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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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bekniet ihren Mann dauernd, dass er neue Sachen kauft, wenn die alten hinüber sind, aber eine Haushälterin sorgt nur dafür, dass alles sauber ist.»
    «Ja, aber das ist es nicht allein. Dieses Haus ist so riesig wie eine Arche, drei Stockwerk hoch, aber alles spielt sich im Erdgeschoss ab. Sieht nicht so aus, als ob die Zimmer in den beiden anderen Etagen überhaupt benutzt worden sind. Das, was früher wohl mal der hintere Salon war, dient ihm jetzt als Schlafzimmer – direkt neben dem Wohnzimmer! Und dieses kleine Zimmer daneben hat er dem Jungen gegeben. Sieht mir verdammt so aus, als wollte er an den Heizkosten sparen.»
    «Mag sein», entgegnete Lanigan. «Es heißt, dass er mit dem Geld immer sehr vorsichtig umging. Andererseits hat ihm der Arzt nach seinem Herzanfall vielleicht das Treppensteigen verboten. Und dann wollte er natürlich, dass der Junge unmittelbar in seiner Nähe schlief, falls ihm mal mitten in der Nacht etwas zustoßen sollte. Ich möchte wissen, wo der ist. Das Bett jedenfalls ist unberührt.»
    «Vielleicht ist er übers Wochenende weg. Ist ja verständlich, dass er nicht ewig nur mit so einem alten Kerl rumhängen will. Übrigens, diese Martha – hat die nicht im Supermarkt gearbeitet?»
    Lanigan nickte. «Ganz recht. Sie hat an der Kasse gesessen.»
    Jennings nickte verständnisinnig. «Stimmt, da habe ich sie gesehen. Hübsche Frau. Genau so mag ich sie: ein bisschen kräftig, damit man was in der Hand hat. Aus der könnte ich wohl was machen.»
    Lanigan musterte ihn spöttisch. «Ja, natürlich – eine Mutter. Das möchten Sie wohl gerne, wie? Möchte wissen, wie Maude es mit Ihnen aushält.»
    «Also, jetzt hören Sie mal, Hugh …»
    «Kannten Sie Celia Johnson? Die hat früher auch mal bei Jordon gearbeitet. Hat einen guten Job aufgegeben, um seine Haushälterin zu werden. Vorher war sie Buchhalterin bei der Wasserkommission. Fünf Tage in der Woche, von neun bis fünf. Bezahlter Urlaub. Krankenversicherung und alles. Rentenversicherung. Und das hat sie aufgegeben, um hier zu arbeiten. Gladys kannte sie, und ich erinnere mich noch, wie Gladys mir erklärte, warum Celia das getan hatte. Sie war damals achtunddreißig und wurde nicht jünger. Da war andererseits ein Mann, der ganz allein lebte …»
    «Und da dachte sie, sie könnte ihn sich schnappen? Heiraten?»
    «Ja, sicher. Warum auch nicht?»
    «Glauben Sie, dass Martha Peterson auch aus diesem Grund bei ihm war?»
    «Nun, sie wird eben auch nicht jünger.»
    «Kann aber auch sein, dass ihr die Hausarbeit ganz einfach besser gefällt.»
    «Kann sein», gab Lanigan zu. «Aber wenn es so ist, wie ich es mir vorstelle, könnte es sein, dass sie sich von Stanley hier hat abholen lassen wollen, weil sie Jordon eifersüchtig machen wollte. Ihm einen Schubs geben. Ihm zeigen, dass er Konkurrenz hat.»
    Jennings begann Interesse zu zeigen. «Und deswegen hat sie die Arbeit hingeschmissen? Weil sie merkte, dass es nicht klappte, dass es keinen Sinn hatte, länger zu bleiben?»
    «Oder es war mehr zwischen ihnen als nur dieser Job.»
    Eban Jennings’ blassblaue Augen blitzten, und sein Adamsapfel hüpfte vor Erregung. «Vielleicht ist sie später zurückgekommen, um sich mit ihm auszusprechen. Oder vielleicht ist sie gar nicht ganz weggegangen, sondern hat draußen irgendwo gewartet, bis sie sicher sein konnte, dass der Alte allein war, und …»
    Dr. Mokely, der Polizeiarzt, steckte den Kopf zur Tür herein und sagte: «Ich bin hier fertig, Hugh.»
    «Kommen Sie rein, Fred. Was haben Sie festgestellt?»
    «Der Tod ist auf der Stelle eingetreten. Natürlich, bei einem Schuss direkt zwischen die Augen!» Er stellte seine Arzttasche auf den Boden und nahm den Stuhl, den ihm Jennings mit dem Fuß zuschob.
    «Pulverspuren?»
    «Selbstmord?» Er schüttelte den Kopf. «Unmöglich. Keine Pulverspuren.»
    «Äh, Doc …» Jennings ließ seinen Adamsapfel hüpfen. «Dieser Jordon hatte ein schwaches Herz.»
    Der Arzt lachte. «Na, an einem Herzanfall ist er nicht gestorben.»
    «Woher wissen Sie das?» Jennings war hartnäckig. «Es sind fünf oder sechs Schüsse abgegeben worden, also muss ihn der Letzte getroffen haben.»
    «Warum muss es unbedingt der Letzte gewesen sein?», erkundigte sich der Arzt.
    «Weil er ihn mitten in die Stirn getroffen hat», erklärte Lanigan. «Der Mörder konnte also sehen, dass er ihn getroffen hatte und dass der Schuss ihn erledigt haben muss. Weshalb sollte er dann noch weiterschießen? Und wenn er keinen

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