Der Puppen-Galgen
kennt.«
»Das stimmt wohl«, gab sie zu. »Und das ist auch mein großes Problem. Ich habe nichts bemerkt. Gebe allerdings zu, daß man sich als Vampirin leichter verstellen kann als ein Zombie.«
»Hat sie denn immer normal geatmet?« fragte ich.
Jane nickte. »Das ist ja das Problem, John. Sie hat normal geatmet. Deshalb war ich so überrascht.«
Die Puppen waren zerstört und ausgeblutet. Es floß nichts mehr nach, aber der alte Blutgeruch war einfach nicht zu vertreiben. Er schwebte durch den Raum wie eine dumpfe, unsichtbare Wolke, die einfach nichts ausließ.
Keine Puppe griff uns an. Ich ließ Jane und Suko stehen, um einen Rundgang zu beginnen. Ich suchte mir einen Weg aus, auf dem ich in ihre Nähe gelangen konnte, denn ich wollte sie zu einem Angriff provozieren.
Sie taten nichts.
Es bewegte sich keine Puppe.
Kein Zucken, kein Ruck, und auch die kleinen Bestien, die sich bewaffnet hatten, taten nichts. Sie mußten tatsächlich die Besteckschublade in der Küche leergeräumt haben, denn sie wollten mit Messern, Gabeln und Werkzeug kämpfen.
Ich bückte mich und streckte meine rechte Hand einer Puppe entgegen, die an der Wand hockte und ein kleines Messer mit Sägeklinge in der rechten Hand hielt.
Es war damit zu rechnen, daß sie versuchen würde, mit dem Messer nach mir zu hacken, zudem trug sie noch die Kleidung eines Handwerkers, einen blauen Overall über dem T-Shirt, doch ich irrte mich.
Sie tat einfach nichts.
Ich faßte sie an, hob sie hoch und drehte sie so, daß sie nach unten blickte.
Nichts passierte.
Aber sie war nicht kühl, sondern anders. In ihrem Körper pulsierte etwas, das auch eine gewisse Wärme abgab. Es gab keine andere Möglichkeit, das mußte das alte Blut sein.
Woher kam es? Jane hatte recht, wenn sie von Vampirblut sprach. Das hatten wir erlebt. Altes Vampirblut, in dem die Gene des Bösen steckten, hatten uns schon des öfteren größeren Ärger bereitet. Auf dieser Schiene gelangte ich zu einer Lösung, die stimmen konnte.
Will Mallmann alias Dracula II!
Hatte er mal wieder seine verfluchte Vampirwelt verlassen, um einen teuflischen Plan in die Tat umzusetzen? Wir hatten einige Zeit nichts mehr von ihm gehört. Daß er aufgegeben hatte, konnte ich nicht glauben. Er war derjenige, der nach einer Herrschaft strebte, und er stand an der Spitze der Blutsauger. Wenn es ihm nach ging, sollten die Untoten die Welt beherrschen.
Konnte Mallmann also diese Puppen geimpft haben?
War er auch an Irielle Fenton herangetreten?
Ich hatte für diese Theorie nicht einen Beweis, aber der Gedanke daran ließ mich nicht los.
Los ließ ich dafür die Puppe. Sie schlug auf dem Boden auf, zerbrach aber nicht.
Ich drehte mich wieder um. »Alle stellen sich tot«, sagte ich. »Als hätten sie einen Befehl erhalten.«
»Und vom wem?« fragte Jane.
Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
»Doch, John, die hast du. Ich sehe es dir an. Du hast dir in deinem Kopf etwas zurechtgelegt.«
»Mag schon sein…«
»Und was, bitte?«
»Mallmann!«
Jane kommentierte die Aussage nicht. Sie drehte den Kopf, um Suko anzuschauen. Auch er hatte meine Antwort gehört. »Das liegt eigentlich nahe«, gab er zu. »Altes Blut…«
»Aber keine Vampire!« rief Jane mit heller Stimme dazwischen. »Was sollte Mallmann denn daran gereizt haben, die Puppen unter seine Kontrolle zu bekommen?«
»Als Aufpasser, Jane. Wer von uns kennt schon die Pläne dieses Blutsaugers.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann daran nicht glauben. Wir müßten Irielle Fenton fragen.«
»Eben. Und wo finden wir sie? In ihrem Theater, wie du uns gesagt hast.«
»Ja.«
»Wo ist das?«
»Wenn ich das wüßte«, murmelte Jane. »Ich bin noch nie dort gewesen, muß ich ehrlich sagen.«
»Dann fahren wir hin. Weißt du wenigstens, wo wir das Theater finden können?«
»In einem Keller.«
»Das bringt uns nicht weiter.«
»Weiß ich selbst.« Ihre Stimme klang mürrisch. »Eine genaue Adresse hat sie mir nie genannt. Sie hat nur davon gesprochen, daß es so gut wie fertig ist.«
»Also umgebaut?«
»Sicher.«
»Und mit ihren Puppen wollte sie dort spielen«, sagte Suko. »Sehr schön. Kennst du dich in der Theaterbranche aus, John?«
»Nicht besser als du.«
Jane schnickte mit den Fingern. Das Geräusch war für uns so etwas wie ein Hoffnungsfunke. »Wir könnten mal in ihrem Zimmer nachschauen.«
»Gute Idee. Wo ist es?«
»Hier, im unteren Bereich. Wobei ich natürlich das Arbeitszimmer meine.«
Zu dritt
Weitere Kostenlose Bücher