Der Puzzlemoerder von Zons
mir einen Funken und zündet die vier Fackeln an.“
Bastian gehorchte und schlug die beiden Steine solange aufeinander, bis die Funken sprühten und der Zunder anfing zu glühen. Er hielt ein Stückchen Reisig in die Glut und wartete, bis ein Flämmchen entstand. Dann zündete er die erste Fackel an und zog sie aus dem Boden, um die drei anderen Fackeln an der ersten zu entzünden. Als er alle Fackeln angezündet hatte, steckte er die erste Fackel wieder an die Stelle, aus der er sie herausgezogen hatte.
„Wozu braucht Ihr Licht, wenn Ihr sowieso nicht sehen könnt? Außerdem ist der Vollmond so hell, dass man alles ohne zusätzliche Fackeln wunderbar erkennen kann.“
„Ihr werdet für mich sehen, Bastian Mühlenberg. Sagt mir genau, wie viele Fuß die Fackeln voneinander entfernt sind.“
Bastian schritt den Abstand zwischen der ersten und zweiten Fackel ab und kam genau auf sechs Fuß Abstand. Er drehte sich im rechten Winkel nach links und schritt den Abstand zwischen der zweiten und dritten Fackel ab. Der Abstand betrug sieben Fuß. Wieder drehte er sich nach links und kam auf acht Fuß Abstand zwischen der dritten und vierten Fackel. Dann wiederholte er abermals die Linksdrehung und schritt zurück zur ersten Fackel. Diesmal kam er auf neun Fuß Abstand.
„Sehr gut!“
Der Alte klatschte begeistert in die Hände.
„Und jetzt führt mich zu der ersten Fackel!“
Bastian nahm den Alten an seine Seite und brachte ihn zur ersten Fackel. Der Alte forderte ihn auf, sich mit ihm neben die Fackel auf die Wiese zu legen.
„Was seht Ihr, Bastian Mühlenberg? Was sehen Eure jungen Augen?“
Bastian blinzelte , vom hellen Schein der Fackel geblendet.
„Ich sehe nur das Feuer der Fackel . Was sonst soll ich sehen?“, fragte er den Alten fröstelnd.
„Konzentriert Euch. Ignoriert den Schein des Feuers und lasst Eure Augen durch ihn hindurch blicken. Was seht Ihr am Himmel?“
Bastian konzentrierte sich, doch er konnte nichts sehen. Seine Augen begannen zu tränen . Doch bereits einen kurzen Moment später gewöhnten sie sich an die Helligkeit der Fackel, sodass er plötzlich den Nachthimmel über sich wahrnehmen konnte.
„Ich seh e die Sterne über mir am Himmel“, sagte Bastian zu dem Alten, ohne dabei seinen Blick vom Sternenhimmel abzuwenden.
Der Alte nickte.
„Habt Ihr das Gefühl, dass der hellste Stern direkt über Euch ist?“
„Ja, er scheint direkt über der Fackel zu sein.“
„Sehr gut, dann legt Euch jetzt neben die anderen Fackeln und wiederholt alles, was wir gerade getan haben. Sagt mir, ob der hellste Stern direkt über der Fackel schwebt.“
Bastian tat, wie ihm geheißen und tatsächlich hatte er wieder das Gefühl, dass einer der vielen Sterne sich plötzlich aus dem Sternenhaufen über ihm hervorhob und direkt über der Fackel schwebte. Er wusste am Ende gar nicht mehr, ob es wirklich so war oder nur eine Täuschung, weil seine Augen die Helligkeit der Fackeln überwinden mussten. Jedenfalls schien über jeder Fackel ein großer heller Stern und Bastian konnte letztendlich am Sternenhimmel ein Trapez aus vier hellen Sternen erkennen. Es sah genauso aus, wie die Fackeln am Boden, welche ebenfalls ein rechtwinkliges Trapez bildeten.
„Dies ist mein magisches Viereck!“, sprach der Alte heiser und blickte Bastian mit seinen blinden Augen an.
„Dies ist das Geheimnis der Orientierung. Bastian Mühlenberg, Ihr werdet Euch nie wieder bei Nacht verlaufen, egal ob Ihr auf der Erde weilt oder auf See. Dieses Viereck ist immer bei Vollmond sichtbar und es entspricht immer dem Abstand der Fackeln. Wenn Ihr diese Punkte als Orientierung nutzt, findet Ihr immer wieder zurück.“
„Interessant “, sagte Bastian, der immer noch nicht ganz verstand, worauf der Alte eigentlich hinaus wollte.
„Wie sind die Mauern von Zons gebaut? Denkt nach!“, sagte der Alte immer noch zu Bastian blickend.
Da fiel es Bastian ein. Die Mauern von Zons bildeten ebenfalls ein rechtwinkliges Trapez. Und in diesem Moment fiel es ihm schlagartig wie Schuppen von den Augen.
„Ihr meint auch die Mauern von Zons sind im Verhältnis 6 zu 7 zu 8 zu 9 errichtet worden?“
„Richtig“, flüsterte der Alte.
„I ch habe es Dietrich gezeigt. Schon vor sehr langer Zeit. Er war immer ganz verrückt danach, insbesondere nachdem er herausgefunden hatte, dass seine Mutter aus Zons stammte. Er wollte sich dort bei Vollmond auf einen der Türme stellen und den hellsten Stern beobachten. Er glaubte, dann
Weitere Kostenlose Bücher