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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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eigentlich gar nicht so imposante Bauwerk hatte. Die halbkugelförmige Kuppel war unter dem Gewirr von Antennen, Meßfühlern, Drahtgitterschirmen und verschieden geformten Elektroden kaum noch zu ahnen. Hier sollte die Energie aus der Atmosphäre empfangen und von hier aus über ionisierte Luftschläuche weitergeleitet werden an das Entkohlungswerk, das ebenfalls für einen Probelauf bereit war, an den Sender, der noch im Bau, und an die Station Neu-Rostock, die noch nicht angeschlossen war.
    „Na, Jochen“, meinte Klaus Rudloff, der Biologe, „nun bist du mal wieder dran, ein paar passende Worte zu sagen.“
    „Das läßt sich wohl nicht vermeiden“, antwortete Jochen Laurentz, „nur ob sie allen passen werden, das ist eine andere Sache. Es war doch wohl bisher so, daß wir Biologen hier das A und O des Unternehmens waren. Zu Recht waren wir stolz darauf, mit Hilfe unserer Wissenschaft eine solche Zahl von Problemen praktischer, ja sogar technischer Art lösen zu können. Aber wenn wir jemals vergessen haben sollten, daß vieles davon nur der Not entsprang und daß wir im System einer entwickelten Technik einerseits vertausendfachte Möglichkeiten, andererseits aber auch nicht mehr die absolute Vorrangstellung für unsere Wissenschaft haben werden, dann wird der in unseren Dienst gebannte Blitz uns gleich daran erinnern.“
    „Hauptsache sind die Möglichkeiten“, rief Klaus Rudloff, „ob Vorrang oder nicht, das wird sich noch herausstellen!“
    „Einverstanden, es wird sich herausstellen – in einer neuen Entwicklungsetappe unserer Station, die heute beginnt.“
    „Na, denn mal los!“ meinte der Biologe.
    „Einen Augenblick, hier ist noch jemand, der etwas zu sagen hat: Kommandant Uwe Heywaldt. Vorher möchte ich ihm und seiner Mannschaft für ihren selbstlosen Einsatz danken. Und wenn ich noch ein persönliches Wort hinzufügen darf: Ich wäre auch stolz auf ihn, wenn er nicht mein Sohn wäre!“
    „Der Dank“, sagte Uwe, „gebührt eigentlich nicht uns, sondern der Erde, und nur als ihr Vertreter nehme ich ihn entgegen. Wir als Raumschiffbesatzung haben nur hierher gebracht und ausgepackt, was die Erde geschaffen hat. Ihr habt gesehen, was in den Sonden war, ihr seht, was hier steht, aber heute ist auch der geeignete Anlaß, zu dem ich euch etwas unendlich viel Wertvolleres mitteilen darf. Wir sind übereingekommen, daß mit dem heutigen Tage Erika Braune, Funkerin und Automatentechnikerin, und Erich Braune, Planetologe, aus dem Mannschaftsbestand der TERRA ausscheiden und der Station Neu-Rostock auf dem Planeten RELAIS unterstellt werden.“
    „Hoho“, rief Klaus Rudloff, „heißt das, daß ihr anderen abschwirren wollt? Wir brauchen euch noch für eine Expedition in die Tropen. Woher sollen wir erfahren, was unsere Schöpfungen dort anstellen?“
    „Ein Glück“, antwortete Uwe, „daß wenigstens einer da ist, der keine Feierlichkeit aufkommen läßt. Aber im Ernst – darüber läßt sich reden, denn bevor der Sender fertig ist, starten wir sowieso nicht zum Rückflug. Aber das muß doch nicht hier entschieden werden.“
    „Ich nehme jede Kritik an, die mit einer Zusage verbunden ist!“ erwiderte der Biologe schmunzelnd.
    „Erika zittert schon vor Aufregung“, sagte Jochen, die etwas aus den Fugen geratene Feierstunde beendend. „Jetzt muß ich ihr wohl das Kommando geben? Na also dann – los!“
    Erika drückte eine Taste. Alle blickten durch die Sehschlitze zum Kraftwerk hinüber. Plötzlich brach ein Blitz aus den Wolken – kein gewöhnlicher, verästelter, sondern ein ganz gradliniger, der wie auf einem Foto stehenblieb. Und dann war ein Donnern zu hören, das alle zusammenfahren ließ. Mara und ihre Mutter, die seltener ins Freie kamen, wollten sich die Ohren zuhalten, aber ihre Hände klatschten gegen die Helme. Erst da wurde ihnen klar, um wieviel heftiger der Donner sein mußte, als sie ihn hörten.
    Der Donner verrollte, aber der Blitz blieb stehen. Erika blickte lächelnd auf die Meßinstrumente.
    „Jetzt schaltet sich der Neutronenstrom aus, der Ionenkanal wird aus eigener Kraft aufrechterhalten“, erklärte sie. „Und jetzt hat die Energieübertragung zum Entkohlungswerk begonnen.“
    „Dann fliegen wir doch hinüber!“ schlug Jochen Laurentz vor.
    „Tom fliegt den Hubschrauber. Erika, du bleibst wohl hier?“
    Erika nickte. „Ich muß die Instrumente überwachen. Immerhin ist das Kraftwerk auf der Erde gebaut, und hier ist manches anders.“ Während des

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