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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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er sein Herz gehängt hat.»
    «Nun», erwiderte Jordon mit saurem Grinsen, «ich hab die Tür ja nicht ganz zugeschlagen. Dieser Maltzman dachte, ich ziere mich nur oder rede am Telefon nicht gern über Preise, deswegen fragte er, ob er mich aufsuchen dürfe, um alles mit mir zu besprechen. Und ich habe ihm gesagt, ich erwarte ihn heute Abend um halb neun.»
    «Ach so! Dann ist ja alles in Ordnung.» Gore war erleichtert.
    «Ich habe ihm erklärt», fuhr der Alte fort, «ich wüsste, dass er der Vorstandsvorsitzende der Synagoge sei, und dass es am Freitagabend um halb neun, den Anschlägen draußen zufolge, jeweils einen Gottesdienst gebe, und nun wollte ich gern sehen, was für ihn wichtiger sei, seine Kommission oder seine Religion.» Der Alte warf den Kopf zurück und lachte hämisch.
    Billy musterte ihn zweifelnd, als wisse er nicht recht, ob das ein Scherz gewesen sein sollte oder nicht.
    Gore gab vor, belustigt zu sein. «Und was hat er geantwortet?», fragte er.
    «Er sagte, falls er kommen werde, dann nur, um mir eine Kugel durch den Kopf zu jagen.»
    «Na also!» Gore lächelte voller Genugtuung. «Jetzt haben Sie’s verpatzt, und Sie können von Glück sagen, wenn Sie einen anderen finden, der Ihnen die Hälfte der verlangten Summe bezahlt.»
    «Glauben Sie wirklich?» Jordon legte den Suppenlöffel hin, langte nach hinten und zog seine Brieftasche aus der Gesäßtasche. «Sie würden also wetten, dass Maltzman um halb neun nicht erscheint?»
    «Aber sicher.»
    «Dann lassen Sie Ihr Geld sehen.»
    «Sie meinen, ich soll …» Gore zog einen Dollarschein aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch.
    «Wunderbar. Billy wird den Bankhalter spielen. Das verleiht ihm ein Gefühl für Verantwortung.»
    Martha kam, die Suppenteller abzuräumen. Sie wartete, während der Alte hastig den Teller schräg hielt, um auch den letzten Rest noch auszulöffeln. «Wollen Sie uns drängen, Martha?», erkundigte er sich.
    «Ich hab gesehen, dass Sie nicht mehr essen.»
    «Ich hatte nur aufgehört, um eine Finanztransaktion durchzuführen. Na schön, ich bin fertig. Wichtige Verabredung heute Abend?»
    «Einfach eine Verabredung», antwortete sie und ging, um das Hauptgericht hereinzuholen.
    Später, als sie wiederkam, um den Tisch abzuräumen, erkundigte sich Jordon scherzhaft: «Wer ist es denn, Martha? Wer ist der Glückliche heute Abend?»
    «Geht Sie nichts an», antwortete sie schnippisch.
    Der Alte brüllte vor Lachen. «Also, das ist mir mal ’n temperamentvolles Mädchen», erklärte er beifällig. «Kommen Sie, gehen wir lieber ins Wohnzimmer. Den Kaffee können wir auch da trinken, und sie kann hier abräumen.»
    Als Martha wenige Minuten darauf den Kaffee servierte, war sie schon zum Ausgehen angezogen.
    «Gehen Sie jetzt?», erkundigte sich Jordon.
    «Gleich», antwortete sie. «Ich warte nur noch auf meinen Freund.»
    «Soll das heißen, dass er Sie anruft?»
    «Nein, er will mich hier abholen. Mein Wagen ist in der Reparatur.»
    «Dann kommt er also her, nicht wahr? Wie, sagten Sie doch, ist sein Name?»
    «Gar nichts habe ich gesagt.»
    «Also, Martha, dass wir uns recht verstehen», sagte er freundlich. «Mit wem Sie ausgehen, ist Ihre Sache, aber wer in mein Haus kommt, ist meine Sache.»
    Seine Stimme war schärfer geworden, und da sie es nicht der Mühe wert fand, deswegen zu streiten, antwortete sie achselzuckend: «Stanley Doble. Wahrscheinlich kennen Sie ihn.»
    «Allerdings kenne ich ihn», sagte er grimmig. «Und ich werde es nicht dulden.»
    «Was soll das heißen?»
    «Das soll heißen, dass ich ihn nicht in meinem Haus dulde!»
    Sie lächelte verkniffen. «Ich glaube, der mag Sie ebenso wenig wie Sie ihn. Sobald er also klingelt, werde ich …»
    «Dann hat er immer noch unbefugt mein Grundstück betreten. Wenn Sie sich mit ihm treffen wollen, tun Sie das freundlichst unten am Tor, Missy.»
    «Also, Sie …» Ungläubig starrte sie ihn an. Dann machte sie kehrt und ging steif hinaus. Kurz darauf war sie wieder zurück – im Mantel und mit ihrer Handtasche unter dem Arm. In der Hand hielt sie einen Schlüssel, den sie vor seiner Nase schwenkte. «Da ist Ihr Schlüssel.» Sie ließ ihm den Schlüssel in den Schoß fallen. «Ich brauche ihn nicht mehr. Ich komme nie wieder. Suchen Sie sich jemand anders.» Damit ging sie zur Haustür, riss sie auf und knallte sie heftig hinter sich zu.
    Billy sah von Jordon zu Gore, als wisse er nicht, wie er sich verhalten solle. Ellsworth Jordon, eindeutig

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