Der Puzzlemoerder von Zons
nicht mehr gezahlt hat. Ich wollte ihm gerade eben einen Besuch abstatten, doch er öffnet die Wohnungstür nicht. Offen gestanden, gehe ich auch nicht davon aus, dass er überhaupt zu Hause ist. Ich habe es in den letzten Wochen immer mal wieder versucht, aber auch sein Nachbar hat ihn ewig nicht mehr gesehen.“
„Nun, um ganz ehrlich zu sein. Wir sind nicht mehr zusammen und ich hatte auch länger keinen Kontakt mehr zu Martin. Allerdings konnte ich ihn auch über sein Handy nicht erreichen.“
„Oh, das tut mir aber leid, Frau Winterfeld. Sie waren doch so ein schönes Paar! Wie ist das denn nur passiert?“
Anna schlug die Augen nieder und blieb stumm.
„Tut mir leid, Frau Winterfeld. Ich wollte Ihnen mit meinen Fragen nicht zu nahe treten. Aber ich möchte schon gerne herausfinden, wo ihr Ex-Freund sich aufhält. Wissen Sie, ich kann es mir nicht leisten, auf die Mietzahlung zu verzichten.“
„Das verstehe ich gut!“, erwiderte Anna leise.
„Ich habe noch einen zweiten Wohnungsschlüssel. Warum schauen wir nicht einfach nach?“
„Da würde mir ein Stein vom Herzen fallen, Frau Winterfeld. Sie wissen, als Vermieter darf ich keinen Zweitschlüssel besitzen. Aber bei Ihnen ist das ja etwas anderes.“
Mit diesen Worten schob Martins Vermieter die Haustür wieder auf und winkte Anna in den Hausflur hinein. Martin wohnte in der dritten Etage. Wortlos stiegen sie die Stufen bis zu seiner Wohnungstür hinauf. Anna hatte ein flaues Gefühl im Magen. Klar, Martin war mit Christopher zusammen nach Berlin gezogen. Doch warum hatte er seine Wohnung nicht gekündigt? Außerdem würde er nie die Miete schuldig bleiben. Dafür war Martin viel zu pflichtbewusst.
Oben angekommen, kramte Anna den Wohnungsschlüssel aus ihrer Handtasche hervor und steckte ihn ins Schloss. Mit einer Drehung hatte sie die Tür geöffnet. Langsam schob sie die Wohnungstür auf. Ein Schwall stickiger und verbrauchter Luft kam ihnen entgegen. Es roch leicht nach Verwesung. Annas Magen meldete sich zu Wort. Sie hatte bis auf einen Kaffee noch nichts gefrühstückt und bei diesem Geruch wurde ihr auf der Stelle übel. Sie wand sich ab und ging wieder auf den Flur hinaus.
Herrn Hengsteberg schien der Geruch nichts auszumachen. Zielstrebig ging er in Martins Wohnung hinein. Anna konnte hören, wie er die Fenster öffnete.
„Warten Sie eine Minute , dann ist dieser üble Geruch verflogen. Ich denke, dass ein voller Mülleimer diesen Gestank verbreitet!“
Anna wartete ab, bis ein kühler und frischer Luftzug ihre Wangen streifte. Dann folgte sie Herrn Hengsteberg in Martins Wohnung. Alles sah so aus, als würde Martin jeden Augenblick zur Tür hereinspazieren. Sein Portemonnaie lag auf der Kommode im Flur und auf dem Küchentisch fand Anna Martins Handy. Kein Wunder, dass sie ihn nicht erreichen konnte. Das Handy war ausgeschaltet. Wahrscheinlich war der Akku längst leer. Martins Vermieter hantierte mit einer großen Mülltüte herum und leerte darin den stinkenden Mülleimer in der Küche aus.
„So, damit haben wir den Gestank erst einmal besiegt!“, erklärte er stolz, während er die Mülltüte sorgsam verknotete.
Anna setzte sich kreidebleich auf einen der Küchenstühle. Das mulmige Gefühl, dass sie jetzt seit einer Woche mit sich herum trug, nahm immer mehr traurige Gestalt an.
„Irgendetwas stimmt hier nicht, Herr Hengsteberg! Martin würde doch nie ohne Portemonnaie und Handy fortgehen.“
...
Oliver Bergmann und sein Partner Klaus standen im Kreisarchiv und betrachteten regungslos den heruntergekommenen Zustand des Gebäudes. Der Archivar schlürfte humpelnd zu einem Regal auf der linken Seite des Vorraums und begann in einem Kasten mit Karteikarten zu wühlen.
„Hier haben wir es!“, sagte er in ehrfurchtsvollem Ton mit Blick auf die beiden Kriminalpolizisten. Die beiden hatten ihm ihre Dienstmarken gezeigt und er fühlte sich plötzlich sehr wichtig. In letzter Zeit wollten immer mehr Menschen Auskunft über den Puzzlemörder von Zons haben. Mit diesen Gedanken im Kopf humpelte er zu den beiden Männern zurück und legte ihnen fünf Karteikarten mit den Ausleihdaten zu den Unterlagen über den Zonser Puzzlemörder vor.
Oliver und Klaus nahmen die Karteikarten entgegen.
„In den letzten zehn Jahren hat sich niemand für diese Unterlagen interessiert. Aber in den letzten neun Monaten haben fünf verschiedene Personen die Unterlagen bei mir ausgeliehen.“
„Vielen Dank, dass ist ein sehr guter Ansatzpunkt
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