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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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davor, sich noch weiter nach unten zu wagen. In jeder Herde gab es ein oder zwei selbstmörderische Schafe. Dieses hier würde immer schwächer werden, bis ein Fuchs es entdeckte oder die Krähen ihm die Augen aushackten. Er würde ihm einen Gefallen erweisen.
    Quinn lehnte sich gegen einen waagrechten Ast und legte einen Pfeil in die Armbrust ein. Mit ein bisschen Glück würde am Abend Hammelfleisch auf der Speisekarte stehen.
    Einen Augenblick später kletterte er den Abhang zu der Stelle hinunter, wohin das Schaf gefallen war. Der Pfeil hatte seinen Hals durchbohrt, und es schlug noch mit den Beinen aus, als er bei ihm ankam. Seine zuckenden Hufe gruben Löcher in die Laubschicht am Boden. Quinn packte eine Hand voll Fell und riss den Kopf des Schafes nach hinten, dann zog er die Klinge seines Messers schnell über seinen Hals und spürte, wie die Haut aufklaffte und die Adern durchtrennt wurden. Als Blut auf die Blätter strömte, zog er ihm den Armbrustpfeil
aus dem Hals und wischte sowohl den Pfeil als auch das Messer sorgfältig mit einer Hand voll feuchtem Laub ab.
    Dann hielt er inne und hob den Kopf, um zu lauschen. Irgendwo in westlicher Richtung waren die Stimmen von mindestens zwei Frauen zu hören, die sich ihm näherten. Er nahm an, dass sie auf dem Weg gingen, der weiter unten am Hang am Fluss entlang verlief. Das Schaf befand sich nicht in Sichtweite vom Weg, und wenn er sich flach auf den Boden legte, würden ihn die Frauen vermutlich nicht sehen. Trotzdem bestand ein gewisses Risiko.
    Als die Frauen näher kamen, schien eine von ihnen die Stimme zu heben und jemandem etwas zuzurufen. Einem Kind vielleicht? Doch dann hörte Quinn ein Bellen. Es klang nicht nach einem großen Hund – ein Terrier vielleicht. Aber das war schlimm genug.
    Widerwillig packte er seine Sachen zusammen, ging den Hang hinauf und zog sich in den dichteren Wald zurück, wobei er Laub über seine Fußspuren schob, bis er sich wieder auf trockenem Boden befand. Nachdem er die erste Kalkstein-Felsnase erreicht hatte, nutzte er die Felsen als Deckung und ging schneller, um sich von dem toten Schaf zu entfernen.
    Binnen weniger Minuten hatte Quinn das Tal verlassen und war über eine Mauer geklettert, um auf ein Feld zu gelangen. Es war schade, dass er gehen musste, doch er konnte später zurückkehren, wenn die Luft rein war. Vielleicht nach Anbruch der Nacht, wenn keine Gefahr mehr bestand, gestört zu werden.

33
    Der Winnats Pass war trotz des Viehgitters, das ihn zu einer einspurigen Straße verengte, die Hauptverbindungsroute von Castleton nach Chapel-en-le-Firth und zum ganzen westlichen Teil des Peak District. Das war allerdings nicht immer so gewesen. Gleich unterhalb des Hügels sah Ben Cooper die Überreste der alten A625. Nach jahrelangen Bemühungen des Stra ßenbauamts, den Asphalt vor den instabilen Schieferhängen zu schützen, hatte ein Erdrutsch vom Mam Tor sie zerstört.
    Diane Fry sah müde aus. Er fragte sich, ob es ihr gelungen war, vor dem frühmorgendlichen Ruf zu der verlassenen Scheune oberhalb von Pindale überhaupt zu schlafen.
    »Diese Hügel haben eine merkwürdige Form«, sagte sie, als sie über den steilsten Teil des Passes fuhren.
    »Das ist ein Korallenriff«, sagte Cooper. »Na ja, ein Kalksteinriff.«
    »Wie bitte?«
    »Früher gab es hier eine tropische Lagune. Sie erstreckte sich bis Dovedale und Matlock, mit ein paar Vulkanen in der Mitte, und diese Riffe waren der äußere Rand davon. Sie haben sich aus Algen und Muscheln, aus Mollusken-Fossilien und Korallen gebildet. Aus Fischzähnen und Schuppen und solchem Zeug.«
    Fry sagte nichts. Sie schniefte und kratzte sich gereizt an der Nase.
    »Großbritannien befand sich damals natürlich noch südlich vom Äquator«, sagte Cooper.

    Fry holte wortlos ein Taschentuch aus der Hose und putzte sich die Nase.
    »Bist du nicht beeindruckt?«, erkundigte sich Cooper.
    »Ich warte darauf, dass du wieder zur Vernunft kommst.«
    »Aber das stimmt.«
    »Ja, klar.«
    Und es stimmte tatsächlich. Vor dreihundert Millionen Jahren hatte sich hier eine Lagune befunden, und Unmengen von Muscheln hatten sich an dem vorderen Riff angesammelt, wo es zum Tal hin abfiel. Das gehörte zu den Dingen, die Cooper während seines Schulprojekts gelernt hatte.
    Er konnte sich noch an seine eigene Skepsis erinnern, als er die Beschreibung in den Arbeitsunterlagen las. Doch der Anblick der Kalksteinriffe beim Winnats Pass hatte ihn überzeugt – noch bevor er seine

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