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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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nicht?»
    «Weil das Zeug sehr wertvoll ist.»
    «Das ist es allerdings.»
    «Also sollten Sie lieber jemanden mitnehmen. Sie könnten einen Unfall haben, und …»
    «Sie haben Recht, Molly – wie immer.» Er überlegte eine Minute. «Ich werde Billy darum bitten. Lassen Sie ihn doch bitte herkommen, ja, Molly?»
    Als der junge Mann erschien, sagte er: «Ich möchte heute Abend das Peter-Archer-Silber nach Boston bringen. Hätten Sie Lust, mitzukommen – sozusagen als bewaffneter Begleitschutz?»
    «Mann, fabelhaft! Soll ich Sie zu Hause abholen? Um wie viel Uhr?»
    «Nicht nötig, ich komme zu Ihnen. Mr. Jordon hat mich zum Dinner eingeladen. Dabei hole ich seine Suppenterrine ab …»
    «Ich wusste, dass er sie ihnen geben wollte. Martha hat sie neulich schon putzen müssen.»
    «Dann wäre das abgemacht. Nach dem Dinner fahren wir gleich zu mir, und Sie können mir helfen, das Zeug einzuladen.»
    Gegen Mittag erinnerte Molly ihren Chef noch einmal an den Jordonbericht, und er antwortete, er werde sich darum kümmern, sobald er vom Lunch zurück sei. Aber beim Lunch traf er ein paar Kunden, und so wurde es nach zwei, bis er wieder in seinem Büro war. Als sie ihn abermals daran erinnerte, sagte er: «Ich hab’s mir überlegt. Wenn ich den Bericht mitnehme, muss ich ihn heute noch mit ihm Punkt für Punkt durchgehen. Das dauert dann bestimmt bis Mitternacht. Ich werde ihm sagen, dass ich ihn per Post schicke.»
    «Aber er ist doch so pingelig und verlangt seine Berichte immer genau an dem Tag, an dem sie fällig sind. Und dieser hier ist heute fällig.»
    Er grinste sie spitzbübisch an. «Na also, dann habe ich noch bis Mitternacht Zeit. Wenn der Brief nach fünf in die Post kommt, wird er am Samstag nicht mehr ausgetragen. Also kann ich ihn jederzeit während des Wochenendes aufgeben, und er bekommt ihn doch noch am Montag.»
    Sie musterte ihn zweifelnd. «Kann ich vielleicht etwas für Sie tun?», fragte sie dann.
    Er zupfte an seiner Unterlippe und sah sie nachdenklich an. «In der Tat, das können Sie wirklich. Es ist im Grunde keine große Sache. Hier, ich werde es Ihnen zeigen.» Er holte Ellsworth Jordons Akte heraus. «Das hier sind die Käufe, und das die Verkäufe, zumeist Aktien, aber auch einige Grundstückstransaktionen. Sie führen also die hier untereinander auf …»
    «Ich habe in der Schule Buchhaltung gelernt.»
    «Das reicht bestimmt, glauben Sie mir! Das und Ihr gesunder Menschenverstand. Sie brauchen diese hier nur in einer Spalte aufführen, und die da in der anderen. Aufgeschlüsselt, natürlich, aber das steht ja praktisch alles schon da. Kopieren Sie einfach die Form der früheren Berichte, aber sauber getippt, ja?»
    Bei Geschäftsschluss war sie noch lange nicht fertig, erbot sich aber, die Arbeit mit nach Hause zu nehmen.
    «Ich bitte Sie höchst ungern darum», meinte er.
    «Sie bitten mich ja nicht. Ich tue es freiwillig.»
    «Aber wird Herb nicht …»
    «Herb leitet heute Abend in der Synagoge den Bruderschafts-Gottesdienst. Und ich muss ohnehin zu Hause bleiben und auf seine Mutter aufpassen.»
    «Dann ist doch die sicher …»
    «Meine Schwiegermutter geht sofort nach dem Essen nach oben und ist um acht längst eingeschlafen. Wirklich, es macht mir überhaupt nichts aus. So habe ich wenigstens etwas zu tun.»
    «Tja, also – wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht. Ich werde es wieder gutmachen.»

16
    Als er gerade an seine Haustür kam, hörte Maltzman das Telefon klingeln. Hastig fingerte er nach seinem Schlüssel, für den Fall, dass es für ihn war. Und tatsächlich, als er die Tür aufschloss, hörte er seine Frau sagen: «Oh, er kommt gerade herein. Einen Moment.» Sie legte die Hand über die Sprechmuschel und flüsterte: «Mr. Segal.»
    Er nahm den Hörer. «Mr. Segal?», sagte er. «Wie geht’s Ihnen? … Wunderbar … Nein, noch nicht. Ich habe ihn ein paar Mal zu erreichen versucht, aber ohne Erfolg … Ja, ich verstehe … Ich erwische ihn bestimmt in den nächsten Tagen … Selbstverständlich gebe ich Ihnen sofort Bescheid … Gut … Gut … Wiederhören.»
    Als er den Hörer auflegte, erklärte er: «Wegen dem Grundstück auf dem Point. Diese großen Finanziers! Wenn die was wollen, glauben die immer, man könnte es ihnen –» er schnippte mit den Fingern – «einfach so beschaffen.»
    «Hast du wirklich versucht, Ellsworth Jordon zu erreichen?»
    «Natürlich nicht, aber das brauche ich ihm doch nicht auf die Nase zu binden.»
    «Befürchtest du, dass er

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