Der Rabbi schoss am Donnerstag
herum. Sagen Sie mir, wo Sie am Freitagabend waren.»
«Ich war jedenfalls nicht bei Jordon. So viel steht fest.»
«Das reicht nicht, Mr. Maltzman. Wo waren Sie?»
«Das geht Sie nichts an.»
«Es geht hier um Mord, Mr. Maltzman. Wir können Sie zur Aussage zwingen.»
«Ach, wirklich? Vielleicht vor Gericht, nachdem ich vereidigt worden bin. Aber bestimmt nicht hier in meinem eigenen Büro, nachdem Sie mir nichts als Ihre Marke gezeigt haben.»
«Und wenn ich Sie aufs Revier mitnehme?»
«Haben Sie einen Haftbefehl?»
Jetzt dämmerte es McLure, dass Lanigan Recht gehabt hatte, dass man Maltzman wirklich mit Glacéhandschuhen anfassen musste. Unvermittelt wechselte er die Taktik. «Hören Sie, Mr. Maltzman, hier ist ein Mord begangen worden, und es ist Ihre Pflicht als Staatsbürger, der Polizei bei der Suche nach dem Mörder zu helfen.»
«Nun, Sergeant, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Ich selbst halte sehr viel von Gesetz und Ordnung. Sobald Sie mir Fragen stellen, die mit diesem Fall in Zusammenhang stehen, werde ich sie nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.»
«Schön, Mr. Maltzman. Es freut mich, dass Sie das jetzt einsehen. Also, wir möchten von Ihnen wissen, wo Sie am Freitagabend waren.»
Maltzman schüttelte langsam den Kopf.
«Was ist los? Erinnern Sie sich nicht mehr?»
«Ich werde Ihre Frage nicht beantworten.»
«Warum nicht? Sie haben eben erklärt, Sie würden jede Frage beantworten, die ich ihnen stelle.»
«Nur, wenn sie mit diesem Fall in Zusammenhang steht.»
«Diese Entscheidung überlassen Sie ruhig uns, Mr. Maltzman», sagte McLure selbstsicher.
«Hören Sie, Sergeant, lassen wir diesen Unsinn. Angenommen, ich sage, dass ich bei einem Basketballspiel gewesen bin, würde das zur Lösung ihrer Probleme beitragen?»
«Und – waren Sie dort?»
«Nein.» Zum Zeichen, dass er nichts mehr zu sagen hatte, stand Maltzman auf.
McLure protestierte. «Mr. Maltzman, so können Sie nicht …»
«Wenn Sie von mir erwarten, dass ich ihnen helfe, lediglich, indem ich Ihnen sage, wo ich am Freitagabend war, hat es keinen Sinn, dieses Gespräch fortzusetzen.»
«Wieso? Was könnten Sie mir sonst noch sagen? Haben Sie irgendwelche Informationen?»
«Die habe ich allerdings, Sergeant. Ich kann Ihnen erzählen, was für ein Mensch Ellsworth Jordon war. Er war ein widerlicher, gemeiner, giftiger, geiziger, antisemitischer Schweinehund, und wenn Sie vorhaben, alle zu vernehmen, die ihn gelegentlich mal zum Teufel gewünscht oder gesagt haben, sie würden ihm eine Kugel durch den Kopf jagen, dann müssten Sie die halbe Stadt befragen und so ungefähr alle, die jemals etwas mit ihm zu tun gehabt haben. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu tun.»
42
Trotz seiner Enttäuschung meldete McLure, als guter Polizist, am nächsten Tag Lanigan das Ergebnis seines Gesprächs mit Henry Maltzman. Falls er erwartet hatte, der Chief werde ärgerlich sein, hatte er sich geirrt. Im Gegenteil, sowohl Lanigan als auch Jennings amüsierten sich sehr über seinen Bericht. Es schien ihnen sogar eine gewisse Genugtuung zu bereiten, dass ein Einwohner ihrer Stadt einem Fremden Trotz geboten und ihn übertölpelt hatte.
«Hat er Ihnen tatsächlich gesagt, das ginge Sie nichts an?», fragte Lanigan lachend. «Das ist typisch Henry Maltzman. Wahrscheinlich haben Sie ihn mit Ihrer Art in Harnisch gebracht. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde dieser Tage mal bei ihm vorbeischauen und mir seine Aussage holen, damit die Unterlagen vollständig sind.»
«Nur, damit die Unterlagen vollständig sind?» McLure war pikiert. «Halten Sie ihn denn nicht für verdächtig?»
«Nein, bestimmt nicht», antwortete Lanigan weise. «Und ich frage mich, warum Sie das tun.»
«Weil er ein Jude ist.»
«Und was hat das damit zu tun?» Lanigans Stimme hatte an Schärfe zugenommen.
«Alles. Ich habe Erkundigungen über Jordon eingezogen und überall herumgehorcht. Er mochte die Juden nicht und hat das zu erkennen gegeben. Und zwar nicht nur durch eine Bemerkung hier und da. Zum Beispiel gehörte ihm ein Grundstück in der Stadt, und das wollte er ihnen nicht verkaufen. Ich habe sogar von einem Gentlemen’s Agreement munkeln hören. Also, das verstößt gegen das Gesetz. Und vergessen Sie nicht, dass Maltzman Immobilienmakler ist. Ich kenne eine Menge Juden. Zum größten Teil sind das gute, gesetzestreue Mitbürger. Wenn sie tatsächlich Verbrecher werden, dann nur als Schreibtischtäter. Aber jetzt gibt
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