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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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wir doch vernünftig. Orakelsprüche helfen uns auch nicht weiter. Was für eine Gefahr droht uns denn? Hast du Argumente? Na? Nein? Also ist die Frage geklärt.“
    Resolut breitete sie die Schwingen und erhob sich in die Lüfte. Erich folgte ihr wohl oder übel.
    „Wir steigen so weit wie möglich auf, bis wir einen einigermaßen brauchbaren Überblick haben“, meinte Erich.
    „Ja“, sagte Erika, folgsam wie ein Lamm, nun, da sie ihren Kopf durchgesetzt hatte.
    Vor sich sahen sie, wie Erich vermutet hatte, eine beinahe endlos scheinende Seenplatte liegen. Es schien, als reiche sie bis an den Fuß der Berge, deren Gipfel sie im Nordosten leuchten sahen.
    „Da kommen wir nicht drüber weg“, sagte Erich, „wir müssen etwas zur Seite ausweichen. Moment mal, im Süden ist der Fluß, da wird es auch nicht besser sein – versuchen wir’s in nördlicher Richtung, also im Vogelauge etwa drei Strich links neben dem programmierten Kurs. Zur Not können wir dann immer noch nach Westen zurück.“
    „Kein Zurück, kein Zurück, vorwärts führt der Weg zum Glück!“ deklamierte Erika und schlug gewaltig mit den Schwingen.
    Aber auch nach einer weiteren Stunde Flug hatten sie noch Seen unter sich – nichts als Seen.
    „Hört denn das nicht endlich auf?“ brummte Erich.
    „Die Gegend merken wir uns für später, das wird ein Naherholungszentrum!“
    „Oder ein Moorbad für mein Reißen“, antwortete Erich, „ich kriege nämlich langsam kalte Füße.“
    „Und ich fühle mich so wohl wie nie in meinem Leben, ich könnte noch tagelang so fliegen!“
    Erich hörte das verblüfft – Erika hatte diesen Satz gesungen, nach irgendwelchen verrückten Melodiefetzen. Na gut, er selbst fühlte sich eigentlich auch wunderbar frisch und kräftig, aber deswegen durfte man doch nicht alles andere vergessen.
    „Wir drehen auf Nordwest!“ sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Seltsamerweise schien Erika diese Wendung ganz gleichgültig zu sein, sie folgte ihm ohne Widerspruch und trällerte weiter irgendwelche Liedchen.
    „Siehst du“, sagte sie nach einer Weile in dem nachsichtigen Ton, in dem man manchmal mit Kindern spricht, „und schon sind die Seen zu Ende!“
    Voraus erschien eine gelbrosa Fläche in dem dunklen Pflanzenteppich. Sie landeten darauf, Erich ging ein paar Schritte, aber dann sagte er: „Taugt nichts, nur Sand, wahrscheinlich für den Bewuchs zu salzhaltig.“
    Er erhob sich wieder in die Luft, aber er war mit einemmal gar nicht mehr besorgt. Sie würden schon gleich etwas finden, dachte er, und wenn nicht, nun, dann eben am nächsten Morgen! Nach einer weiteren halben Stunde fanden sie aber doch noch eine runde, flache Felskuppe, die etwas über den anderen, sicherlich angeschwemmten Boden hinausragte. Sie landeten und legten die Schwingen ab.
    „Ich glaube, wir sind jetzt auch nicht näher am Gebirge als vorhin“, meinte Erich, nachdem er die fernen Gipfel gemustert hatte.
    „Na und? Macht das was?“ fragte Erika.
    „Nein“, antwortete er fröhlich, „wir haben wenigstens ein Stück von der Welt gesehen, wie man so sagt.“
    Den Behältern am Schwingenansatz entnahm er die Teile der Funkrakete und setzte sie zusammen, dann stellte er sie auf die Spitzen ihrer drei Stabilisierungsflossen und zog Erika beiseite. Sie legten sich beide hin, und Erich richtete den Strahler auf das herausragende Ende des Treibsatzes. Zischend brannte die Masse an, und pfeifend erhob sich gleich darauf die kleine Rakete in die Luft. „So, und nun pack das Funkfeuer aus!“ befahl er.

    „Das wurde aber auch Zeit!“ sagte Michael, als Irina den Empfang des UKW-Impulses und die Richtung meldete. Er blickte auf den Windmesser und zündete dann die Triebwerke – die Verankerung hatten sie vorsorglich schon vor einer Stunde gelöst.
    Schaukelnd löste sich das Raumschiff vom Boden. Wenige Sekunden lang wurden sie vom Andruck des Haupttriebwerkes in die Sessel zurückgedrängt – dann durchbrach das Raumschiff die Wolkendecke. Rotes Licht flutete in das Cockpit.
    „Laß nur“, beschwichtigte Uwe sie, „Pfadfinder zu sein war noch nie ein leichtes Brot!“
    „Funkfeuer aufgefaßt!“ meldete Irina. „Übergebe Signale an Piloten!“
    „Übernehme Signal!“ bestätigte Michael.
    Plötzlich riß die Wolkendecke unter ihnen auf. Sie sahen das schwarze Land, das braune Gebirge in der Ferne. Es war, als ob etwas Drückendes aus dem Cockpit hinausgeweht wurde – obwohl sich selbstverständlich an

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