Der Puppen-Galgen
Haus zu betreten, dann aber gab er sich einen Ruck, dem ein langer Schritt in den Eingangsbereich folgte.
Jane und ich folgten ihm. Die Detektivin blieb an meiner Seite. Obwohl wir uns nicht berührten, war ihre Spannung zu spüren. Ihr Gesicht hatte eine seltsame Starre bekommen, der Mund war halb geöffnet, die Lippen blaß.
Sie griffen uns nicht an. Sie standen, saßen oder lagen aber an allen möglichen Orten. Einige sogar auf den Lehnen der Sitzmöbel. Kinder hätten sich sicherlich über sie gefreut.
Nur nicht zu lange, denn bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, daß die Puppen nicht so lieb aussahen. Ob man sie nun als Mädchen, Jungen oder Babys geschaffen hatte, bei näherem Hinsehen entpuppten sich ihre Gesichter als fratzenhaft verzerrt. Mochten die Augen mit den unterschiedlichsten Farbtönen auch noch so starr sein, ich glaubte, darin einen bösen Ausdruck zu sehen.
Auf mein Zeichen hin trennten wir uns. Suko ging nach links weg, ich übernahm die rechte Seite, wobei Jane Collins hinter mir blieb. Sie hielt ihre Waffe fest, aber die Mündung hatte kein besonderes Ziel gefunden.
Sie bewegte sich im Rhythmus ihrer Schritte.
Ich blieb neben dem Sessel stehen und kriegte mit, wie Jane sich in Höhe der Hüfte kratzte, deshalb runzelte ich die Stirn.
»Es ist nichts Besonders. Mich hat dort eine Gabel getroffen. Zum Glück blutet sie nicht, sie juckt nur.«
»Von der Puppe geworfen?«
»Ja. Und eine andere wollte mir eine lange Nadel in den Oberschenkel rammen. Die Waffe liegt neben der Blutlache.«
Da war die Sache für mich klar.
Die Puppen bewegten sich noch immer nicht. Sie warteten erst einmal ab, wollten wohl ihre Chancen ausrechnen.
Aber nicht Suko. Er wollte mehr wissen. Jane und ich sahen, wie er die Dämonenpeitsche zog. »Es ist einen Versuch wert. Oder was meint ihr?«
»Okay.«
Wenn die Puppen tatsächlich unter einem dämonischen Einfluß standen, würden sie der Macht der Peitsche kaum etwas entgegenzusetzen haben.
Suko ließ sich Zeit. Er schlug langsam den Kreis und löste damit die Sperre. Die drei Riemen aus der Haut des Dämons Nyrana rutschten hervor. Mit einem klatschenden Laut schabten sie über den Boden hinweg, als Suko sich drehte.
Er hielt sich in der Nähe der Treppe auf. Die dort hockenden Puppen saßen in Reichweite. Er nahm Maß und schlug aus dem Handgelenk zu.
Die Riemen fächerten auseinander, und alle drei erwischten die vier auf den beiden Stufen hockenden Puppen.
Sie wurden von ihren Plätzen gefegt. Sie rollten über den Boden, überschlugen sich dabei, prallten noch gegeneinander, und sofort danach begann die Auflösung.
Es war typisch, und wir bekamen bestätigt, daß eine dämonische Macht in ihnen steckte. Ihre Körper zuckten, dann rissen sie auf. Wir hörten die knirschenden Geräusche, und in den Gesichtern sowie auf den Körpern entstanden spinnennetzartige Muster.
Blut trat aus, als die Körper aufplatzten! Das ging schnell. Und es wurde von der Kleidung aufgesaugt.
Ich war näher an die Puppen herangetreten, bat Jane Collins aber, die anderen im Auge zu behalten.
Vor meinen Füßen bluteten die Körper aus. Die Lachen verteilten sich und sonderten dabei einen Geruch ab, der es mir schwer machte, überhaupt Atem zu holen.
Ich hielt den Mund geschlossen und atmete nur flach durch die Nase.
Lieber den Gestank ertragen, als nach dem Einatmen durch den Mund sich übergeben müssen.
Suko nickte mir zu. »Und?«
»Blut…?«
»Warum fragst du?«
»Weil Blut anders riecht.«
Jane Collins meldete sich aus dem Hintergrund. »Soll ich sagen, daß es altes Blut ist? Oder wärt ihr von selbst darauf gekommen?«
Ich drehte mich um. »Okay, du hast recht. Es ist tatsächlich altes Blut.«
Sie kam auf uns zu. Die anderen Puppen rührten sich nicht. Es schien so, als wartete sie darauf, von uns ebenfalls vernichtet zu werden. »Altes Blut, John«, wiederholte die Detektivin. »Irgendwo muß es ja herkommen. Hast du keine Idee?«
»Nein, weil du es besser weißt.«
»Das ist nicht gesagt. Aber ich tippe auf Vampire.«
»Gut.«
»Ihr auch?«
»Nenn uns den Grund!« forderte Suko sie auf.
»Habt ihr mir nicht erzählt, daß Irielle Fenton bereits als tot gegolten und in einem Sarg gelegen hat?«
»Klar.« Er nickte. »Aber muß die Frau deshalb zu den Blutsaugern gehören? Ich weiß nicht, Jane, das hättest du doch am ehesten merken müssen. Du hast dich schließlich mit ihr unterhalten. Du bist die einzige von uns, die sie persönlich
Weitere Kostenlose Bücher