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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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verstecken. Er konnte gehen, wohin er wollte, und Beleth kam nicht an ihn ran, selbst wenn er noch lebte. Er musste nur aufmerksam die Zeitungen verfolgen. Sollte etwas geschehen, tauchte er einfach wieder unter, bis zweifelsfrei feststand, ob Beleth ums Leben gekommen war. In der Zwischenzeit – sein Herz machte einen Satz bei der Vorstellung! – war alles wieder beim Alten. Er konnte die Hochzeit absagen und wieder zu seiner Leimfabrik zurückkehren. Er konnte sich wieder mit Chalkhill in Verbindung setzen. Er konnte in seine komfortable Wohnung in der Seething Lane zurückkehren. Und noch viel wichtiger: Er konnte zu seinen Zauberbüchern und seinem Gold zurück. Er konnte –
    Doch dann fiel Brimstone siedend heiß etwas ein: Er hatte versucht, Beleth den jungen designierten Kaiser Pyrgus zu opfern. So etwas vergaß der Junge sicher nicht so schnell. Und jetzt, da er Kaiser wurde, verspürte er vielleicht ein paar Rachegelüste. Kaiser waren berüchtigt für ihre Rachsucht. Vielleicht wäre es besser, wenn er vorläufig nicht zu Chalkhill und der Leimfabrik zurückkehrte. Vielleicht wäre es besser, wenn er sich zurückhielte und die Lage sondierte, bevor er sich in die Öffentlichkeit wagte. Vielleicht wäre es besser, wie geplant zu heiraten, die Witwe zu ermorden und ihr Blockhaus als Ausgangsbasis zu nehmen. Ja! Das wäre das Beste!
    Brimstone spürte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit machte.
    »Du siehst sehr zufrieden aus für jemanden, der bald heiratet«, bemerkte Graminis zynisch.
     

Elf
     
    L ord Hairstreak besaß zwei Residenzen im Reich. Die eine lag am Rande der Hauptstadt, wo er seinen goldenen Phönix beherbergt hatte – bis zu dessen Diebstahl durch Pyrgus Malvae. Die andere, die neuer und viel größer war, lag von dreitausend Morgen Wald umgeben im Herzen von Yammeth Cretch. Im Wald wimmelte es nur so von Hanieln und Rutschern, und so kamen unwillkommene Besucher kaum eine halbe Meile weit, bevor sie gefressen oder vergiftet wurden. Ein Haniel kauerte in einem Baum über dem riesigen Zierrasen, die Flügel halb gespreizt, als wollte er sich jeden Moment hinabstürzen. Chalkhill beäugte ihn nervös.
    »Keine Sorge«, sagte Harold Dingy. »Die kommen nicht bis zum Haus.«
    Sie warteten am Fuß der breiten Steintreppe, bis ein weiß behandschuhter, Perücke tragender Diener in hochhackigen Stiefeln heruntergewackelt kam. »Seine Lordschaft ist erfreut, Sie nunmehr empfangen zu können«, verkündete er über ihre Köpfe hinweg. Er überreichte Dingy eine grün leuchtende Irrmünze und trat zur Seite. »Nun gehen Sie schon!«, sagte er ungeduldig. »Sie wissen doch, dass Seine Lordschaft ungern wartet.« Er sah Chalkhill aus den Augenwinkeln an und lächelte.
    Dingy bedachte den Diener mit einer säuerlichen Miene, schnippte aber die Münze hoch. Sie blieb einen Moment in der Luft stehen, dann bewegte sie sich die Stufen hinauf. Dingy und Chalkhill folgten ihr rasch. Die großen Eichentüren schwangen auf. Als die beiden Männer die Eingangshalle betraten, hörten sie hinter sich einen überraschten Aufschrei. Die Türen schlossen sich bereits wieder, aber sie konnten gerade noch sehen, wie der Diener von den Klauen des Haniels davongetragen wurde.
    Chalkhill starrte Dingy an.
    Dingy runzelte die Stirn. »So was hab ich noch nie erlebt«, sagte er.
    Sie folgten der Irrmünze durch ein Gewirr von Gängen, bis sie in ein Vorzimmer gelangten, das mit seidenen Wandbehängen geschmückt war. Die Münze plumpste leise zu Boden.
    Chalkhill fand den Raum geschmacklos. Aus den indigofarbenen, mit einer schmalen scharlachroten Borte versehenen Vorhängen geiferten ihn Gaukeldämonen an. Wieso die Leute Dämonen zu Dekorationszwecken einsetzten, konnte er absolut nicht nachvollziehen. Abscheuliche, gruselige Viecher. Wenn er diesen Raum gestaltet hätte, hätte er Putten genommen. Süße kleine Putten, nackt und rosa und knuddelig.
    »Es ist schon ein Weilchen her, seit ich Seine Lordschaft das letzte Mal gesehen habe«, versuchte Chalkhill Konversation zu machen.
    »Hat sich nicht viel verändert«, grunzte Dingy.
    Auch Cossus Cossus nicht, wie sich herausstellte. Hairstreaks Torhüter hatte immer noch einen für seinen Körperbau zu kleinen Kopf und bewegte sich, als hätte er einen Besenstiel verschluckt. »Jasper«, begrüßte er Chalkhill mit einem knappen Nicken.
    »Cossus.« Chalkhill nickte ebenfalls. Keiner von ihnen lächelte.
    »Und? Geht’s gut?«
    »Kann nicht klagen«, sagte

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