Der Puzzlemoerder von Zons
sie konnte nichts erkennen. Ihr kam eine neue Idee.
Sie stand auf und ging in die Küche um Backpapier zu holen. Sie hielt es an den hellen Fernseher und pauste die Karte der Sternzeichen ab. Jetzt legte sie die transparente Sternenkarte auf dem Backpapier erneut auf den Stadtplan und drehte diese noch einmal im Uhrzeigersinn. Und da sah sie es. Die Ziffern „6-7-8“ standen für die Reihenfolge der Opfer. Die Buchstaben passten jedoch immer noch nicht in das Puzzle. Sie musste sich wohl doch noch durch die letzten Seiten von Bastians Notizen quälen. Eigentlich hatte sie gehofft, dass dies nicht nötig sein würde, aber etwas anderes blieb ihr nicht übrig. Immerhin kannte sie jetzt den Grund für die Reihenfolge der Morde. Einem Teil des Puzzles war sie auf die Spur gekommen.
Nachdenklich schaute sie auf den Stadtplan von Zons und betrachtete den Punkt auf der Karte, der den Wohnort des dritten Opfers markierte. Irgendetwas kam ihr daran bekannt vor. Doch nach einer Flasche Rotwein, dem ganzen Frust und zu dieser späten Stunde wollte der Gedanke, der sich ganz tief im hinteren Teil ihres Gehirns regte, einfach nicht an die Oberfläche kommen. Erst als Emily kurze Zeit später im Bett lag und friedlich träumte, kam dieser Gedanke wie ein Blitz in ihr Bewusstsein. Sie öffnete schlagartig die Augen:
„Es ist Annas Haus!“
...
Lautes Klingeln riss Oliver Bergmann aus dem Schlaf. Blinzelnd blickte er auf seinen Wecker und versuchte die Uhrzeit abzulesen. Verdammt, es war erst halb sieben. Wer musste ihn um diese Uhrzeit aus dem Bett reißen? Er hätte noch gut eine halbe Stunde schlafen können! Es war bestimmt seine Mutter, die ihre Aufregung zum bevorstehenden Wochenende kaum noch verbergen konnte. Was wollte sie bloß jetzt schon wieder vom ihm. Seufzend stand er auf und ging zu seinem Telefon. Doch erstaunlicherweise war es nicht seine Mutter. Es war sein Partner Klaus.
„Hallo Oliver, du musst dringend ins Revier kommen. Der Chef hat mich gerade angerufen und mich gebeten, dich aufzugabeln und sofort mit ins Revier zu bringen. In Zons wurde eine Frauenleiche gefunden und wir müssen direkt eine Sonderkommission einberufen.“
Eine Viertelstunde später saßen die beiden im Büro vom Chef und blickten einem besorgten Hans Steuermark ins Gesicht.
„Soweit mir die Polizei vor Ort mitgeteilt hat, wurde die Leiche wohl übel hergerichtet!“, erklärte er den beiden.
„Sieht auf den ersten Blick nach Folter und wahrscheinlich auch Vergewaltigung aus. Die Leiche konnte noch nicht identifiziert werden. Sie wurde heute, am frühen Morgen von einem Jogger entdeckt. Der oder die Täter haben die Leiche an einem der Wehrtürme hinter dem Schlossplatz von Zons an einer Kette aufgehängt. Die Spurensicherung ist bereits unterwegs. Ich möchte, dass Sie beide den Fall übernehmen und sich sofort auf den Weg machen!“
Mit diesen Worten schickte er die beiden hinaus.
Von Neuss bis nach Zons brauchte man ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten. Je nachdem, ob man über die Autobahn oder über die Landstraße fuhr. Klaus, der am Steuer saß, entschied sich für den schnelleren Weg und bog auf die Autobahn A57 ab.
„Hoffentlich haben wir mit dieser Leiche etwas mehr Glück als mit der Waldleiche“, sagte Klaus und drückte dabei mächtig aufs Gas.
„Ja, ein kleines bisschen Erfolg würde uns ganz gut stehen!“, meinte Oliver und blickte aus dem Fenster.
Sein Adrenalinspiegel war seit dem Anruf von Klaus in die Höhe geschnellt und er konnte es kaum erwarten, endlich am Tatort anzukommen. Die A57 war, wie immer, voller Baustellen und so kamen sie nur langsam vorwärts. Sie benötigten fast zwanzig Minuten, bis sie endlich am Ziel angekommen waren.
„Diese verdammten Baustellen. Warum dauert es eigentlich immer Jahre um ein paar hundert Meter zu sanieren?“, brummte Oliver ärgerlich in sich hinein.
Er hatte nicht einen einzigen Bauarbeiter gesehen, aber die zukünftige Baustelle war bereits mehrere Kilometer lang abgesperrt worden. Wahrscheinlich wollten sie den Mittelstreifen austauschen. Überall in Deutschland wurden derzeit die alten Metallleitplanken durch Betonmittelstreifen ersetzt. Den Sinn dieser Aktion konnte niemand so wirklich nachvollziehen. Aber das Schlimmste an diesem Austausch waren die permanenten Baustellen, die hierdurch auf den Autobahnen errichtet wurden. Das konnte ja heiter werden, wenn sie die Strecke von Neuss nach Zons jetzt öfter fahren mussten.
Sie parkten direkt auf dem
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