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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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sein. Und Cunningham, der pensioniert ist, macht sich ständig Sorgen über die Steuern. Megrim wiederum könnte dagegen stimmen, weil er zuvor eine Neuabstimmung beantragt hat. Damit hätten sie dann die Mehrheit, und wir ständen dumm da.»
    «Und nun?»
    «Tja, nun versuchen wir Megrim zu überreden, dass er seinen Antrag zurückzieht, und wenn er das tut, und wenn die anderen ihn unterstützen, sind wir wieder bei unserem ursprünglichen Abstimmungsergebnis angelangt, das zugunsten der Verkehrsampeln ausgefallen war.»
    Im Club wurde ihnen mitgeteilt, Megrim sitze in der Bar. «Den Korridor entlang bis ganz zum Ende, dann die linke Tür.»
    Als sie die Bar betraten, waren nur Albert Megrim und Dr. Springhurst anwesend. Das Magistratsmitglied erhob sich, als er sie sah. «Ich habe Sie schon erwartet, Hugh», sagte er. Und auf Lanigans fragenden Blick: «Ich habe eben zu Hause angerufen, und da berichtete mir Alice von Ihrem Anruf. Sie kämen her, sagte sie mir. Rabbi Small? Gesehen habe ich Sie schon, aber kennen gelernt haben wir uns noch nicht. Ist Ihnen Dr. Springhurst bekannt?»
    «Ich kenne Rabbi Small», sagte der Pastor.
    «Wir haben uns bei der Seelsorgerkonferenz kennen gelernt», bestätigte der Rabbi.
    «Wir kommen wegen der Verkehrsampeln, Al», sagte Lanigan, als sie Platz genommen hatten.
    «Das habe ich mir gedacht, als ich sah, dass Sie den Rabbi mitgebracht haben», entgegnete Megrim. «Warten Sie mal, das Thema kommt, glaube ich, heute Abend zur Sprache. Was wollen Sie?»
    «Nun ja, nachdem Sie vor ein paar Wochen dafür stimmten, haben Sie letzte Woche eine Neuabstimmung beantragt», sagte Lanigan. «Vermutlich, weil Ellsworth Jordon Sie darum gebeten hat, wie?»
    «Ganz recht. Er war Anlieger und war nicht benachrichtigt worden.»
    «Sicher, aber jetzt betrifft ihn das nicht mehr», stellte Lanigan gefühllos fest.
    «Ich soll dagegen stimmen, wo ich doch derjenige war, der Neuabstimmung beantragt hat?»
    «Warum denn nicht? Sie haben die Neuabstimmung beantragt, nachdem Sie dafür gestimmt hatten. Aber ich sehe nicht ein, warum Sie überhaupt abstimmen müssen. Warum können Sie nicht einfach ihren Antrag auf Neuabstimmung zurückziehen?»
    «Weil der Magistrat bereits für eine Neuabstimmung gestimmt hat», erwiderte Megrim.
    «Na und? Sie haben darüber abgestimmt, weil Sie es so wollten, aus Höflichkeit einem Magistratsmitglied gegenüber. Wenn Sie nun sagten, Sie wollten Ihren Antrag auf Neuabstimmung zurückziehen, würde jemand etwas dagegen einzuwenden haben?»
    «Nun, möglicherweise nicht.»
    «Worum geht es hier überhaupt?», erkundigte sich Dr. Springhurst. Megrim erklärte es ihm, und Lanigan fügte hinzu: «Mein Interesse daran geht dahin, dass ich nicht jeden Tag dort einen Mann postieren müsste.»
    «Und was hatte Jordon dagegen?», fragte der Doktor.
    «Als Anlieger hatte er das Recht, benachrichtigt zu werden», antwortete Megrim, «und das hat man vergessen. Er war ziemlich aufgebracht darüber. Behauptete, der Magistrat sei überheblich. Deswegen stellte ich Antrag auf Neuabstimmung. Ich weiß nicht mal, ob er tatsächlich etwas gegen die Verkehrsampeln vor der Synagoge hatte. Er war wohl einfach nur sauer darüber, dass man ihn nicht benachrichtigt hatte.»
    «Oh, ich glaube bestimmt, dass er etwas dagegen hatte», meinte Dr. Springhurst jetzt. «Ich glaube, er hatte etwas dagegen, weil die Synagoge davon profitiert hätte.»
    «Wie kommen Sie darauf?», fragte der Rabbi.
    «Ich bin fest davon überzeugt», sagte Dr. Springhurst. «Ellsworth Jordon war ein einsamer alter Mann ohne Freunde und Familie. Einmal in der Woche kam er hierher in die Bar. Warum hierher? Weil man in einer Bar herumsitzen und sich zwanglos mit jedem unterhalten kann. Im Speisesaal oder sonst wo im Club bekam man ihn nie zu sehen. Nur hier. In einer Bar braucht man kein Blatt vor den Mund zu nehmen, man kann die ungeheuerlichsten Dinge sagen, ohne deswegen einen Vorwurf zu bekommen. Wenn es ganz schlimm wird, glauben die Leute, man hat zu viel getrunken und tolerieren es.» Er lächelte ein wenig. «Vielleicht komme auch ich deswegen her. Jedenfalls erinnere ich mich, dass er vor einiger Zeit hier war, als wir uns über den Antrag auf Mitgliedschaft von diesem Ben Segal unterhielten, der die Rohrbough Corporation übernommen hat. Ellsworth sagte, er werde gegen ihn stimmen, weil er Jude sei, obwohl es absolut eindeutig war, dass diejenigen, die damals mit am Tisch saßen, für seine Aufnahme waren.

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