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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Fingerabdrücken, und … Ach ja, da ist es! Eine Zusammenfassung der Ergebnisse unserer Spurensicherung. ‹Kutschenuhr, auf dem Fußboden, keine Abdrücke.› Wahrscheinlich ist sie abgewischt worden.»
    «Aber ist das denn nicht schon an sich verdächtig? Es müssten doch Fingerabdrücke drauf sein, und wenn’s nur von Jordon wäre, als er sie das letzte Mal aufgezogen hat.»
    «Wahrscheinlich hat Martha hier geputzt.»
    «Dann sollten wenigstens ihre drauf sein», sagte der Rabbi.
    «Wenn sie nicht diese Gummihandschuhe getragen hat, die die Frauen jetzt immer benutzen. In der Küche gibt es so ein Paar.» Er ging neben dem Rabbi in die Hocke.
    «Wie zieht man sie auf?», erkundigte sich der Rabbi.
    «Man kann sie hinten öffnen.» Er hob sie an ihrem Messing-Klappgriff obendrauf auf und trug sie zum Tisch. Die Uhr war etwa fünfzehn Zentimeter hoch und bestand aus rechteckigen, abgeschrägten Glasscheiben – von denen zwei durch die Kugel zersplittert waren – in einem Messingrahmen. «Man bezeichnet sie als Kutschenuhr, und normalerweise befindet sie sich in einer gepolsterten Lederschatulle. Im Grunde ein altmodischer Reisewecker. Man trug sie hier, an diesem Griff, und wenn man in einem Gasthaus oder Hotel abstieg, konnte man sie auf den Kamin stellen. Zum Aufziehen nahm man sie aus der Lederschatulle und öffnete sie hinten. Sehen Sie den viereckigen Stift in dem Loch hier? Da zieht man sie auf. Man braucht aber einen Schlüssel dazu.»
    «Nein, zwei», stellte der Rabbi fest. «Der Stift in dem anderen Loch muss zum Verstellen der Zeiger dienen. Er ist kleiner als der andere. Wo würde man Ihrer Ansicht nach diese Schlüssel aufbewahren?»
    «Tja, wir haben in unserem Wohnzimmer auch eine Uhr, die man aufziehen muss. Der Schlüssel liegt immer dahinter auf dem Kaminsims.» Er ging zum Kamin, streckte den Zeigefinger aus und rief: «Ein Schlüssel, Rabbi, aber ein doppelter. Die eine Seite zum Aufziehen, die andere zum Verstellen der Zeiger. Unsere Uhr zu Hause zieht man von vorn auf, und die Zeiger verstellt man mit der Hand.»
    «Den hat Martha bestimmt nicht abgestaubt», sagte der Rabbi. «Vor allem, wo er hinter der Uhr liegt.»
    «Und bestimmt nicht, wenn sie die Gummihandschuhe angehabt hat.» Er wandte sich wieder dem Aktenhefter zu. «In der Zusammenfassung ist nichts von dem Schlüssel erwähnt. Ich glaube kaum, dass unser Mann dort nach Fingerabdrücken gesucht hat. Ich werde ihn gleich mal anrufen.»

52
    Während sie im Esszimmer auf das Eintreffen des Experten für Fingerabdrücke warteten, dachte Lanigan laut über den Fall nach. «Ich hatte Gore schon von der Liste der Verdächtigen gestrichen, bevor wir hinter sein Alibi kamen. Ich war der Ansicht, er sei der Einzige, der den Mord nicht begangen haben konnte, weil er der Einzige war, der wusste, dass sich noch jemand im Haus befand. Er war der Einzige, der sah, wie Billy in sein Zimmer geschickt und eingeschlossen wurde. Irgendwie muss er herausgefunden haben, dass der Junge ausgerissen war.»
    Der Rabbi nickte. «Als ich Billy auf der Insel besuchte, sagte er mir, Gore wüsste, dass er jedes Mal ausriss, wenn der alte Jordon ihn in seinem Zimmer einschloss. Er hatte es ihm erzählt, und sie hatten zusammen darüber gelacht. Trotzdem glaube ich, dass Gore kein Risiko eingegangen ist. Vielleicht hat er gehört, wie das Fenster hochgeschoben wurde …»
    «Ja, der Fensterrahmen ist aus Holz, und die Tür ist dünn. Wenn Gore unmittelbar an der Tür stand, konnte er zweifellos alles hören», stimmte Lanigan zu.
    Sie sprachen von Gore und was für ein Mensch er sei. «In der Stadt hat er einen guten Ruf», berichtete Lanigan. «Tut viel für die Öffentlichkeit, wie zum Beispiel diese Silbersammlung. Er ist geschieden, und wie ich hörte, eben aufgrund seiner Öffentlichkeitsarbeit. Wissen Sie, alle möglichen Aktivitäten, und kaum noch zu Hause. Wie viel Geld er als Bankpräsident verdient, weiß ich nicht, aber er lebt recht bescheiden. Wenn wir das nachprüfen, stellen wir vielleicht sogar fest, dass er gespielt hat. Wenn er mit dem Geld knapp dran ist, wären Jordons zwei Millionen für ihn eine Hilfe.»
    «Man braucht nicht mit Geld knapp zu sein, um an zwei Millionen kommen zu wollen», bemerkte der Rabbi.
    «Da haben Sie allerdings Recht.»
    «Und wenn er genau wusste, dass er das Geld erben würde, hat er nach einer Weile vielleicht das Gefühl gehabt, es sei im Grunde wirklich seins und Jordon sei nur so eine Art vorübergehender

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