Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
sauer auf mich. Und das ist dein gutes Recht.«
Fry zog die Schultern hoch und atmete tief ein. Cooper bereitete sich auf den Wutausbruch vor, mit dem er rechnete. Schließlich hatte er ihr den Anstoß dazu gegeben. Und es würde besser sein, nachdem alles draußen war, nachdem der Sturm abgeklungen war. Dann wäre die Luft wieder rein, und vielleicht würden sie wieder so miteinander umgehen können wie zuvor, anstatt mit dieser ständigen nervösen Unsicherheit leben und diesen Eiertanz aufführen zu müssen, um bloß nichts Falsches zu sagen.
Doch der Wutausbruch blieb aus. Fry atmete aus. Ihre Schultern senkten sich. Sie nahm einen Schluck von ihrem Wodka und beobachtete, wie vier Leute auf dem Parkplatz aus einem Volvo ausstiegen und auf die Terrasse zugingen.
Wenn sie sich ins Freie hätten setzen können, hätte zumindest eine leichte Brise geweht – ein Luftzug, der die Schwüle gelindert hätte. Das hätte Cooper jetzt gut brauchen können. Er spürte ein unangenehmes Prickeln am Hals und auf der Stirn. Diese Art von Aufmerksamkeit hatte schon immer dafür gesorgt, dass er zu schwitzen begann und Platzangst bekam, wenn Diane Fry sich voll und ganz auf ihn konzentrierte. Er befürchtete, sie könnte denken, dass seine Reaktion enttäuschend sei und dass seinem Verhalten Anzeichen für Begeisterung oder Verständnis fehlten oder was auch immer sie sonst von ihm erwartete.
Doch Fry schien eine Entscheidung getroffen zu haben, und sie würde sich durch nichts von ihrem Vorhaben abbringen lassen, ganz egal, wie geschmacklos es auch sein mochte, was ihr durch den Kopf ging.
»Was weißt du über sie?«, fragte sie.
»Über Angie?«
»Ja. Du erinnerst dich doch – meine Schwester .«
»Nicht sehr viel.«
»Aber du weißt etwas über sie. Sie hat sich schließlich mit dir unterhalten. Sie ist zu dir in deine Wohnung gekommen.«
»Ja, das ist sie.«
»Sie ist über Nacht geblieben.«
»Ja. Aber Diane – das hab ich für dich getan.«
»Und was meinst du damit, Ben?«, fragte sie.
»Ich...« Cooper zuckte mit den Schultern und fuchtelte hilflos mit den Armen herum. Er konnte nicht zu ihr sagen, dass sie die Bedeutung von Beziehungen und Familie und Freundschaft verstehen müsse – zu ihr, die all dessen auf so grausame Weise beraubt worden war. Hätten ihre Erlebnisse in der Vergangenheit sie nicht verständnisvoller machen und ihr deutlicher vor Augen führen sollen, was ihr entgangen war?
Irgendwie schienen Coopers hilflose Gesten besser zu kommunizieren, was er sagen wollte, als beliebig viele peinliche Sätze. Sie konnte seine Worte ausblenden, sich weigern, ihm zuzuhören, ihm mit wenigen schmerzhaften Bemerkungen das Wort abschneiden und ihn zappeln lassen. Doch sie konnte sich nicht gegen den Schock des plötzlichen Verstehens wehren, das zwischen ihnen übersprang wie ein Stromstoß aus einer schlecht geerdeten Verbindung. Ihre Augen weiteten sich, und eine leichte Rötung überzog ihre verletzte Wange. Cooper sah, dass sie doch verstand, was er meinte. Sie hatte seine Gedanken gelesen und seinen Blick gedeutet, ohne dass dazu Worte nötig gewesen waren.
Doch er rechnete nicht damit, dass Diane antworten würde. Er rechnete damit, dass sie genau das tun würde, was sie jetzt tat: Sie wandte sich ab, da sie nicht imstande war, ihm in die Augen zu sehen. Sie brauchte nichts mehr zu sagen.
»Diane, ich habe doch gesagt, dass es mir leid tut. Ich weiß nicht, was ich noch tun kann.«
Fry beugte sich über den Tisch zu ihm hin. Sie war blass im Gesicht, als hätte sie den Sommer in der Dunkelheit der Höhlen unter Castleton verbracht und nicht an der frischen Luft.
»Ben, wie viel kostet eine private Entziehungskur?«
Cooper sah sie überrascht an. »Das weiß ich nicht.«
»Ungefähr zweitausend, was meinst du?«
»Um den Dreh. Was willst du von mir?«
»Ich will, dass du mehr über sie herausfindest«, sagte Fry. »Ich will wissen, was sie in den vergangenen fünfzehn Jahren gemacht hat. Ich muss wissen, in welchen Kreisen sie in Sheffield verkehrt hat. Ich muss wissen, was sie jetzt tut.«
Cooper lehnte sich in seinem Stuhl zurück, um etwas Abstand von Frys starrem Blick zu gewinnen, den er irritierend fand. Aber er wollte sich damit auch ein wenig Zeit zum Nachdenken verschaffen. Er wusste bereits mehr über Angie Fry, als er Diane erzählt hatte. Er nahm an, dass er versuchte, diese Dinge aus seinem Kopf zu verdrängen, in der Hoffnung, sie ihr nie erzählen zu müssen.
»Ich
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