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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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verlassen, als sie seinen Namen rief, woraufhin er stehen blieb.
    »Ja, Diane?«
    »Übrigens«, sagte sie, »alles Gute zum Geburtstag.«

32
    Mansell Quinn trennte die Vorderbeine am ersten Gelenk ab, schnitt die Haut am Bauch vorsichtig ein, um nicht in die Gedärme oder die Blase zu stechen, und löste das Fell von den Hinterbeinen. Dann hielt er den Körper des Hasen auf Spannung und zog ihm das Fell zu den Stummeln der Vorderbeine hin ab. An verschiedenen Stellen haftete es fester am Körper, löste sich jedoch nach und nach und legte Muskeln und Sehnen frei. Schließlich ließ es sich in einem Stück über den Kopf des Tieres ziehen.
    Quinn nahm den Hasen sorgfältig aus und wischte sich dabei immer wieder das Blut und andere Körperflüssigkeiten von den Fingern, um nicht vom Messer abzurutschen. Die Leber wollte er aufheben, da sie wertvolles Protein enthielt. Als er fertig war, vergrub er den Magen und die übrigen Eingeweide unter einem Baum und wusch sich im Bach die Hände. Er beobachtete, wie feine Blutstrudel auf der Oberfläche des klaren, kalten Wassers flussabwärts trieben. Der Geruch des ausgenommenen Hasen würde noch eine Zeit lang in der Luft hängen, doch das ließ sich nicht vermeiden.
    Er machte ein kleines Feuer, um den Hasen zuzubereiten. Solange er Wasser hatte, konnte er eine Weile ohne Nahrung überleben. Allerdings durfte er nicht zu lange hungern, sonst würde ihm die Kraft ausgehen, und seine Wachsamkeit würde leiden. Er fühlte sich jetzt bereits etwas benommen, und das war gefährlich. Wenn er nicht voll bei Sinnen war, lief er Gefahr, einen Fehler zu begehen.

    Er war zufrieden mit dem Ergebnis seines Trainings mit der Armbrust. Vor vielen Jahren, noch bevor er ins Gefängnis gekommen war, hatte er bereits einmal eine benutzt. Seltsamerweise war eigentlich Ray Proctor derjenige gewesen, der sich schon immer für Armbrüste interessiert hatte, wenn er sich richtig erinnerte. Rays Vater hatte seinem Sohn schon in jungen Jahren erlaubt, ein Luftgewehr zu besitzen, und Ray hatte sich eine Armbrust gekauft, sobald er sich von seinem Lohn als Bauarbeiter eine leisten konnte. Er hatte ständig auf seine Freunde eingeredet, dass sie ihn zu den Mooren und in die alten Steinbrüche begleiten sollten, um dort Hasen und Tauben zu schießen. Einmal hatte Ray am Fluss auf einen Schwan geschossen und ihm den Flügel gebrochen, was Quinn widerwärtig gefunden hatte. Will Thorpe war allerdings hellauf begeistert gewesen.
    Quinn schob sein Hemd nach oben, um einen Blick auf die Wunde über seiner Hüfte zu werfen. Das Blut war inzwischen zwar fast getrocknet, aber er musste die Flecken aus dem Hemd waschen, um nicht zu sehr aufzufallen, wenn er wieder nach Castleton hinunterging. Die Wunde war sauber. Der Armbrustpfeil hatte die Fettschicht oberhalb seiner linken Hüfte durchdrungen – inzwischen beinahe das einzige Fett an seinem Körper. Er hatte Glück gehabt, dass Will Thorpes Hand nicht allzu ruhig gewesen war, als er auf ihn gezielt hatte.
    Will war überhaupt in ziemlich schlechter Verfassung gewesen. Quinn redete sich ein, dass er ihm eigentlich einen Gefallen getan hatte. Es gab einen Zeitpunkt, ab dem es sich nicht mehr zu leben lohnte.
    Um seine Mahlzeit zu essen, begab sich Quinn auf eine Kalkstein-Felsnase, von der er eine gute Aussicht hatte. Die Hänge des schmalen Tals, durch das ein Fluss führte, waren dicht bewaldet. An manchen Stellen stiegen sie zu senkrechten Felswänden an, die von kleinen Höhlen und Bergbauschächten durchlöchert waren. Er würde Tage brauchen, um
alles genau zu erkunden, doch darauf war er nicht vorbereitet. Da es auf dem Parkplatz von Castleton von Polizisten gewimmelt hatte, war er gezwungen gewesen, sich einen Unterschlupf außerhalb der Stadt zu suchen. Irgendjemand musste ihn beim Verlassen der Toiletten erkannt haben.
    Nachdem Quinn den Hasen zubereitet und die dünnen Fleischstreifen gegessen hatte, wusch er sich im Bach. Er hatte noch immer Hunger. Das nagende Gefühl in seinem Bauch hielt seit Tagen an. Genau genommen war es schon seit Monaten da. Seit Jahren.
     
     
    Später am Vormittag bemerkte Quinn ein Schaf. Es war ein junges Mutterschaf, das sich durch den Zaun oben am Hang gezwängt haben musste, weil es dort irgendwelche Leckereien vermutete, die die anderen nicht erreichen konnten. Jetzt stand es unsicher am felsigen Abhang, stellte fest, dass der Untergrund zu rutschig war, um wieder nach oben zu klettern, und hatte zu große Angst

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