Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Quinn aufspüren?«
     
     
    Tiefer im Höhlensystem betraten sie das Roger Rain’s House, von dessen Decke unablässig Wasser vom Boden des Cavedale-Tals herabplätscherte. Cooper erinnerte sich noch daran, wie ihm das Wasser am Tag zuvor ins Gesicht gespritzt war, als er auf der Rettungstrage gelegen hatte. Doch Page entschied sich erst jetzt dazu zu erwähnen, dass das Wasser Untersuchungen zufolge Schafurin enthielt.

    »Oh, großartig«, sagte Cooper und versuchte, sich zu erinnern, ob er den Mund offen gehabt hatte.
    Sie gingen durch den Devil’s Dining Room, das »Esszimmer des Teufels«, und gelangten zu einer Barriere am oberen Ende eines Hangs, wo die verschlammten Überreste einer Treppe und einer hölzernen Rutsche in die Dunkelheit hinabführten. In der Ferne war das Rauschen von Wasser zu hören.
    »Das ist das Devil’s Staircase, die ›Teufelstreppe‹. Von hier aus hört man den River Styx«, sagte Page, der am oberen Ende der Rutsche stand. »Das ist gut so. Solange wir ihn hören, sind wir in Sicherheit. Wenn der Lärm aufhören würde, hieße das, dass das Wasser weiter unten die Decke erreicht hat und die Höhle bald überflutet wird. Dann würden uns vier Minuten und dreißig Sekunden bleiben, um ins Freie zu gelangen.«
    »Was befindet sich dahinter?«, erkundigte sich Cooper.
    »Ungefähr weitere zwölf Meilen Höhlensystem mit Gängen, Kammern, Kriechgängen und Siphons. So viel kennen wir. Allerdings gibt es vielleicht noch Hunderte weiterer Meilen, die noch nicht entdeckt wurden. Aber wir gehen heute nur bis hierher.«
    Cooper blickte das Devil’s Staircase in Richtung des Wassergeräuschs hinunter. Selbst die beiden Mädchen waren still, als Page die Namen der Höhlen tief im Hügel aufzählte: Fingernail Chamber, Vortex, Surprise View. Viele von ihnen beschworen Bilder eines Märchenlands herauf, das darauf wartete, erkundet zu werden. Doch Cooper wusste, dass es dort unten kein Märchenland gab, sondern nur Dunkelheit.
    Als sie in den Devil’s Dining Room zurückgingen, bemerkte Cooper, dass Page mit seiner Taschenlampe in die Ecken leuchtete und ihren Strahl an den Kanten entlangwandern ließ, wo die Schatten am dunkelsten waren. An der Decke der Kammer hingen spitze schwarze Stalaktiten, die aussahen wie Fleischhaken.
    »Sie werden Devil’s Hooks, ›Teufelshaken‹, genannt«, sagte
Page. »Zu dieser Kammer gibt es nämlich eine nette kleine Geschichte. Hier wurde früher das Beggars’ Banquet, das ›Bettler-Bankett‹, abgehalten.«
    »Das was?«
    Page schien Coopers Frage nicht gehört zu haben und fuhr mit abwesendem Gesichtsausdruck mit seiner Geschichte fort.
    »Die Peak Cavern wurde jahrhundertelang für eine alljährliche Zusammenkunft von Zigeunern und Landstreichern genutzt. Sie wurde Beggars’ Banquet genannt und immer im August hier im Devil’s Dining Room abgehalten – mit keiner geringeren Erlaubnis als der königlichen. Es soll sich dabei um die Feier des heidnischen Lughnasa-Festes gehandelt haben.«
    Es mochte an der Echo-Wirkung der Kammer gelegen haben, dass Pages Stimme sich unnatürlich laut anhörte, als hätte er nicht zu der kleinen Gruppe um ihn gesprochen, sondern zu einem weiter entfernten Publikum. Er drehte sich, während er sprach, und ließ den Strahl seiner Taschenlampe dabei einmal im Kreis durch den Devil’s Dining Room wandern. Die Stalaktiten an der Decke glitzerten und funkelten.
    Cooper wurde für einen Augenblick an seine Panik in dem schmalen Tunnel während der Rettungsübung erinnert. Er war sich erneut der gewaltigen Felsmasse über ihm bewusst und stellte sich vor, wie sich die mit Stacheln versehene Decke allmählich senkte. Selbst von hier erschien der Weg zum Ausgang sehr weit.
    »Die Gruppe von Landstreichern wurde von einem berühmten Banditen namens Cock Lorrel angeführt, ›dem berüchtigtsten Schurken aller Zeiten‹«, sagte Page. »Cock Lorrel war der König der Bettler, und es heißt, er habe den Teufel zu seinem Bankett in die Peak Cavern eingeladen, um zu beweisen, dass er sich vor niemandem fürchtete. Daher der Name Devil’s Dining Room.«
    Er hielt inne. Als seine Stimme verklang, konnten sie wieder
das Rauschen von Wasser, die seltsamen, undefinierbaren Geräusche in den Felsspalten und das unerklärliche Poltern kleiner Steine hören.
    Page wandte den Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen waren – zum Devil’s Staircase und dem unendlichen Netzwerk von Gängen tief in der Dunkelheit des Hügels.
    »Das