Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
Vom Netzwerk:
am wenigsten erwartet, macht sie einen Knick und bietet einen ganz neuen Ausblick, der seinerseits wiederum einen Anfang markiert – nur ist der Lauf von da an noch viel schöner als zuvor, denn in ihm ruht die Kraft des Vergangenen, die die Liebenden trägt, wenn es über die Klippen geht.

Kapitel Sechs
    Nach dem Putzen werden die Fenster mit Bällen aus Zeitungspapier trockenpoliert.
Holzfußböden bekommen ihren warmen Glanz zurück, wenn man sich weiche Ledertücher um die Füße bindet und damit hin und her geht.
    Die Beerdigung von Mrs. Large fand an einem Nachmittag statt, der nach einem sonnigen Vormittag trübe und regnerisch geworden war. So ist der Frühling nun einmal, dachte ich. Wie ein junges Mädchen, ehe es sich zur Frau entpuppt. In einer Minute wird noch gekichert, und in der nächsten fließen schon die Tränen.
Ben begleitete mich. Ich war froh, als ich sah, daß die ganzen vorderen Reihen von St. Anselm besetzt waren. Eine stattliche Zahl von Mitgliedern der Salongesellschaft hatte sich eingefunden, darunter alle, die an jenem schicksalhaften Nachmittag dabeigewesen waren. Zwei Reihen vor uns saßen Sir Robert und Lady Pomeroy, Brigadegeneral Lester-Smith, Tom Tingle und Clarice Whitcombe. Die Geschwister Miller befanden sich in der Reihe vor ihnen. Die einzige Person, die durch Abwesenheit glänzte, war Mrs. Malloy.
Ich hatte gleich an dem Abend, nachdem Ben und ich nach Hause zurückgekehrt waren, in der Londoner Wohnung angerufen, dabei jedoch nur George erreicht, der mir mit gehetzter Stimme erklärte, daß seine Mutter gerade mit dem Baby beschäftigt sei, so daß ich ihn gebeten hatte, ihr auszurichten, sie solle mich zurückrufen. Als ich auch am folgenden Morgen noch nichts von ihr hörte, versuchte ich es noch einmal. Ich nahm an, daß George die Nachricht vergessen hatte. Bei diesem Mal erwischte ich Vanessa. Sie keifte in einem Ton, der an Hysterie grenzte, was ich mir eigentlich dabei dächte, zu einer derart gottlosen Stunde anzurufen (es war elf Uhr morgens.) Wußte ich denn nicht, wie wenig Schlaf junge Mütter bekamen, wenn sie sich die halbe Nacht mit Sorgen quälten und nicht wußten, ob sie jemals die alte Figur zurückerhielten und wann ihr Baby sich endlich selbst die Flasche gibt? Aber davon hätte ich ja keinen blassen Schimmer
– an dem Punkt hatte Vanessas Stimme sich zu einem Kreischen hochgeschraubt –, da ich mein Lebtag kein Sexsymbol gewesen sei und den Streß als Mutter offensichtlich genießen würde. Als Vanessa sich wieder abgeregt hatte, war ich total erledigt gewesen und hatte ihr gerade noch mitteilen können, daß eine Freundin von Mrs. Malloy gestorben sei, und ob sie mich zurückrufen könne. Wie das dann häufig der Fall ist, war ich, als Mrs. Malloy sich endlich meldete, gerade auf Achse gewesen, um die Zwillinge aus der Spielgruppe abzuholen. Jonas, der den Anruf widerwillig entgegengenommen hatte (er hielt nichts vom Telefonieren), berichtete mir später, daß er ihr Datum und Uhrzeit der Beerdigung durchgegeben und sie ihm versichert habe, sie werde da sein.
Weshalb also, fragte ich mich, als ich den Kopf nach hinten drehte, um auf die leeren Reihen hinter mir zu starren, war sie dann nicht gekommen? Durchlebte sie in London gerade so tolle Tage, daß sie sich keine Sekunde losreißen konnte? Oder war Vanessa mittlerweile total ausgerastet? Hatte sie Mrs. Malloy vorgehalten, daß sie ja wohl kaum allein auf Rose aufpassen könne und eine richtige Großmutter eigentlich wissen müsse, wo ihre Pflichten lägen? Wahrscheinlich war es so gewesen. Ich wußte, wie rücksichtslos meine Cousine sein konnte, wenn sie ihren Kopf durchsetzen wollte, aber andererseits kannte ich auch Mrs. Malloy. Es wollte mir nicht in den Sinn, daß sie so mir nichts, dir nichts den Anstand vergaß, wenn es um die Beerdigung einer alten Freundin ging. Der Pfarrer – der aushilfsweise den Dienst versah, da der unsere verreist war – hielt eine Nachrede auf die Verstorbene und sagte das, was man so sagt, wenn man den Toten so wenig gekannt hat wie Adam und Eva im Paradies. Er rühmte Mrs. Large als treue Christin und wünschte ihr eine angenehme Reise und auch sonst alles Gute, ganz so als würde sie zu einem zweiwöchigen Badeurlaub aufbrechen. Mrs. Barrow raste in vollem Galopp durch den Schlußchoral, und ich dachte böse, daß sie es wahrscheinlich eilig hatte, wieder loszuflitzen, um nach Herzenslust weiterzudemonstrieren.
In den letzten Tagen hatten ihre Truppen das

Weitere Kostenlose Bücher