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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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verblüfft, schien jedoch nicht allzu verärgert. Um Gores Lippen spielte ein rätselhaftes Lächeln.
    «Jetzt haben Sie’s geschafft, Ellsworth», stellte er gelassen fest. «Man kann die Menschen nur bis zu einer gewissen Grenze rumschubsen. Jetzt müssen Sie sich eine andere Haushälterin suchen.»
    «Das beweist, wie wenig Menschenkenntnis Sie besitzen, Larry», entgegnete Jordon verächtlich. «Die kommt wieder.»
    Gore war verwirrt – und interessiert. «Wie kommen Sie darauf?»
    Der Ältere lächelte. «Heute ist der einunddreißigste, nicht wahr? Also, bis jetzt hat sie ihren Monatsscheck noch nicht von mir erhalten. Möglich, dass sie bis Montag oder Dienstag wartet, ob er vielleicht mit der Post eintrifft. Möglich aber auch, dass sie ihn sich abholt, wahrscheinlich morgen. Vielleicht ja sogar noch heute Abend, nachdem Sie weg sind. Und dann gibt es giftige Bemerkungen, die zu einem Riesenkrach führen. Dann ist die Luft wieder gereinigt, und wir werden beide zugeben, dass wir ein bisschen übereilt gehandelt haben.»
    «Sie sind wirklich ein bösartiger, alter Mistkerl», sagte Gore nicht ohne eine Andeutung von Bewunderung.
    Der Alte war sichtlich stolz, und Billy hielt die Bemerkung für angebracht: «Martha geht schnell in die Luft, aber sie beruhigt sich auch ebenso schnell wieder.»
    «Da hören Sie’s, Larry», bestätigte Jordon. «Und jetzt endlich zur Sache. Geben Sie mir den Vierteljahresbericht, damit wir ihn uns ansehen können …»
    «Oh, den habe ich nicht mitgebracht», erklärte Gore lässig. «Der war noch nicht fertig, als ich fortging.»
    «Der Bericht ist heute fällig», sagte Jordon mit tonloser Stimme.
    «Nein, Ellsworth. Wir müssen ihn heute abschicken. Das bedeutet, wir haben bis Mitternacht Zeit …»
    Der Alte schlug mit der Faust auf die Sessellehne. Sein Gesicht färbte sich rot. «Verdammt noch mal, ich habe heute am Telefon mit Ihnen darüber gesprochen und sie dann zum Dinner eingeladen. Sie wussten genau, dass Sie den Bericht mitbringen sollten!»
    Es klingelte.
    Sofort wandelte sich Jordons Stimmung. Voller Genugtuung rieb er sich die Hände. «Das ist bestimmt Martha, die zurückkommt. Geh aufmachen, Billy. Aber wenn sie diesen Taugenichts, diesen Doble bei sich hat, kannst du ihr sagen, ich will sie nicht sprechen.»
    Als Billy die Tür öffnete, sah er Stanley draußen stehen – allein. Er war eindeutig verlegen und nervös. «Martha Peterson?», fragte er.
    «Tut mir Leid, die ist nicht hier …»
    «Sind Sie das, Doble?» Jordon stand auf und kam in die Diele. Mit lauter Kommandostimme sagte er: «Ich habe Ihnen erklärt, ich wünsche nicht, dass Sie dieses Haus je wieder betreten. Verschwinden Sie, oder ich rufe die Polizei.»
    «Ich wollte Martha Peterson abholen», wiederholte Stanley stur.
    «Sie ist aber nicht hier. Sie arbeitet nicht mehr bei mir.»
    «Das stimmt», bestätigte Billy. «Sie hat gekündigt, als er ihr sagte, er werde nicht dulden, dass Sie hierher kommen.»
    «Also …» Stanley drängte sich mit erhobenen Armen und ausgestreckten Händen an Billy vorbei, als wolle er den Alten beim Hals packen. Gore, der Jordon in die Diele hinaus gefolgt war, trat zwischen sie. Er legte Doble die Hand auf die Brust. Mit leiser Stimme sagte er: «Seien Sie kein Dummkopf, Doble. Sie machen sich unglücklich. Martha wartet unten am Tor auf Sie.»
    «Ich habe sie aber nicht gesehen.»
    «Wahrscheinlich haben Sie sie nicht bemerkt, als Sie in die Einfahrt eingebogen sind», sagte Gore beschwichtigend. «Aber sie ist bestimmt da und wartet auf Sie. Gehen Sie lieber. Vielleicht wartet sie nicht lange.»
    Stanley ließ sich behutsam zur Tür schieben. Auf der Schwelle hielt er noch einmal inne und schüttelte die Faust. «Sie sind ein gemeiner, alter Schweinehund, Jordon, und Sie lügen! Verlassen Sie sich drauf: Ich komme wieder!»
    Als er schließlich die Tür hinter Stanley Doble schloss, erkundigte sich Gore: «Was hat er Ihnen eigentlich getan, Ellsworth, dass Sie so böse auf ihn sind?»
    Der Alte winkte gelassen ab. «Ach, es ging da um eine Arbeit, die ich ihm aufgetragen hatte. Vor Monaten schon. Meine Haustür klemmte, und er sollte sie richten. Er hob sie aus den Angeln und hobelte die Kante ab. Dann hängte er sie ein, aber sie war immer noch nicht in Ordnung. Und er wollte sie nicht richten, solange ich ihm das nicht extra bezahlte.»
    «Sie scheint aber doch zu funktionieren.»
    «Nein, das Schloss schnappt nicht richtig ein. Sie schließt nur, wenn

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