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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Abend hat SIE sich freiwillig bereit erklärt, hier zu bleiben. Sie hätte was für die Bank zu tun, hat SIE behauptet.» Ihr Mund verzog sich zu einem verächtlichen Lächeln. «Was für eine Art Arbeit würde eine Bank wohl von einer Angestellten nach Dienstschluss verlangen, Rabbi? Und sollte man nicht meinen, eine Frau wollte dabei sein, wenn ihr Mann geehrt wird? Aber mein Herbie ist zu vertrauensvoll. Und, um die Wahrheit zu sagen, ich dachte mir auch nichts dabei. Ich bin gegen acht ins Bett gegangen, wie üblich, und dann habe ich ein bisschen gedöst. Schlafen tue ich nie.»
    «Ich weiß.»
    «Ungefähr eine halbe Stunde später, wahrscheinlich gerade, als der Gottesdienst anfing, wurde ich wach, weil das Telefon klingelte. SIE sprach ein paar Minuten, und dann hörte ich, wie SIE die Treppe heraufkam, um nachzusehen, ob ich schon schlafe. Also stellte ich mich schlafend. SIE schaute zu mir herein und schlich auf Zehenspitzen wieder nach unten. Dann verließ SIE das Haus, und ich hörte ihren Wagen starten. Ich stieg aus dem Bett und sah, wie SIE wegfuhr. Was halten Sie davon, Rabbi?»
    Der Rabbi war verdutzt. «Sie meinen, weil sie sich einverstanden erklärt hatte, bei Ihnen … Was sagte Ihr Sohn, als er nach Hause kam und sie nicht da war?»
    «Oh, da war SIE schon wieder zurück. SIE kam ungefähr nach einer halben Stunde und schaute noch einmal zu mir herein.»
    «Und da haben Sie wieder getan, als schliefen Sie?»
    «Natürlich. Mein Herbie weiß noch nichts, wenn SIE es ihm nicht gesagt hat. Und darauf können Sie sich verlassen, dass SIE das nicht getan hat.»
    «Wieso können Sie so sicher sein?»
    «Weil er sonst außer sich wäre. Wissen Sie, es besteht nämlich die Gefahr …»
    «Ja, ja, ich weiß», sagte er hastig.
    «Dann können Sie ja wohl verstehen, warum ich letzte Nacht kein Auge zugetan habe, Rabbi. Den ganzen Tag bin ich fürchterlich aufgeregt gewesen. Wohin ist SIE gefahren? Mit wem hat SIE sich getroffen?»
    «Warum muss sie unbedingt jemanden getroffen haben? Vielleicht wollte sie nur eine Zeitschrift holen oder Zigaretten.»
    «Um halb neun? Da sind alle Geschäfte zu. Und was ist mit dem Anruf?»
    «Der braucht gar nichts damit zu tun zu haben, dass sie anschließend weggefahren ist. Oder es kann eine Freundin von ihr gewesen sein.»
    «Und SIE ist hingefahren, um sich ein Kochrezept zu holen? Nein, Rabbi, derjenige, der da angerufen hat, das war ein Mann, und SIE hat sich mit ihm getroffen. Was soll ich tun, Rabbi? Was soll ich tun?»
    Der Rabbi atmete tief durch. «Ich glaube, Sie haben mir mal erzählt, dass Sie eine Schwester drüben im Westen haben …»
    «In Arizona. Sie will schon lange, dass ich sie mal besuche.»
    «Dann sollten Sie das jetzt tun, Mrs. Mandell. Das Klima ist bestimmt gut für Sie.»
    «Und meinen Herbie nichts ahnend, vertrauensselig hier zurücklassen, während SIE ihn betrügt?»
    «Mrs. Mandell, sie betrügt Ihren Sohn nicht. Es ist schlimm, so etwas von einer ehrbaren, verheirateten Frau zu behaupten, vor allem von der eigenen Schwiegertochter.»
    «Ach, Sie sind genau wie die anderen», sagte sie voller Verachtung. «Was Sie nicht persönlich betrifft, kehren Sie unter den Teppich und tun so, als existiere es gar nicht.» Sie musterte ihn mit listigem, berechnendem Blick. «Aber wenn ich Ihnen nun sage, dass es Sie doch betrifft?»
    «Wieso sollte es mich betreffen?»
    «Weil SIE eine Verschwörung gegen Sie angezettelt hat. Was sagen Sie nun?», fragte sie giftig. «Ich habe gehört, wie SIE mit Henry Maltzman, dem Vorsitzenden, am Telefon beraten hat, wie man Sie loswerden könnte. Schon oft. Was sagen Sie dazu? Na?»
    «Ich sage, Sie sollten Ihre Schwester in Arizona besuchen», antwortete er energisch.

24
    «Und jetzt erzählen Sie uns mal, was gestern Abend geschehen ist», schlug Lanigan freundschaftlich vor, als Lawrence Gore Platz genommen hatte.
    «Aber ich hab doch dem Sergeant schon alles erzählt», protestierte Gore. «Und ein Polizist hat alles mitstenografiert.»
    «Ja, das war eine offizielle Aussage, die Sie gemacht haben», erklärte Lanigan. «Sergeant McLure ist State Detective, und die haben ihre Vorschriften. Aber wir sind die Stadtpolizei, und wir möchten es auch von Ihnen selbst hören, statt nur das zu lesen, was der Stenograf in die Schreibmaschine überträgt.»
    «Damit Sie die beiden Aussagen vergleichen und mich fertig machen können, wenn sich Diskrepanzen ergeben?»
    Lanigan lächelte. «So ähnlich.»
    «Na

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