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Der Puppen-Galgen

Der Puppen-Galgen

Titel: Der Puppen-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist. Ich werde mal dort die Kollegen anrufen. Vielleicht ist sie irgendwie aufgefallen.«
    Nachdem wir die Telefonnummer herausgesucht hatten, wählte ich. Die Verbindung kam zustande, man reichte mich weiter, bis ich bei einem Mann namens Captain Donaldson landete. Der Knabe hatte eine Stimme wie ein Bär. So tief.
    Ich erklärte ihm, um was es ging, konnte aber sein Mißtrauen abbauen.
    Er wollte mich zurückrufen, um ganz sicher zu sein. Ich war einverstanden, und wenig später hatte ich Donaldson wieder an der Strippe.
    »So, dann fangen wir noch mal von vorn an. Die Frau heißt oder hieß Melle Fenton?«
    »Ja.«
    »Ein seltener Name.«
    »Das meine ich auch und…«
    Er ließ mich nicht ausreden. »Den ich vor kurzem schon mal gehört habe, glaube ich.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, Mr. Sinclair. Ich weiß allerdings nicht, in welch einem Zusammenhang. Da müßte ich nachforschen.«
    »Tun Sie das bitte.«
    »Mache ich doch glatt. Wie lange sind Sie zu erreichen?«
    »Noch ein paar Stunden, Kollege.«
    »Dann bis später.«
    Suko schaute mich an. »Na, hast du den Eindruck, als würde sich etwas zusammenbrauen?«
    »Du nicht?«
    Er breitete die Arme aus. »Ich stecke nicht so tief in diesem Fall wie du.«
    »So tief stecke ich auch nicht darin, wenn ich ehrlich sein soll. Aber spricht es nicht Bände, daß Kollege Donaldson den Namen schon einmal gehört hat? Ich kann mir vorstellen, daß es noch nicht lange zurückliegt, sonst hätte er ihn vergessen.«
    »Könnte man meinen.«
    »Ansonsten bin ich überfragt, denn Jane weiß ebenfalls nicht viel.«
    »Wäre es nicht gut, wenn du ihr Gesellschaft bei der Arbeit leisten würdest?« fragte Suko.
    Ich nahm es locker und sagte: »Ein Sitter für den Sitter, wie?«
    »Auch das.«
    »Nur wenn sie es will. Noch ist ja nichts sicher, und ich glaube auch nicht, daß man vor Puppen Angst haben muß.«
    »Im Normalfall nicht«, sagte Suko. »Aber soll ich dich an Fälle erinnern, wo wir das Gegenteil erlebt haben?«
    »Nein, bitte nicht. Ich will mich nicht schon vorher verrückt machen lassen. Jane hatte ja auch keinen Beweis, nur eben eine Ahnung oder ein Gefühl, das sie nicht unter Kontrolle bekam. Es ist auch möglich, daß es mit ihren Hexenkräften zusammenhängt, aber das steht noch in den Sternen.«
    Suko meinte: »Ich überlege schon die ganze Zeit, wie diese Frau aufgefallen sein könnte.«
    »Donaldson wird es uns schon sagen.«
    »Ja, hoffentlich.«
    Wir warteten auf den Anruf. Draußen war es längst dämmrig geworden.
    Allmählich versank London unter dem grauen Schleier der anbrechenden Nacht.
    In unserem Büro verbreiteten die beiden Schreibtischlampen ihr Licht.
    Aus dem Nebenraum hörten wir hin und wieder Geräusche. Dort hantierte Glenda, aber sie kam nicht zu uns. Wahrscheinlich war sie noch immer sauer auf mich.
    »Was hast du eigentlich die ganze Zeit über gemacht?« fragte ich Suko.
    »Die Stellung gehalten.«
    »Was ist dabei herausgekommen?«
    »Das«, sagte Suko und gähnte. »Ah, müde vom Nichtstun.«
    »So ähnlich. Wird Zeit, daß wir mal wieder an die ›Front‹ müssen. Finde ich.«
    Das Tuten des Telefons brachte mich um eine Antwort herum. Ich hob ab und meldete mich.
    »Da bin ich ja wieder genau richtig«, hörte ich Donaldsons tiefe Brummbärenstimme.
    »Und? Haben Sie was erreicht?«
    »Ja. Es ist doch gut, daß man ein Archiv hat. Diese Person ist tatsächlich bekannt.«
    »Was hat sie getan?«
    »Eigentlich nichts. Bis auf die Tatsache, daß sie plötzlich aus dem geschlossenen Sarg verschwand, obwohl sie tot war.«
    Ich schwieg. Auch Suko, der mitgehört hatte, gab keinen Kommentar ab.
    Dafür pfiff er leicht durch die Zähne.
    »He, warum sagen Sie nichts? Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, Mr. Sinclair?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Es ist so gewesen: Diese Irielle Fenton ist aus ihrem geschlossenen Sarg verschwunden, der nicht in der Leichenhalle des Friedhofs stand, sondern noch in der Schreinerei, wo man die Frau auch eingesargt hatte.«
    »Ist sie denn eines natürlichen Todes gestorben?«
    »Das kann man sagen. Herzschlag und Kreislaufkollaps. Das jedenfalls habe ich den Unterlagen entnommen.«
    »Wie alt war sie?«
    »Genau dreißig Jahre.«
    »Ein wenig jung für eine derartige Todesart«, bemerkte ich. »Finden Sie nicht auch?«
    »Ja, aber durchaus nicht ungewöhnlich.«
    »Was war sie für ein Mensch? Steht das auch in Ihren Unterlagen?«
    »Nein, leider nicht. Sie hat wohl Puppen gesammelt.«
    »Und was

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