Der Puzzlemoerder von Zons
für uns!“
Oliver notierte sich, wann welche Person die Unterlagen ausgeliehen hatte. Nur ein Name auf seiner Liste war ihm bekannt. Es war Emily Richter. Ein kurzes Lächeln huschte bei dem Gedanken an sie über sein Gesicht.
„Ich kann Ihnen auch gerne etwas zur Geschichte des Puzzlemörders erzählen“, der Archivar grinste bei diesen Worten übers ganze Gesicht und reckte stolz seine Brust hervor.
„Nein, danke. Die Liste der Personen, welche die Unterlagen in letzter Zeit ausgeliehen haben, reicht uns fürs Erste.“
„Aber Sie müssen doch die Unterlagen lesen! Sonst können Sie doch gar nicht erkennen, ob es sich um einen Nachahmungstäter handelt oder nicht!“
Oliver und Klaus starrten den Archivar erstaunt an. Wie kommt der Kerl auf einen solchen Gedanken? Das konnte er nicht aus der Presse haben!
„Wie kommen Sie auf einen solchen Zusammenhang?“
Der alte Archivar drehte sich beleidigt um und wollte davon humpeln.
„Hey, warten Sie!“, rief Oliver ihm laut hinterher.
Der Alte drehte sich um und grinste ihn aus kalten Augen hämisch an.
„Wie viele Leichen wurden denn in den letzten tausend Jahren am Wehrturm auf dem Schlossplatz aufgehängt?“, mit diesen Worten atmete der Alte tief aus.
Tröpfchen seiner Spucke spritzen dabei durch den Raum und trafen Oliver ins Gesicht. Angewidert wandte dieser sich ab. Klaus trat schützend neben Oliver und übernahm das Gespräch.
„Hören Sie, wir untersuchen hier in einem Mordfall. Sie sind dazu verpflichtet , uns in dieser Sache zu unterstützen! Wie kommen Sie also darauf, dass es sich um einen Nachahmungstäter handeln könnte?“
Der Alte seufzte und hob erneut an.
„Ich habe es doch gerade schon gesagt, dass es nur zwei Frauenleichen seit 1495 gegeben hat, die am Wehrturm aufgehängt wurden. Ich kenne die Historie von Zons in- und auswendig. Liegt es da nicht nahe, dass der heutige Mörder sich vom Puzzlemörder inspirieren ließ?“
Er nahm die Rheinische Post in die Hand und schlug die Reportage von Emily Richter auf.
„Hier, sehen Sie doch selbst. Diese junge Dame war als Letzte bei mir und beschreibt doch hier den Mord an Elisabeth Kreuzer in allen Details. Ich wette mit Ihnen, dass auch die Leiche von Michelle Peters den Code auf die Kopfhaut eingeritzt bekommen hat!“
Triumphierend blickte der Alte die beiden an und hielt ihnen die Rheinische Post vors Gesicht. Klaus nahm ihm die Zeitung aus der Hand.
„Vielen Dank. Diesen Artikel kennen wir. Halten Sie sich bitte zur Verfügung, falls wir noch weitere Fragen haben!“, mit diesen Worten drehte er sich um, griff Oliver unter den Arm und schob ihn sanft aus dem Kreisarchiv hinaus.
...
Zehn Minuten später saßen Oliver und Klaus im Auto und waren auf dem Weg zurück ins Revier.
„Glaubst du, der Alte könnte der Mörder sein?“, fragte Oliver.
„Er ist jedenfalls nicht unverdächtig!“
„Weißt du, Klaus, ich habe in Emily Richters Reportage gelesen, dass der Mörder von damals Dietrich Hellenbroich hieß.“
„Ja, ich erinnere mich. Worauf willst du hinaus?“
„Der Archivar heißt Dietrich Hellenbruch. Kommt dir das nicht verdächtig vor?“
„Das kann ein Zufall sein. Ist ja kein angenommener Künstlername.“
„Stimmt. Aber auch er humpelt mit dem linken Bein. Genauso wie der historische Mörder Dietrich Hellenbroich.“
„Du hast Recht, Oliver. Das sind ein paar Zufälle zu viel. Wir haben wohl unseren ersten Verdächtigen gefunden. Zusätzlich zu den fünf Namen auf unserer Liste hier!“
XVIII .
Vor fünfhundert Jahren
Es war kalt und die Stille der Nacht lag über Zons. Am Horizont konnte Bastian die ersten hellen Strahlen der Morgendämmerung erkennen. Seine Glieder schmerzten, aber er fühlte sich glücklich. Soeben war Wernhart von seinem Erkundungsgang aus der Kirche zurückgekehrt. Alle fünf Mädchen lebten und schliefen friedlich nebeneinander vor dem Altar in der Kirche. Pfarrer Johannes hatte Wernhart heiße Milch mitgegeben und mit knurrendem Magen machten sich die beiden genüsslich darüber her.
Sie hatten Dietrich Hellenbroich ein Schnäppchen geschlagen. Diesmal hatte er kein Mädchen umbringen können! Bastian beschloss, noch zwei weitere Stunden auszuharren, nur um ganz sicher zu gehen. Danach würde er zu Marie gehen, mit ihr frühstücken und einen entspannten Tag verbringen. Seine guten Vorsätze wollte er direkt in die Tat umsetzen.
...
Zwei Stunden später hatten sie die Mädchen geweckt und wieder zu ihren
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