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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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ist?“ fragte sie und lachte. „Aber nun gehen Sie, ziehen Sie die beiden aus und schnallen Sie sie auf zwei Tragen. Ich komme gleich.“
    Etwas beschämt trottete Michael aus der Kammer. Wie hatte er die Sorge um die Kranken so in den Hintergrund drängen können!
    Kaum hatten Michael, Erika und Erich den Auftrag ausgeführt, sah sich Eileen die bereitgestellten Geräte an, korrigierte hier und da etwas und begann dann, an bestimmten Stellen der Haut Elektroden mit Pflasterstreifen zu befestigen. Während ihre Finger geschickt Größenverhältnisse maßen und Muskeln abtasteten, um die nur ihr bekannten Stellen zu finden, an die die Elektroden anscheinend gehörten, erklärte sie: „Wir nennen die Erkrankung Purpur-Euphorie. Sie tritt manchmal bei schönem Wetter auf. Wahrscheinlich wirkt irgendeine Komponente des roten Lichts so auf das Gehirn ein, daß der Betroffene ein trügerisches Wohlbefinden fühlt, das in fortgeschrittenem Stadium sogar jeden Schmerz blockiert. Wenn er dabei schwer arbeitet, kann er sich überanstrengen, ohne es zu bemerken. Er wird dann ohnmächtig, wenn der Kreislauf zusammenbricht. Was haben die beiden heute getan?“
    „Sie sind uns vorausgeflogen, um einen Landeplatz zu finden“, antwortete Michael.
    „Womit? Ich habe keinen Flugapparat gesehen.“
    „Mit Schwingen. Man fliegt wie ein Vogel.“
    „Wie funktioniert das? Ein Mensch ist doch zu schwer, um wie ein Vogel zu fliegen?“
    „Sie haben einen zusätzlichen Antrieb.“
    „Wie ist das Leistungsverhältnis zwischen Antrieb und Muskelkraft? Verstehen Sie, ich muß ungefähr wissen, wie weit die beiden überanstrengt sind?“
    „Der Antrieb setzt so viel Kraft zu, wie der Mensch den Schwingen nicht gibt, also gewissermaßen den Fehlbetrag.“
    „Wenn man also die Grenzen seiner Kraft nicht spürt…“, sagte Eileen nachdenklich. „Au, das sieht schlimm aus.“ Sie beugte sich über ihren Halbbruder und horchte seinen Herzschlag ab.
    Michael blickte schuldbewußt zu Erika und Erich. „Mir kam es schon nach eurem Flug so vor, als wären die Batterien zuwenig verbraucht“, sagte er bedrückt.
    „Sicherlich war unser Unwohlsein auch eine Folge davon“, meinte Erika nachdenklich.
    „Wie sind Sie damit fertig geworden?“ fragte Eileen interessiert.
    „Bei mir ging es so“, sagte Erika. „Aber meinem Mann mußte sie“, sie zeigte auf Irina, „Elektroschocks und einen Sauerstoffrausch geben. Sie ist unsere Ärztin – und die Frau vom Kommandanten.“
    „Eine kluge Ärztin“, sagte Eileen anerkennend. „Meine Behandlung“, erklärte sie dann, „ist eine Weiterentwicklung der im Altertum in Ostasien entdeckten Akupunktur. Mit Hochfrequenzstrom werden bestimmte Nerven gereizt, die entsprechende Stellen im Gehirn aktivieren. Diese Stellen müssen in der Nähe der blockierten Zentren liegen, dann greift die Aktivierung auf diese über. Wenn die Blockierung sich löst, empfindet der Kranke einen großen Schmerz, der zu Atemkrämpfen führt, deshalb müssen wir die Sauerstoffmasken bereithalten.“ Sie legte die Hände auf den Schalter und den Regler des Transformators. „Haltet ihn jetzt bitte fest und achtet darauf, daß er sich nicht verletzt.“
    Leicht, kaum sichtbar, bewegten sich ihre Finger. Uwes Körper bäumte sich auf und fiel wieder zusammen.
    „Es ist nicht der Strom, unter dem der Körper zuckt“, beruhigte Eilen noch einmal die andern. „Dazu ist die Spannung viel zu schwach. Es ist der Schmerz, der plötzlich wieder empfunden wird. Achtung, noch einmal!“
    Wieder spannte sich der Körper des Kommandanten krampfhaft. „Wie oft geht denn das noch?“ fragte Michael beunruhigt. „Ich schätze, noch zwei-, dreimal“, erwiderte Eileen ruhig. Tatsächlich, beim fünften Stromstoß war kaum mehr eine Reaktion zu bemerken.
    „Das reicht“, sagte Eileen, „nun die Frau.“
    „Warum eigentlich nicht die Frau zuerst?“ fragte Erika.
    Eileen sah sie erstaunt an. „Frauen sind in der Regel nicht so stark betroffen. Sie halten mehr aus.“
    Bei Irina waren nur drei Stromstöße notwendig. Eileen untersuchte beide noch einmal und baute dann die Geräte ab.
    Das alles war recht anstrengend gewesen, denn die Behandlung fand ja in der Zentrale des Raumschiffs statt, deren Boden senkrecht stand. Michael bat Eileen nun in das Cockpit und wollte Erika und Erich hinausschicken, damit sie die Schwingen und das Funkfeuer einholten und das Raumschiff verankerten. Doch Eileen fiel ihm ins Wort. „Lassen Sie alles

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