Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
und im Schatten am Eingang verschwand, um dort zu warten, bis das Auto vorbeigefahren war. Er vermutete, dass Quinn selbst kein Auto besaß und nicht riskieren wollte, an der Straße entlangzugehen, wo er zu leicht zu sehen war. Vermutlich hatte er eher vor, sich den Weg zurück nach Edendale oder Castleton, oder wohin er sonst unterwegs war, über die Felder zu bahnen.
Thorpe lächelte in der Dunkelheit. Quinn hatte sich nicht die Mühe gemacht nachzusehen, was er in dem Rucksack unter seiner Decke hatte. Er hatte seinen alten Freund nicht als Bedrohung betrachtet.
Thorpe holte, so leise er konnte, die Transporttasche aus dem Rucksack. Das Geräusch des Reißverschlusses kam ihm viel zu laut vor. Doch Quinn, der ein paar Meter entfernt war, reagierte nicht. Seine Aufmerksamkeit galt allein dem Fahrzeug, das den Hügel heraufgefahren kam.
Für Thorpe stand fest, dass er es nicht riskieren konnte, Quinn noch länger frei herumlaufen zu lassen. Er befand sich ständig in Gefahr, solange Quinn in der Nähe war, und würde für den Rest seines Lebens nicht mehr ruhig schlafen können.
Mit einer Mischung aus Aufregung und Furcht, die ihm die Brust zuschnürte und ihn keuchen ließ, zog Thorpe die Armbrust vorsichtig aus der Tasche. Die Bogenschenkel und die Schulterstütze waren bereits ausgeklappt, und er war froh, dass er die Waffe gespannt hatte, ehe er eingeschlafen war, und nur die automatische Sicherung hatte einrasten lassen. Denn
wenn die Sehne zurückgezogen und in den Abzug eingehängt wurde, ertönte ein hörbares Klicken, das nicht einmal das Motorengeräusch des Autos übertönt hätte. Quinn hätte es vermutlich gehört.
Thorpes Hand zitterte, als er nach einem der fünfundvierzig Zentimeter langen Pfeile tastete, die er aus Raymond Proctors Haus mitgenommen hatte. Es war lange her, dass er zuletzt mit einer Armbrust hantiert hatte, und er betete, dass sich ihm ein gutes Ziel bieten würde. In der Dunkelheit verließ er sich fast vollständig auf seinen Tastsinn, als er den Pfeil unter der vorderen Visiereinrichtung hindurch in den Schusskanal einlegte, und tastete dann nach seinen Federn und drehte eine nach unten in die Führungsrille. Zum Schluss schob er den Pfeil unter dem Haltebügel nach hinten in den Abzugmechanismus.
Das Auto fuhr vorbei. Seine Scheinwerfer schwenkten kurz über die Vorderseite des Gebäudes, und Thorpe konnte Quinns schwarze Silhouette einen Moment lang in der Dunkelheit der Scheune sehen, wo nur das Glitzern der Regentropfen auf seiner Jacke seine genaue Position verriet.
Quinn hob erst dann den Kopf, als er hörte, wie die Sicherung seitlich am Abzugmechanismus entriegelt wurde. Das Geräusch war charakteristisch, und Thorpe konnte sich den verdutzten Ausdruck in Quinns Gesicht vorstellen, vielleicht sogar ein erstes Anzeichen von Furcht.
Thorpe zielte auf die niedrige Türöffnung in der Dunkelheit, hielt den Atem an und legte den Finger etwas schneller um den Abzug, als er es hätte tun sollen.
»Mansell«, rief er, »ich glaub dir.«
Dann wartete Thorpe eine Sekunde, bis Quinn sich umdrehte, und schoss auf ihn.
31
Samstag, 17. Juli
Als Ben Cooper in Siggate eintraf, war ein uniformierter Inspector der Verkehrspolizei vor Ort, der im wahrsten Sinne des Wortes rotierte. Die reflektierenden Streifen auf seiner gelben Jacke leuchteten und blinkten im Licht, als er am Absperrband entlanglief. Er lauschte den knisternden Geräuschen aus seinem Funkgerät, rief dann irgendjemandem Anweisungen zu und starrte finster die Scheune an, als habe sie ihn persönlich beleidigt.
»Wir können die momentane Situation nicht mehr lange aufrechterhalten«, sagte er. »Wir mussten die Straße zurück bis Castleton und weiter bis nach Bradwell sperren, damit wir den Verkehr umleiten können. Auf der Autobahn wird bei Castleton der Fahrbahnbelag erneuert. Ich warne Sie: In zwei Stunden wird im Umkreis von zwanzig Meilen absolutes Chaos herrschen. Wir werden ganz North Derbyshire zum Erliegen bringen.«
Der Inspector fluchte, als er ignoriert wurde, und wandte sich wieder seinem Funkgerät zu.
Der genaue Zeitpunkt, als ein Autofahrer mit seinem Mobiltelefon angerufen hatte, um den Fund der Leiche zu melden, war festgehalten worden, gab aber nicht verlässlich darüber Auskunft, wann sich der Zwischenfall ereignet hatte. Frühmorgens war die Straße kaum befahren. Und selbst wenn bereits davor andere Autofahrer vorbeigekommen waren, hatten sie möglicherweise nichts gesehen
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