Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
gerade die Banner ab, und das Bushäuschen sah wieder genauso langweilig aus wie eh und je.
In der Moorland-Wohnsiedlung spielten Kinder auf der Wiese, und Erwachsene wuschen ihre Autos. Dieses Mal nahm Fry hier und da Kleinigkeiten zur Kenntnis: eine Clownmarionette, die hinter einem Fenster im ersten Stock an ihren Schnüren hing, ein Hase mit langem, goldfarbenen Fell in einem Stall im Vorgarten. In einem Schlafzimmerfenster hing ein » Nicht in meinem Namen «-Poster, ein Überbleibsel der Protestbewegung gegen den Irak-Krieg, während auf der anderen Straßenseite jemand ein Smiley-Gesicht auf seine rollbare Mülltonne gemalt hatte. Eine ältere Dame saß im Freien an einem Plastiktisch und las Zeitung, während ein Collie zu ihren Füßen schlief.
Enid Quinn hatte heute einen abwesenden Gesichtsausdruck. Sie trug ihre gelben Gummihandschuhe und war in einer Ecke ihres Gartens damit beschäftigt, Rosen zu köpfen.
»Ich weiß, dass es schwierig ist, es immer und immer wieder durchzugehen«, sagte Fry. »Aber Sie müssen verstehen, wie wichtig es ist.«
Mrs. Quinn weigerte sich, Fry anzusehen, und betrachtete stattdessen die Kinder auf der Wiese auf der anderen Straßenseite.
»Natürlich ist es wichtig«, sagte sie. »Das weiß ich schon. Alles ist so verdammt wichtig.«
Fry beobachtete sie vorsichtig aus dem Augenwinkel. In der Stimme der Frau schwang eine ungewohnte Gereiztheit mit, bei der es sich womöglich um ein erstes Anzeichen dafür handelte, dass ihre Selbstbeherrschung zu bröckeln begann. Die Menschen, die sich bestens unter Kontrolle zu haben schienen, waren oft diejenigen, die völlig zusammenbrachen, wenn der Druck schließlich zu groß wurde. Sie wollte nicht, dass es Mrs. Quinn so erging.
»Wir könnten uns woanders unterhalten, wenn Ihnen das lieber ist«, schlug sie vor. »Vielleicht könnten wir ins Haus gehen und eine Tasse Tee trinken?«
»Nein, das ist schon in Ordnung.«
Der Duft der Rosen war zu viel für Fry. Er umgab sie wie ein billiges Parfum. Da es jedoch Gräserpollen waren, die ihren Heuschnupfen auslösten, würde er ihr vielleicht nichts anhaben können.
»Die Sache ist die«, sagte Fry, »dass wir die Vergangenheit durchgehen müssen, weil das vielleicht die einzige Möglichkeit ist, wie wir herausfinden können, was Ihrem Sohn durch den Kopf geht.«
»Falls Sie sich für Simon und Andrea interessieren, sollten Sie sich mit ihnen unterhalten, nicht mit mir. Ich erinnere mich an gar nichts. Ich war nicht dort.«
»Ich bin später mit den beiden verabredet. Aber ich glaube, es gibt da einiges, das Sie mir erzählen können, auch wenn Sie nicht dort waren. Schließlich sind Simon und Andrea Ihre Enkelkinder.«
Mrs. Quinn sah mit einem angedeuteten Schulterzucken wieder zum Haus, als spielte das Verwandtschaftsverhältnis keine große Rolle. Fry warf ihr einen finsteren Blick zu und versuchte, ihre Gedanken zu lesen, was ihr jedoch nicht gelang. Sie war keine Psychologin, sie war Kriminalpolizistin. Ihr eigener Erfahrungsschatz ermöglichte ihr nicht den Zugang zu den Gedanken von jemandem wie Mrs. Quinn.
»Andrea ist in Ordnung«, sagte Mrs. Quinn. »Vielleicht ein bisschen zu ernst, und sie weiß sich nicht richtig zu amüsieren. Aber sie ist eine vernünftige junge Frau. Wahrscheinlich ist sie sogar die Vernünftigste in der ganzen Familie.«
»Und Ihr Enkel?«
Die alte Frau seufzte. »Simon hatte schwer damit zu kämpfen. Er hat mit fünfzehn ohnehin eine schwierige Phase durchgemacht. Und die Sache hat ihn damals sehr mitgenommen.
Ich glaube, das tut sie noch immer. Es ist schlimm für einen Jungen in diesem Alter, wenn der eigene Vater wegen Mordes verurteilt wird. Simon hat seinen Vater bewundert. Er war loyal. Aber es hat ihn völlig aus der Bahn geworfen, als ihm jemand gesagt hat...«
Sie fixierte eine Kletterrose und schnitt wütend eine ihrer Blüten ab, obwohl sie in Frys Augen nicht verwelkt war.
»Ihm was gesagt hat, Mrs. Quinn?«
»Jemand hat Simon gesagt, dass Mansell nicht sein richtiger Vater wäre.«
Fry zog die Augenbrauen hoch. »Wer würde denn so etwas tun?«
»Jemand, der versucht, Ärger heraufzubeschwören.«
»Aber wer? Wissen Sie es?«
»Ich bin... Na ja, ich bin mir nicht ganz sicher. Sie wissen doch, wie die Menschen sind. Sie sind gern boshaft.«
»Und, hat es gestimmt?«
»Es war nicht ausgeschlossen«, sagte Mrs. Quinn. »Ich nehme an, das war das Schlimmste daran. Es war nicht ausgeschlossen.«
Es war bereits
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