Der Rabbi schoss am Donnerstag
verbringen. Er hätte ja doch nur Molly gegen ihre Andeutungen in Schutz nehmen müssen.
«Ja, aber es findet noch eine Versammlung vor der Sitzung statt, an der ich teilnehmen soll. Einige Vorstandsmitglieder wollen etwas Wichtiges besprechen.»
Er fuhr zum Strand hinunter und parkte. Da das Wetter schön geblieben war und immer noch Leute kamen, die am Wasser spazieren gingen oder sich hinsetzten und die Brandung beobachteten, waren die Essbuden noch geöffnet. Er kaufte sich einen Kaffee und nahm ihn mit zum Wagen zurück.
Es standen mehrere Wagen in seiner Nähe; in einem davon saß ein Pärchen und schmuste, was ihn unerklärlicherweise ärgerte. Er trank seinen Kaffee, rauchte eine Zigarette und dachte über Mollys Verhalten nach. Er musste zugeben, dass seine Mutter wahrscheinlich doch nicht geträumt und tatsächlich gesehen hatte, was sie behauptete. Na und? Der Anruf, den sie gehört hatte, musste der von Gore gewesen sein. Und dann war sie für eine halbe Stunde weggefahren. Na schön, sie hatte den ganzen Abend an diesem Bericht gearbeitet und brauchte ein bisschen frische Luft. Gewiss, sie hätte Ma nicht allein lassen dürfen, aber schließlich war sie ja zuvor hinaufgegangen, um nach ihr zu sehen. Und Molly meinte ja schon immer, dass Ma in der Nacht nicht so hilflos sei, wie sie immer tat. Und das war sie natürlich auch nicht. Er wusste, dass seine Mutter dazu neigte, ihren Zustand zu dramatisieren – um Mitleid zu erregen und vielleicht auch, weil sie einsam war. Aber dennoch …
Er setzte den Wagen in Bewegung und fuhr zur Sitzung. Dabei beschloss er, Molly gegenüber nichts zu sagen. Es gab schon genug Spannungen zwischen den beiden Frauen, was möglicherweise normal war, wenn eine Frau mit ihrer Schwiegermutter im selben Haus lebte. Aber falls Molly auf die Idee kam, seine Mutter spioniere hinter ihr her und klatsche dann später bei ihm über sie, könnte das einen heiligen Terror auslösen. Und wer wusste denn, wohin das noch führen würde?
Als Herb eintraf, begaben sich die Vorstandsmitglieder gerade an ihre Plätze. Er nickte jenen zu, deren Blick er begegnete, und setzte sich schüchtern auf den nächstbesten Stuhl. Barry Fisher stand auf, um die Tür zu schließen. Dann ging er zu dem Platz am Kopfende des Tisches und verkündete: «Henry hat mich angerufen, ihm sei etwas Wichtiges dazwischengekommen, und er könne heute nicht an der Sitzung teilnehmen. Also kommen wir zur Tagesordnung. Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir beschlossen, diesmal über das Budget zu sprechen, über sonst nichts, also können wir wohl auf das Verlesen des Protokolls und der Ausschussberichte verzichten. Sie, Herb, hatten mehr Zeit zum Überprüfen des Budgets verlangt. Deswegen haben wir die Abstimmung auf heute verschoben. Also, haben Sie es sich angesehen?»
«Hm-hm.»
«Okay, dann wollen wir anfangen. Erster Punkt: Haushaltskosten. Möchten Sie uns etwas über die Zahlen sagen, Mike?»
«Ich dachte, wir gehen das Budget Punkt für Punkt durch, Herr Vorsitzender.»
«Tun wir.»
«Warum nehmen wir dann nicht den Ersten zuerst?»
«Okay.»
«Der erste Punkt sind die Heizkosten. Wie Sie sehen, haben wir die dafür vorgesehene Summe erhöht. Also, ich hätte nun ja einfach auf die ursprüngliche Summe den Betrag draufschlagen können, den wir im letzten Jahr für die Heizung nachzahlen mussten, aber ich hielt es für richtiger, diesen Betrag um zehn Prozent zu erhöhen, weil wir uns auf eine eventuelle Ölpreiserhöhung gefasst machen müssen.»
«Andererseits, Mike, war der letzte Winter extrem kalt. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass der nächste genauso kalt werden wird.»
«Also, ich habe im Fernsehen gehört, dass das ganze Klima wahrscheinlich kälter wird. Der Mann meinte, es könnte durchaus sein, dass wir einer neuen Eiszeit entgegengehen. Das hat irgendwas mit der Ozonschicht zu tun.»
«Ach was! Das ist doch Science Fiction. Wir dürfen keinen zweiten Winter wie den letzten bekommen. Das würde das Land nicht durchstehen.»
«Soll der Kongress vielleicht ein Gesetz dagegen verabschieden, Bill?»
Sie debattierten darüber, zankten sich wie Hunde um einen Knochen und akzeptierten schließlich den ursprünglichen Betrag. Das gleiche geschah mit dem nächsten Punkt und dem übernächsten. Insgesamt verhielten sich die weiblichen Vorstandsmitglieder geschäftsmäßiger und logischer als die Männer, neigten aber auch dazu, miteinander zu flüstern, verloren zuweilen den Faden und
Weitere Kostenlose Bücher