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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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mit ihm in Verbindung und erkundige mich, falls möglich, wie die Lage steht.»
    «Jawohl, das will ich!»

50
    Nachdem er Maltzman entlassen hatte, schlug Lanigan Lieutenant Jennings vor, nach Hause zu gehen und sich ein bisschen auszuruhen.
    «Gute Idee, Hugh. Meine Frau hat sich schon darüber beschwert, dass sie seit zwei Wochen immer allein essen muss. Aber was ist mit Ihnen? Wollen Sie nicht auch heimfahren?»
    «Später vielleicht. Jetzt muss ich erst mal alles für meine Sitzung mit Clegg vorbereiten. Wir sehen uns morgen.»
    Wenige Stunden später jedoch, als Jennings inmitten der ringsum verstreuten Sonntagszeitungen auf dem Diwan schlummerte, wurde er durch einen Anruf von Lanigan geweckt. Es habe eine neue Entwicklung gegeben. Ob er gleich kommen könne.
    Er merkte, dass der Chief erregt war. «Bin sofort da!»
    Obwohl er kaum zehn Minuten darauf eintraf, knurrte Lanigan ihn mürrisch an: «Wo bleiben Sie denn?» Und als Jennings mit hüpfendem Adamsapfel indigniert antworten wollte: «Na, lassen Sie nur. Es gibt zum ersten Mal einen Lichtblick. Es ist tatsächlich jemand ungefähr zur Tatzeit in der Nähe gewesen. Und wir brauchen es nicht zu beweisen. Sie gibt es zu.»
    «Sie?»
    «Ganz recht.» Er berichtete dem Lieutenant vom Besuch der Mandells. «Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass das Schema der Schüsse ein wesentlicher Hinweis in diesem Fall sein musste. Doc Mokely hat das ganz richtig erkannt, als er sagte, es sehe so aus, als hätte eine Frau die Augen zugekniffen und drauflosgeballert, bis die Waffe leer war. Und ich bin da völlig seiner Meinung. Deswegen wollte ich unbedingt wissen, was Martha an jenem Abend gemacht hat. Als wir sie streichen mussten, dachte ich, der Junge könnte in Frage kommen, aber ganz wohl war mir bei dieser Idee nicht. Und jetzt kommt eine zweite Frau …»
    «Aber sie sagt doch, es war alles dunkel, und Stanley sagt auch, es war alles dunkel.»
    «Jordon hat nur das Erdgeschoss bewohnt, und das liegt praktisch ganz hinter den Bäumen versteckt. Von der Straße aus kann man nicht sehen, ob im Wohnzimmer Licht brennt. Und außerdem, was sollte Mrs. Mandell denn anderes sagen?»
    «Ja, Hugh, aber wo ist das Motiv? Warum sollte sie Jordon umbringen wollen?»
    «Das weiß ich nicht. Warum sollte sie sich freiwillig erbieten, den Bericht abzuliefern, wo sie dann doch ihre Mutter …»
    «Ihre Schwiegermutter.»
    «Na schön, ihre Schwiegermutter allein lassen musste. Sie wollte nicht mit in den Gottesdienst gehen, wo sie den großen Auftritt ihres Mannes hätte miterleben können, weil sie die alte Dame angeblich des Abends nicht allein lassen durfte. Also, ich weiß nicht, was es zwischen ihr und Jordon gab, aber als ich vorhin die Akte noch einmal durchsah, habe ich einen gewissen Hinweis gefunden. Als wir Gore verhört haben, sagte er, Jordon habe seine Sekretärin belästigt. Und das genau ist Mrs. Mandell – seine Sekretärin. Und was meinte er mit ‹belästigen›? Es könnte natürlich nichts weiter sein, als dass ein schmutziger alter Mann einer hübschen jungen Frau einen Klaps auf den Hintern gegeben hat. Aber es könnte ebenso gut sein, dass Gore ein Techtelmechtel zwischen den beiden beobachtet hat und dass Mrs. Mandell das kaschieren wollte, indem sie behauptete, Jordon hätte sie belästigt.»
    Jennings kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    «Ich weiß, viel ist es nicht. Ich sagte ja, es ist nur so ein gewisser Hinweis. Aber ich möchte, dass Sie sich bei den Bankangestellten umhören; nehmen Sie sich jeden einzeln vor. Aber behutsam, verstehen Sie? Sehen Sie zu, was Sie herausbringen. Klatsch, Gerüchte, alles, was ich als Aufhänger für eine richtige Vernehmung der Dame benutzen kann.»
    «Sicher, Hugh. Aber eine Frau, die in einer Bank arbeitet – die kann man sich nur schwer als Mörderin vorstellen.»
    «Dies war kein Profi-Mord, Eban, also kann es durchaus jemand wie Mrs. Mandell gewesen sein, ein normaler Durchschnittsmensch wie der Gemüsehändler, ein Lehrer, sogar ein Cop. Sicher, manche stellen sich gleich danach selbst. Aber gewöhnlich nicht aus Reue, sondern weil sie überzeugt sind, entdeckt zu werden. Manchmal dagegen sind sie clever, und der Fall wird nie gelöst. Stimmt’s?»
    «Ja, schon.»
    «Und noch etwas, Eban. Das Haus der Mandells muss beobachtet werden.»
    «Glauben Sie, die laufen davon?»
    «Nein, kaum. Aber wenn ich morgen mit Clegg spreche, und er will mit ihr reden, möchte ich nicht feststellen

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