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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Triebwerk einfach lahmlegen?“
    „Daran habe ich auch schon gedacht“, meinte Uwe, „aber das geht nicht so einfach. Damals, bei der Sonde vor unserer Landung, brauchten wir nur die Leitfrequenz zu verändern, gingen aber davon aus, daß die Sonde intakt war. In unserem Fall können wir im Sondenkopf gar nichts ausrichten, wir müßten alle drei Kabelkanäle zerstören, und das vermag Michael erst nach Entfernung der Ladung, da sind wir um nichts gebessert. Oder wir könnten das ganze Triebwerk von außen zerstören, und das ist mir zu riskant. Wenn dann der Antrieb aufhört und der Treibstoff fließt aus, wird die ganze Sonde ein Feuerball, weil er, solange er noch flüssig ist, auf ihr entlangkriechen wird. Nein, nein, wir wollen lieber sehen, wie wir alles absichern.“
    Es dauerte doch noch eine Viertelstunde, bis sie sich der Sonde so weit genähert hatten, daß Michael und Irina in die Schleuse gehen konnten. Dafür war nun auch alles bis ins kleinste besprochen und vorbereitet.
    Trotzdem hatte Irina ein banges Gefühl, als Michael zur Sonde davonschwebte.
    Michael erreichte jedoch nach ein paar korrigierenden Antriebsstößen der Handrakete ohne Schwierigkeiten die Sonde. Er stand im Scheinwerferlicht – man war im Schatten des Planeten – in der Nähe des Drehpunktes auf der Außenhaut, die Magnetschuhe gaben ihm Sicherheit, und er schritt nun auf den Kopf der Sonde zu. Das sah beinahe komisch aus, denn je weiter er nach außen kam, um so stärker wurde die Zentrifugalkraft, und er ging jetzt nicht mehr senkrecht, sondern weit zurückgeneigt. Die letzten Meter schließlich bis zu den Steuerdüsen legte er auf dem Rücken rutschend zurück. Dort klemmte er in jedes Ausstoßrohr eine Natriumpatrone. Sollte auch nur eine von den Düsen zu arbeiten beginnen, würde das weithin sichtbar sein.
    Michael stieß sich ab und manövrierte mit dem Handstrahler zur Mitte zurück. Dort suchte er die Ladeluke, schweißte sie auf und klebte daneben auf die Außenhaut eine Fotozelle, die auf die gelbe Spektrallinse des Natriums abgestimmt war und gegebenenfalls am Lukenrand ein Blitzlicht entzünden würde. Nun war er gesichert gegen alle Überraschungen. Zum erstenmal blickte er sich nach der TERRA um. Er sah zwar nur den Scheinwerfer, aber aus der Lage des schimmernden Planetenrandes erkannte er, daß das Raumschiff bereits hinter der Sonde auf der gleichen Parkbahn Posten bezogen hatte.
    Was nun kam, war schwerste körperliche Arbeit. Bis zur Ladeluke transportierte ein Lift die Container, aber hinausschieben mußte Michael sie selbst. Wenn sie auch kein Gewicht hatten – aber ihre Massen mußten doch in Bewegung gesetzt werden; und als endlich Nummer zwölf aus der Luke herausglitt und er sich anhängen konnte, fühlte er sich am ganzen Körper klebrig vor Schweiß.
    „Ich bin draußen“, meldete er.
    „Wunderbar“, sagte Uwe. „Irina hat alle erwischt, bis auf Nummer sieben, der ist zu weit seitlich abgekommen. Ich hab ihn aber im Radar. Was meinst du, wollen wir ihn später auffischen, oder setzt du gleich mal hinterher, wenn du deinen abgeliefert hast?“
    „Ich hol ihn lieber gleich“, meinte Michael, „wer weiß, was später ist. Ich kann mich ja verpusten, bis Irina meine Nummer zwölf hat.“ Auch das gelang ohne Schwierigkeiten. Von Uwe eingewiesen, setzte Michael dem Ausreißer nach und drückte ihn mit dem Handstrahler zur TERRA zurück.
    Die zweite Serie klappte noch besser. Irina verlängerte Sicherheits- und Transportleine so weit, daß sie fast bis an die Sonde herankam und auf die Funkbojen kaum noch angewiesen war, weil die Container fast alle im Scheinwerferlicht der TERRA blieben. Diesmal entwischte ihr keiner.
    Aber nach der zweiten Serie hatte Uwe Bedenken.
    „Die Sonde war schon einmal ziemlich nahe an der kritischen Richtung, das Taumeln hat sich verändert, das Heck schwingt jetzt weiter aus.“
    „Den einen hol ich noch“, meinte Michael, „vielleicht sind gerade in dem Container unersetzliche Teile!“
    „Gut“, sagte Uwe, „aber noch eines: Sollte der besprochene Fall eintreten, und solltest du aus irgendeinem Grund nicht in den ersten zehn Sekunden wegkommen, dann bleib drin und schließ die Ladeluke. Hörst du, auf jeden Fall schließen!“
    „In Ordnung“, sagte Michael.
    Als er zum drittenmal die Luke betrat, spürte er die Veränderung in der Taumelbewegung der Sonde. Er stellte sich zwischen Rückwand und Container und schob an. Langsam, unendlich langsam begann sich

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