Der Puzzlemoerder von Zons
registriert wurde. Jeder, der nach Zons hinein kam, musste seinen Namen nennen und jeder, der die Stadt verließ ebenfalls. Bastian engagierte sogar vier Schreiber, für jedes Stadttor einen, welche die Namen auf dicken Papierrollen ordentlich mit Tinte und Feder eintrugen. Eigentlich gab es kein Schlupfloch mehr, durch dass Dietrich Hellenbroich in die Stadt hätte eindringen können. Bastian ging im Geiste noch einmal alle Sicherungsmaßnahmen durch. Nein, er war sich ziemlich sicher, dass er an alles gedacht hatte.
Er blickte nach oben in den Himmel. Der Vollmond schien hell. Tausende Sterne blinkten strahlend vom Nachthimmel herab. Es war ein atemberaubender Anblick. Er hätte diesen Anblick gerne in trauter Zweisamkeit mit Marie genossen. In letzter Zeit sahen sie sich nicht so oft wie früher. Seit der erste Mord in Zons geschah, war Bastian ständig unterwegs. Selbst wenn er mit Marie zusammen war, war er mit seinen Gedanken beim Mörder Dietrich Hellenbroich. Er erinnerte sich an Maries angstvolle Augen nach seinem Sturz vom Zollturm. Sie waren voller Angst um ihn gewesen und er konnte ihre Liebe aus ihnen erkennen. Wenn dieser Alptraum hier vorbei war, würde er sich wieder mehr um Marie kümmern. Sie verdiente es wirklich nicht, so von ihm vernachlässigt zu werden. Er wollte, dass sie glücklich mit ihm war.
Wernhart riss ihn leise stöhnend aus seinen Gedanken.
„Verdammt, mein Bein ist eingeschlafen.“
Wernhart rieb sich seinen rechten Unterschenkel und bewegte mit verzerrtem Gesicht den Fuß hoch und runter.
„Was meinst du wie spät es ist?“, fragte er Bastian.
„Es müsste kurz nach Mitternacht sein“, erwiderte dieser und begann ebenfalls seine steifen Glieder zu strecken.
Sie hatten sich in einer kleinen Gasse vor der Kirche postiert und verbrachten jetzt schon fast sechs Stunden ohne Bewegung an diesem Ort. Es würde noch eine lange und unbequeme Nacht werden. Aber Bastian selbst hatte veranlasst, dass die Soldaten ihre Wachposten erst mit Beginn der Morgendämmerung verlassen durften. Diesmal durfte nichts schiefgehen!
XVII .
Gegenwart
Eine ganze Woche war seit ihrem Anrufversuch bei Martin vergangen. Anna hatte sich bisher nicht getraut, Emily davon zu berichten. Sie wäre sicher enttäuscht von ihr gewesen. Emily hielt sie für eine starke und konsequente Frau und Anna fühlte sich in dieser Rolle auch sehr wohl. Aber tief in ihrem Innersten wusste Anna, dass sie längst nicht so willensstark war, wie alle von ihr glaubten.
Tatsächlich hatte sie es nicht lassen können, es täglich auf Martins Handy zu versuchen. Auf der einen Seite schämte sie sich mächtig dafür, auf der anderen Seite machte sie sich zunehmend Sorgen. Das war gar nicht Martins Art. Er konnte es eigentlich keine Sekunde ohne sein Handy aushalten und jetzt war es schon seit über einer Woche ausgeschaltet. Anfangs glaubte Anna noch, er wäre in einem Funkloch und deshalb nicht erreichbar, aber nach ihren sieben Anrufversuchen verwarf sie diesen Gedanken. So einen Zufall konnte es nicht geben, dass sie jedes Mal anrief, wenn er in einem Funkloch steckte.
Anna schaute auf die Uhr. Es war kurz nach acht Uhr. Sie checkte ihre Terminlage auf ihrem Blackberry und stellte fest, dass ihr erster Termin heute um zehn Uhr begann. Da blieb noch genug Zeit für einen Abstecher zu Martins alter Wohnung!
...
Fünfzehn Minuten später parkte sie am Stadtpark in Neuss und ging auf eines der großen , alten Wohnhäuser zu. Der Neusser Stadtpark gehörte zu den beliebtesten Wohngegenden der Stadt und Anna hatte diese herrliche, grüne Wohnlage immer sehr genossen, wenn sie bei Martin zu Besuch war. Sie blickte zu Martins Wohnung hinauf. Es brannte kein Licht. Sie ging zur Haustür und wollte gerade auf den Klingelknopf drücken, als sich quietschend die Haustür öffnete. Herr Hengsteberg, Martins Vermieter, stand müde und mit tiefen Augenringen vor ihr.
„Guten Morgen, Herr Hengsteberg!“, grüßte Anna überrascht.
„Guten Morgen, Frau Winterfeld, wie geht es Ihnen? Ich habe Sie ja eine ganze Ewigkeit nicht mehr gesehen!“
„Stimmt. Ich hatte viel zu tun in den letzten Monaten“, wich Anna aus.
„Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich Sie hier treffe“, gestand ihr Herr Hengsteberg ein.
Er schob seine r andlose Brille auf seiner Nase nach oben und holte aus:
„Ich habe Ihren Freund seit Monaten nicht mehr gesehen. Ehrlich gesagt, bin ich mittlerweile ziemlich sauer, da er mir auch die letzte Monatsmiete
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