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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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leid!«
»Ich wünschte, du hättest das nicht mitansehen müssen.« Ben machte einen Schritt zurück, ließ meine Hände aber nicht los. »Quatsch!« Ich versuchte das Ganze als harmlos abzutun. »Du kannst doch nichts dafür, wenn du einen Haufen Spinner vor der Tür stehen hast.«
»Es sind nicht alle Spinner, Ellie.« Er lächelte matt. »Ein paar meiner besten Freunde sind Vegetarier.« »Also, Mrs. Barrow hat bestimmt nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
Mein standhafter Einwurf wurde wieder mit einem Kuß belohnt. Doch dann stellte Ben natürlich die unvermeidliche Frage: »Worüber wolltest du denn eigentlich mit mir reden, meine Süße? Freddy sagte, du seist absolut hektisch gewesen.« »Es ging um das Treffen der Salongesellschaft, oder besser, um das, was dort passiert ist.« Meine Lippen zitterten, aber ich schaute Ben tapfer in die Augen.»Vienna Miller wollte mir das Arbeitszimmer zeigen, und als wir hineinkamen, stießen wir auf eine umgefallene Leiter – und auf Mrs. Large. Sie lag tot am Boden.« »Um Himmels willen, Ellie!« Ben strich mir über die Haare. »Das muß ja ein unbeschreiblicher Schock gewesen sein! Wie ist denn das passiert?«
»Ich weiß es nicht.« Ich spürte seinen mitfühlenden Blick. »Es wird eine Obduktion und eine Untersuchung geben, und danach weiß man erst, ob sie an dem Sturz gestorben ist oder an etwas anderem wie Thrombose oder dergleichen.« »Hat denn niemand gehört, wie sie gestürzt ist?« Ben sah verwundert aus. »Tall Chimneys ist doch gar nicht so groß.« »Die Hunde der Millers haben ziemlich viel gebellt«, erklärte ich ihm. »Vielleicht ist es ja auch geschehen, als Jonas die Kettensäge benutzt hat. Er ist mit gekommen, um sich den Baum anzusehen, dessen Äste beschnitten werden sollen. Zum Schluß hat er dann doch gleich ein oder zwei abgesägt. Man hat sein eigenes Wort nicht mehr verstanden, als der Lärm losging.« »Aber die Polizei nimmt an, daß es während des Treffens der Salongesellschaft passiert ist?«
»Genau«, sagte ich. »Obwohl es eigentlich auch vorher hätte gewesen sein können. Aber nicht lange vorher, denn Mrs. Large hat um neun angefangen. Ein Polizist oder einer der Sanitäter hat Jonas gefragt, ob ihm etwas Verdächtiges aufgefallen sei, weil er doch eine Zeitlang draußen im Garten war und das Arbeitszimmer eine Terrassentür hat. Aber er sagt, daß er nicht in die Nähe der Tür gekommen ist.«
»Ich glaube, was du jetzt brauchst«- Ben nahm mein Gesicht in die Hände – »ist etwas zu essen und zu trinken, und zwar in einer friedlichen und ruhigen Umgebung. Du mußt doch nicht sofort wieder nach Hause, oder?« »Nein, Abbey und Tarn sind bei Frizzy.« »Gut.« Ben steuerte mich durch die Eingangshalle. »Kommen Sie, schöne Lady, machen Sie sich ein bißchen frisch. Währenddessen bereite ich ein Mahl zu, das Ihnen munden wird! Was halten Sie von würzigem Lammfleisch, gebettet auf feinstem Anis- und Kurkumareis, eingerollt in zarte Weinblättchen und sautiert in köstlicher Dattelpflaumensoße?« Ich sah ihm nach, als er in die Küche verschwand, und fragte mich, womit ich so viel Glück verdient hatte. Ich war nämlich wirklich ausgehungert, denn an dem Sandwich bei Bellingham’s hatte ich nur genagt. Allein bei dem Gedanken an etwas Eßbares ging es mir schon wieder besser. Während ich in der eleganten kleinen Damentoilette stand, die gleich vom Empfang abging, begann ich mir darüber Gedanken zu machen, wie man den guten Ruf des Abigail’s wiederherstellen konnte. Aber als ich den Speisesaal betrat und den weißgedeckten Tisch sah, den Ben für uns hergerichtet hatte – eine winzige Oase in einem Meer von einsamen Inseln
–, beschloß ich, mir noch Zeit damit zu lassen und später zu Hause weiter nachzudenken. Jetzt galt es vor allem, sich auf das Angenehme zu konzentrieren und das Unerfreuliche des Tages über den Horizont fortwehen zu lassen.
Ben hatte in der kurzen Zeit wahre Wunder vollbracht. Wir gönnten uns jeder ein Glas Champagner. Als Vorspeise hatte er einen frischen Salat zubereitet, und im Anschluß an den Hauptgang zauberte er noch eine unwiderstehliche, dicke schwarzbraune Schokoladentorte hervor. Und keiner von uns ließ zu, daß sich auch nur ein trüber Gedanke zwischen uns schlich. Meine Mutter hatte mir einmal etwas über die Liebe gesagt. Sie hatte erklärt, die Liebe sei wie ein Fluß. In manchen Ehejahren strömt sie gleichmäßig an den Ufern entlang, ruhig und sanft. Dann wiederum, wenn man es

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