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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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dagegen war, telefonierten sie die ganze Woche lang mit den Vorstandsmitgliedern, und bei der nächsten Sitzung, wenn darüber abgestimmt werden sollte, waren es vierzig oder noch mehr, und der Antrag wurde abgelehnt. So kann man keine Geschäfte führen. Aber jetzt haben wir einen Vorstand mit nur fünfzehn Mitgliedern, also eher einen Verwaltungsrat. Und wir setzen uns nachmittags zusammen. Und zwar jede zweite Woche, statt, wie bisher, jede Woche. Es sind richtige Geschäftssitzungen, nicht eine Gelegenheit, wo man müßige Reden führen kann. Jeder, der dazu verpflichtet ist, kommt. Wenn jemand bei zwei oder drei Sitzungen fehlt, wird er abgewählt, und ich habe das Recht, einen Ersatzmann zu bestimmen, wie ich es neulich mit Herb Mandell getan habe, als Joe Cohen meinte, er könne nicht regelmäßig kommen. Wenn ich also den Rabbi zu unseren Sitzungen einladen würde, könnte er nicht an allen teilnehmen. Er hat möglicherweise eine Trauung vorzunehmen oder eine Beerdigung oder eine andere Sitzung. Und wenn er nicht jede Woche kommt, müssen wir kostbare Zeit vergeuden und ihm erklären, um was es bei den einzelnen Punkten der Tagesordnung geht.»
    «Ich finde», stellte Molly Mandell gelassen fest, «dass es ein großer Fehler war, dem Rabbi einen Vertrag auf Lebenszeit zu geben.»
    «Wir haben ihm keinen Vertrag auf Lebenszeit gegeben», erwiderte Roger Streitfus. «Wir haben ihm zwar einen angeboten, aber er wollte nicht. Das war, glaube ich, vor ungefähr zwei Jahren. Er hat lediglich einen Jahresvertrag. Auf eigenen Wunsch.»
    «Ganz recht», bestätigte Maltzman. «Das war in dem Jahr, als er nach Israel fuhr. Vielleicht gedachte er dorthin zurückzukehren und wollte dann nicht durch einen langfristigen Vertrag gebunden sein.»
    «Und wie genau wird das gehandhabt?», erkundigte sich Molly interessiert. «Handeln Sie jedes Jahr mit ihm die Bedingungen aus und setzen anschließend den neuen Vertrag auf?»
    «O nein! Sein Gehalt ist lediglich ein Posten unseres Budgets. Wenn der Vorstand das Budget billigt, schickt ihm die Sekretärin einen Brief mit der Mitteilung, dass sein Vertrag um ein Jahr verlängert worden ist. Das ist alles.»
    «Und was wäre, wenn Sie ihm schrieben, er sei nicht verlängert worden?», fragte Allen Glick. «Nur rein theoretisch, verstehen Sie?»
    «Tja, keine Ahnung. Er würde vermutlich … Keine Ahnung, was er tun würde», gestand Maltzman.
    «Bestimmt würde er seine Kündigung einreichen», meinte Roger Streitfus. «Wie ich weiß, hat er mit früheren Vorständen auch schon Schwierigkeiten gehabt und um seinen Job gekämpft. Aber es ist noch nie offiziell gegen ihn gestimmt worden.»
    «Da könnten Sie Recht haben», sagte Allen Glick. «Was blieb ihm anderes übrig, als zurückzutreten? Entweder das, oder er müsste den Vorstand um eine Neuabstimmung bitten. Und dazu ist er zu stolz.»
    «Bei fünfzehn Vorstandsmitgliedern brauchen wir nur acht Gegenstimmen», stellte Streitfus fest und fügte hitzig hinzu: «Wenn diese Angelegenheit zur Sprache käme, würde ich gegen ihn stimmen.»
    Die anderen hatten Verständnis für seine Gefühle. Sie alle wussten, dass der Rabbi sich geweigert hatte, bei der Hochzeit von Streitfus’ Tochter mit einem Nichtjuden an einer gemeinsamen Trauung teilzunehmen.
    «Ich auch», erklärte Allen Glick. «Was ist mit Ihnen, Herb? Sie sind doch auch jetzt im Vorstand und haben eine Stimme.»
    «Oh, Herb würde mitmachen», behauptete Molly, ehe ihr Mann selbst antworten konnte. «Wenn wir jemals die Gleichberechtigung der Frauen beim Gottesdienst erreichen und eine zeitgemäße, moderne Synagoge haben wollen, müssen wir Rabbi Small rausschmeißen und einen Rabbi holen, der mitzieht.»
    «Also, Henry, jetzt haben Sie schon drei Stimmen», sagte Streitfus. «Fehlen nur noch fünf.»
    Maltzmans Augen blitzten. Er rieb sich die Hände. «Ja, und ich glaube, die können wir auch noch auftreiben.»
    Alle Gäste rings um den Tisch lächelten.
    «Aber wir müssen sehr vorsichtig vorgehen», warnte Maltzman. «Es muss unbedingt unter uns bleiben, denn wenn die Opposition Wind davon kriegt …»

14
    Stanley Doble, Hausmeister der Synagoge, war durchaus kein idealer Angestellter. Denn erstens war er unzuverlässig. Es war schon vorgekommen, dass er eine Arbeit unterbrach, angeblich, um zum Mittagessen zu gehen, und dann tagelang nicht zurückgekommen war, weil er jemanden getroffen hatte, der den Vorschlag machte, nach Maine raufzufahren und auf die

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