Der Rabbi schoss am Donnerstag
habe, sonst wäre er bestimmt sofort damit zum Rabbi gerannt.» Er lachte. «So aber habe ich ihm nur gesagt, ich hätte munkeln hören, einige Vorstandsmitglieder, unter anderem auch Linda, hätten vor, gegen die Verlängerung des Vertrages von Rabbi Small zu stimmen; ob da wirklich etwas Wahres dran wäre.»
«Du hast dich also dumm gestellt», sagte Fisher bewundernd.
«Genau. Und als er mir sagte, was er und Linda von dem Rabbi halten, hab ich sofort einen Rückzieher gemacht und gesagt, manche Leute hätten doch nie was Besseres vor, als Gerüchte rumzuerzählen. Nein, diese sechs Stimmen sind genauso sicher wie meine acht.»
«Ich halte es immer noch für ziemlich knapp, Hank. Hör mal, ich habe da eine Idee. Wir wär’s, wenn ich den Antrag stelle, da es eine geheime Wahl ist, solle man dem Vorsitzenden erlauben, genauso zu wählen wie alle anderen? Schließlich wählt der Präsident der Vereinigten Staaten ja auch. Manche fahren dafür sogar in ihre Heimatstadt. Das sieht man immer wieder im Fernsehen.»
«Nichts zu machen, Barry», antwortete Maltzman energisch.
«Aber warum nicht? Dann wären es neun gegen sechs, und …»
«Ich will dir sagen, warum nicht. Weil du dann eine große Sache daraus machst. Dann klingt es ungeheuer wichtig, und irgendjemand merkt, dass was faul dran ist. Dann gibt es eine Diskussion, der eine oder andere würde bestimmte Dinge sagen, andere darauf reagieren. Ich könnte mir vorstellen, dass ein paar ganz Dickköpfige sogar die Sitzung verlassen, und dann sind wir nicht mehr beschlussfähig. Nein, ich will, dass es ein ganz normaler Punkt der Tagesordnung bleibt, genau wie die Abstimmung über die Lichtrechnung oder die Versicherung. Geheim soll die Wahl lediglich sein, damit die Vorstandsmitglieder keine Hemmungen zu haben brauchen, so zu wählen, wie sie es wirklich wollen. Mehr nicht. Verstanden?»
«Aber wenn es hinterher großes Geschrei gibt? Wenn eine Neuabstimmung beantragt wird?»
«Wie denn? Eine Neuabstimmung beantragen kann nur, wer mit der Mehrheit gestimmt hat. So lautet die parlamentarische Regel. Okay, sagen wir, sie fühlen sich nicht wohl in ihrer Haut, laufen rum und sammeln Stimmen für ein Referendum. Aber bevor sie das geschafft haben, ist der Brief an den Rabbi, in dem wir ihm mitteilen, dass sein Vertrag nicht verlängert wird, längst rausgegangen. Und wie ich den Rabbi kenne, werden wir postwendend ein Kündigungsschreiben von ihm bekommen. Und er bekommt dann sofort wieder von mir einen Brief, in dem ich mein Bedauern ausdrücke und so, seine Kündigung aber akzeptiere.»
45
Sie hatten das Sonntagsdinner beendet, und da Molly nicht zu Hause war, hatte Mrs. Mandell das Geschirr eingeräumt, während Herb im Wohnzimmer die Sonntagszeitung las. Jetzt erschien sie an der Zimmertür und bemerkte: «So war das nicht, bei deinem Pa und mir, vor allem an einem Sonntag.»
«Was?» Herb blickte von seiner Zeitung auf. «Was hast du eben über Pa gesagt?»
«Ich habe gesagt, dein Pa wäre niemals auf den Gedanken gekommen, ohne mich auszugehen, genauso, wie ich auch ohne ihn niemals ausgegangen wäre. Einige von unseren Freunden, das heißt die Ehemänner, gingen regelmäßig einmal die Woche aus, zu einer Logenversammlung oder zum Bowling. Wenigstens haben sie das gesagt. Aber dein Pa nicht. Wenn ich nicht mitkommen konnte, oder auch nur, wenn ich keine Lust hatte, ging er auch nicht. Und bei mir war es dasselbe. Na schön, zum Bridge oder zu einem Schwesternschaft-Luncheon ging ich wohl allein, wenn er im Büro war. Aber abends oder am Sonntag, wenn er zu Hause war, niemals! So bin ich nun mal erzogen worden, mit dem Gedanken, dass eine richtige Ehe so sein soll, zwei Menschen immer zusammen. Aber heutzutage ist ja alles anders.»
«Ach, hör doch auf, Ma! Im Museum gibt’s eine Ausstellung von Peter-Archer-Silber, die hat ihr Chef selbst arrangiert, und sie hat ihm dabei geholfen. Wenn er also alle Bankangestellten einlädt, muss sie natürlich mitgehen. Sieh mal, wenn unser Schuldirektor eine Party für das Lehrerkollegium geben würde, müsste ich doch auch hingehen, nicht wahr?»
Sie schniefte missbilligend. «Glaubst du etwa, er hätte SIE gefeuert, wenn SIE ihm gesagt hätte, SIE könnte nicht mitkommen? Oder er hätte ihr das Gehalt gekürzt? Das scheint doch ein echter Gentleman zu sein, ihr Chef. Und sicherlich hätte er mehr von ihr gehalten, wenn SIE ihm gesagt hätte: ‹Tut mir leid, Mr. Gore, aber ich gehe niemals ohne meinen Mann
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