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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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wallte in Matteo auf. Lukas war in seinem Alter, er hatte sich immer gut mit ihm verstanden. So wie mit Jakob. Schade eigentlich, dass der Kontakt abgerissen war, seit Andrea und Brizio beschlossen hatten, das Leben ihres Sohnes aus der sicheren Verankerung zu reißen.
    Sie hielten an und stiegen ab, und Matteo war froh über die Unterbrechung seiner düsteren Gedankengänge.
    »Sattel und Zaum abnehmen«, befahl Lith. »Leg das Zeug einfach zu einem Baum.«
    Sie humpelte jetzt wieder stark, erledigte die Handgriffe an ihrem Barca aber schnell und gewandt. Woher sie das wohl alles wusste? Im geheimen Tal der Squirre konnte sie bestimmt nicht reiten gelernt haben. Sie gab dem Barca einen Klaps auf den Hintern und es trottete von dannen. Fünf Meter weiter ließ es sich ins Gras plumpsen und wälzte sich ausgiebig und mit lautstarkem Grunzen.
    Matteos Barca zeigte ähnliche Anwandlungen. Acht Hufe zappelten und schaukelten und wollten gar nicht mehr aufhören. Wieder auf den Beinen schüttelten die Barcas Staub und Schweiß ab. Ein Prusten beendete die Körperpflege.
    Lith grinste. »Für heute haben sie genug.«
    »Und wenn sie davonlaufen?«, fragte Matteo. Die Tierwelt Jandurs hatte sich bisher als wenig umgänglich erwiesen. Schlangenläufer, Darsfliegen, Crouweks – alle hatten sich gegen sie gewandt. Weshalb sollte es bei den Barcas anders sein?
    »Du machst Witze. Was glaubst du, wo sie hinlaufen sollten? Bei dem Paradies hier.«
    Sie behielt Recht. Nach ausgiebigem Wasserfassen am Bach senkten die Barcas ihre Köpfe ins saftige Gras.
    Matteo knurrte der Magen. »Und was sollen wir essen?«
    »Magst du Fisch?«
    Er zog die Nase kraus. »Nicht wirklich.«
    »Fisch oder Gras.« Lith griff nach dem Schwert. »Mehr Auswahl haben wir nicht. Vielleicht können wir die Barcas zu einem kleinen Flammenstoß überreden.«
    Stimmt, Feuer! »Also rohen Fisch bringe ich sicher nicht runter.«
    »Schmeckt wie Sushi«, kicherte Lith.
    Jetzt war Matteo baff. »Woher kennst du Sushi?«
    »Du vergisst, dass ich für einige Zeit in deiner Welt unterwegs war. Ich muss schließlich auch ab und zu essen.«
    Sprachlos blickte er ihr nach.
    Am Bach schnürte sie ihre Stiefel auf und legte Socken und Bandage ab. Barfuß tappte sie ins Wasser, das Schwert in der Hand.
    »Ah! Tut das gut«, seufzte sie. »Komm rein.«
    Matteo schälte sich aus der Jacke. Das Blut war getrocknet, der Stoff steif – so konnte er sie nicht wieder anziehen. Er tauchte sie ins Wasser, rote Schwaden stiegen auf, verteilten sich, wurden weggespült. Halbherzig rubbelte er ein wenig an den Flecken herum, dann beschwerte er die Jacke mit Steinen. Sollte doch der Bach für ihn arbeiten.
    Als er sich das Gesicht wusch, verfärbte sich das Wasser neuerlich rot. Er musste ausgesehen haben wie ein Schlächter.
    Lith hatte sich bei ihrer Suche nach dem Abendessen ein gutes Stück von ihm entfernt. Sehr erfolgversprechend wirkte ihr Auftritt allerdings nicht. Breitbeinig stand sie im Bach, das Schwert in beiden Händen, die Spitze dicht über der Wasseroberfläche, und wartete, dass ein Fisch unvorsichtig genug war, sich ihr zu nähern.
    Matteo hatte erst zwei von ihnen gesichtet, ihre graue Schuppenhaut tarnte sie ausgezeichnet, und wenn sie endlich zwischen den Steinen hervorflitzten, waren sie viel zu schnell für das Auge. Geschweige denn für ein Schwert. Man durfte also gespannt sein, ob das noch was wurde mit dem Sushi.
    Das Wasser war knietief und kühl, es war verlockend, sich nackt auszuziehen und darin zu versinken. Wann hatte er zuletzt gebadet? Geduscht? Mit Lith in der Nähe war nicht daran zu denken. Aber zumindest waschen musste drin sein.
    Matteo streifte das Hemd über den Kopf und stellte sich mit aufgekrempelten Hosenbeinen in den Bach. Den verletzten Arm ins Wasser zu halten war vielleicht nicht so günstig, aber das fiel ihm erst eine ganze Weile später ein. Zu angenehm war die Kühlung auf der Wunde. Was soll’s. Es wird dich schon nicht umbringen. Innerlich musste er lachen. Es wurde hier ja fast zur Regel, den Tod herauszufordern.
    »Jawohl!«, rief Lith und hielt einen Fisch in die Höhe. »Nummer eins.«
    »Nicht schlecht«, staunte Matteo.
    Sie warf den Fisch ins Gras. »Was dachtest du denn?«
    Matteo behielt für sich, was er gedacht hatte, und schöpfte mit beiden Händen Wasser über seinen Oberkörper. Die Pusteln waren beinahe abgeheilt, sein Soplex sah aus wie immer. Nichts ließ vermuten, dass in dem hässlichen grünen

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