er ohnehin nicht erwartete, auf die andere Frage eine Antwort zu erhalten.
    »Gar nicht. Ich lenke meinen Schlangenläufer, ihr fliegt uns einfach nach.« Lith schwang sich auf den Rücken ihres Reittieres. »Setz dich dicht hinter die Flügel. So, siehst du?«
    Er sah es. Mit beiden Händen umschloss sie das ledrige Flügelpaar. Ihr Schlangenläufer fauchte, machte ein paar Schritte vorwärts und flatterte mit noch angezogenen Schwingen.
    Matteo fasste sich ein Herz und stieg auf. Die Echsenhaut fühlte sich trocken und unerwartet samtig an. Er presste die Beine eng an den Leib, was den Schlangenläufer dazu veranlasste, nach vorn zu hüpfen. Schon verlor er das Gleichgewicht.
    Liths helles Lachen klang in seinen Ohren, als er die Welt von unten betrachtete. An seiner Wange spürte er heißen Atem, ein Bernsteinauge glotzte ihn interessiert an und das breite Maul schien zu einem Lächeln verzogen.
    »Dämliche Echse.« Verärgert rappelte er sich auf.
    »Du hältst dich am besten gut fest«, riet Lith mit einem süffisanten Grinsen.
    »Haha, sehr lustig.«
    Erneut stieg er auf, fasste auch sofort nach den Flügelansätzen, um für die nächste unverhoffte Bewegung gewappnet zu sein. Wie Knochen fühlten sie sich an.
    »Wovon ernähren sie sich eigentlich?« Das wollte er unbedingt gefragt haben. Sicherheitshalber. Bevor der Schlangenläufer in eine Zwangslage geriet.
    »Allesfresser. Kann es losgehen?«
    »Beruhigend«, murmelte Matteo und nickte ihr zu. »Wenn’s denn sein muss.«
    »Gut festhalten«, wiederholte Lith. »Aufstieg und Landung können

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