Der Puzzlemoerder von Zons
das Puzzle nachvollziehen zu können.
„Wo sollte sie um diese Uhrzeit noch einen historischen Stadtplan herbekommen?“
Sie googelte im Internet. Nichts zu finden!
Mit einem Blick auf die Uhr sah sie, dass es bereits ein Uhr nachts war. Verdammt, sie würde wohl bis morgen warten müssen! Gleich morgen früh würde sie zu diesem merkwürdigen, humpelnden Typen ins Kreisarchiv fahren.
„Vielleicht hat Anna ja Zeit und kann mich morgen früh begleiten“, überlegte sie, während eine schwere Müdigkeit sie überwältigte und sie kurze Zeit später in einen tiefen Schlaf verfiel.
...
Es war acht Uhr morgens. Annas Handy klingelte, doch sie konnte nicht rangehen, da sie bereits in einem Meeting saß.
„Verdammt“, dachte Emily und legte auf, „dann muss ich wohl alleine los .“
Eine halbe Stunde später stand sie wieder im Kreisarchiv. Es roch genauso muffig wie bei ihrem letzten Besuch und es dauerte nicht lange und der widerliche Archivar kam mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht auf sie zu gehumpelt.
„Junge Dame“ , sagte er, während er ihr auf ihre Oberweite starrte, „kann ich Ihnen beim Zonser Puzzlemörder noch weiter behilflich sein?“
„Ja, ich benötige noch einen historischen Stadtplan, um das Puzzle zusammenfügen zu können“, erwiderte Emily und ging dabei einen halben Schritt zurück, um den schlechten Atmen des Archivars nicht länger riechen zu müssen. Es war fast unerträglich, aber sie brauchte diese Unterlagen dringend.
„Na dann, kommen Sie doch einfach mit mir nach hinten und ich mache Ihnen eine Kopie. Vorher zeige ich Ihnen den Originalstadtplan. Die Kopien sind meistens von so schlechter Qualität, dass Sie nicht mehr alles erkennen können.“
„Kann ich nicht lieber hier vorne warten?“, fragte Emily zögerlich.
„Junge Dame, keine Angst. Ich werde Sie nicht im dunklen Archiv vergessen, sondern auf Schritt und Tritt neben Ihnen sein. Darauf können Sie sich verlassen!“
Er grinste sie mit seiner Zahnlücke an und hielt ihr auffordernd den Arm hin. Mit einem unguten Gefühl in der Magengrube folgte Emily ihm.
„Hoffentlich war das kein Fehler!“, dachte sie, während sie verkrampft versuchte, den Abstand zu ihm so groß wie möglich zu halten.
Er führte sie in einen der hinteren Räume. Die Decke war sehr niedrig, doch der Raum selbst war viel größer als sie zunächst vermutet hatte. Riesige alte und staubige Regale standen gleichmäßig angeordnet in ungefähr zehn Reihen zu ihrer rechten und linken Hand. Sie schaute - soweit sie konnte - nach hinten, doch das Ende des Raumes war mit bloßem Auge gar nicht zu erkennen. Es roch staubig und irgendwie auch faulig. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, wie viele tote Mäuse oder Spinnen sich hier unter den Regalen und womöglich noch zwischen den ganzen Unterlagen verbergen könnten. Die Regale selbst waren voll beladen mit den verschiedensten Papieren, Urkunden und Büchern. Auf den ersten Blick sah es nicht besonders ordentlich aus. Auf dem Fußboden konnte sie auf der dicken Staubschicht die Fußspuren des alten Archivars erkennen. Immer einen sauberen Fußabdruck rechts und eine Schleifspur vom hinterher gezogenen Bein links.
„Warten Sie kurz hier vorne“, forderte er sie auf und sie setzte sich auf einen kleinen Stuhl, welcher vor eine r der langen Regalreihen stand.
Er verschwand humpelnd zwischen den Regalen und kam Sekunden später mit einer großen Papierrolle wieder.
„Hier haben wir den Stadtplan von Zons aus dem 15. Jahrhundert!“
Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen, rollte dabei den Plan vorsichtig aus und legte ihn vor Emily auf den Tisch.
„Lassen Sie uns mal schauen, mein junges Fräulein!“, er beugte sich wieder nach vorne und kroch dicht an Emily heran, die sich im selben Augenblick unmerklich zurückbeugte.
„Hier sehen Sie die alte Stadtmauer. Manche sagen sie wäre rechteckig aufgebaut, aber das ist falsch.“
Emily blickte auf den Plan. Die Mauern waren zwar gerade gebaut, aber die Länge der vier großen Seiten war unterschiedlich. Die kürzeste Mauer befand sich im Süden. Dort stand auf der linken Seite der Mauer die Zonser Mühle und rechter Hand befand sich die Burg Friedestrom. Die daran angrenzende Mauer auf der östlichen Stadtgrenze war die längste Stadtmauer. Im Westen befand sich der zweitlängste und im Norden der drittlängste Abschnitt der Mauer.
Früher hatte es vier große Stadttore gegeben, von denen heute nur noch der
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