Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
Fluges saßen Uwe und Jochen nebeneinander. Jochen stieß ihn an und zeigte auf den Kontakt des Helmtelefons. Sie koppelten ihre Helme miteinander – offenbar wollte sich Jochen mit Uwe allein unterhalten.
    „Tut es dir nicht leid“, fragte er, „daß deine Besatzung auseinanderfällt?“
    „Das ist nun mal so“, sagte Uwe seufzend, „das haben wir doch schon in der Schule gelernt: Ein Kollektiv mit einem echten gemeinsamen Ziel wächst zusammen, und ein Kollektiv, in dem die einzelnen verschiedene Ziele haben, zerfällt oder wird nur durch äußere Notwendigkeiten zusammengehalten – die hier nicht vorliegen.“
    „Und es wird vielleicht noch weiter zerfallen“, vermutete Jochen.
    „Du meinst Michael?“
    Jochen nickte. „Es sieht mir ganz so aus. Könntest du denn mit Irina allein den Rückflug bewältigen?“
    Uwe schwieg eine Weile. Dann sagte er: „Ich würde dem nur zustimmen, wenn ich überzeugt wäre, daß er hier glücklich wird.“
    „Und davon bist du nicht überzeugt?“
    „Michael hängt vielleicht nicht so an der Erde wie ich, außerdem ist er auch jünger – aber er ist mit Leib und Seele Kosmonaut. Trotzdem, selbst wenn er hierbliebe: Auch zu zweit können wir zurückfliegen.“
    „Du gibst also nicht auf, was deinen Rückflug betrifft?“ fragte Jochen.
    Uwe lachte. „Du gibst ja auch nicht auf, was mein Hierbleiben angeht.“
    „Da hast du recht“, meinte Jochen nachdenklich, „ich höre nicht auf zu hoffen.“ Er hatte noch eine Frage auf der Zunge, aber die Landung beendete das Gespräch. Der Hubschrauber setzte auf der Nachbarkuppe auf.
    Sie standen vor einer Art Sieb, das etwa fünf Meter hoch und vielleicht zwanzig Meter breit war.
    „Dies ist der Ansaugschacht“, erklärte Tom so stolz, als hätte er alles selbst ausgedacht, konstruiert und gebaut.
    „Läuft denn die Anlage schon?“ fragte Mara.
    „Natürlich“, antwortete Tom. „Sie verarbeitet in der Stunde zwölftausend Kubikmeter Luft und liefert etwa eine Tonne Kohlenstoff und dreieinhalb Tonnen Sauerstoff.“
    „Aber hier ist doch gar nichts zu spüren?“ fragte Uta Rudloff und legte ihre Hand auf das Sieb. „Ich dachte immer, hier müßte es wie ein Sturm heulen, und man dürfte gar nicht in die Nähe kommen, sonst würde man mitverarbeitet!“
    Tom lachte. „Überleg doch mal – der Ansaugschacht hat einen Querschnitt von hundert Quadratmetern. Zwölftausend durch hundert ergibt eine Ansauggeschwindigkeit von hundertzwanzig Metern in der Stunde, also zwei Meter in der Minute. Das kann man gar nicht spüren, das ist eigentlich nur ein Sickern.“
    „Aha“, meinte Uta. „Trotzdem solltest du nicht über deine Schwiegermutter lachen, es kann doch nicht jeder Techniker sein, es muß ja auch noch Biologen geben.“
    Sie hatte das scherzhaft gesagt, und Tom ging auf den Ton ein.
    „Das sind ja ganz neue Töne, das hat man von den Biologen noch nie gehört. Das eröffnet ja ungeahnte Perspektiven!“
    Klaus Rudloff, der diese Unterhaltung schon wieder als Geschwätz empfand, fragte ungeduldig: „Und wie geht’s nun weiter?“
    „Der Kohlenstoff wird in kubikmetergroße Würfel gepreßt, mit Korrosionsschutz versehen und in der Schlucht nördlich von hier gestapelt. Der Rest der Gase wird abgeblasen – ebenfalls in die Schlucht, allerdings durch eine Pipeline in zwei Kilometer Entfernung, ihr versteht, damit kein Kreislauf zustande kommt. Übrigens können wir jeweils nach Bedarf einen Teil des Sauerstoffs verflüssigen und bis zu zehn Tonnen in Thermosbehältern aufbewahren, als Reserve. Aber das nur nebenbei – in der Hauptsache wird der Sauerstoff natürlich in die Atmosphäre abgeblasen. Doch die Biologen brauchen keine Angst zu haben, daß sie arbeitslos werden: Selbst hunderttausend solcher Anlagen können nicht die Assimilation der Pflanzen ersetzen, ich meine, bei der Aufspaltung des Kohlendioxids, die die Luft des Planeten atembar machen soll.“
    „Fliegen wir zurück“, schlug Jochen vor, „und essen wir zur Feier des Tages wieder einmal gemeinsam. Auf dem Rückweg holen wir Erika ab.“
    Sie landeten wieder auf der Kuppe, die das Kraftwerk trug.
    „Ja, einen Moment noch, ich schalte auf automatische Regelung“, meldete Erika über den Helmfunk. Tom ging zu ihr in den Leitstand, Jochen, Uwe und Irina stiegen aus und liefen ein paar Schritte.
    Plötzlich blieben alle drei stehen. Ein Knattern ertönte. Sie blickten betroffen zum Kraftwerk, von dem das Geräusch kam. Der Blitz, oder

Weitere Kostenlose Bücher