Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
vor vierzehn Jahren. Das ist doch alles längst vergessen.«
»Tatsächlich?«
»Sehen Sie, es war eine schlimme Zeit, das will ich nicht abstreiten. Aber ich hab komplett damit abgeschlossen. Ich hab inzwischen wieder geheiratet und hab eine neue Familie. Es hat keinen Sinn, in der Vergangenheit zu leben – das bringt überhaupt nichts.«
»Glauben Sie, dass Sie Quinn auch davon überzeugen könnten?«
Proctor machte ein finsteres Gesicht. »Falls nötig. Aber Sie sind auf dem Holzweg. Und wenn es Ihnen jetzt nichts ausmacht, ich hab nämlich eine Reservierung für diese Einheit von deutschen Touristen, und die Wasserversorgung sollte nach Möglichkeit funktionieren, wenn sie kommen. Eigentlich sollte sich mein Platzwart drum kümmern, aber der hat keinen blassen Schimmer, wenn es um Wasser geht.«
Cooper blickte durchs Fenster in den Wohncontainer, aus
dem Proctor aufgetaucht war. Er war gut ausgestattet, mit einer Küche, die ungefähr dieselbe Größe hatte wie seine eigene in der Welbeck Street, sowie Toilette, Dusche und einem separaten Schlafraum am anderen Ende.
»Quinn hatte damit gerechnet, dass Sie ihm für den Zeitpunkt des Mordes ein Alibi verschaffen würden, Mr. Proctor«, sagte er. »Die Verteidigung hat sich vor allem darauf gestützt, dass er bis kurz vor Viertel nach drei mit Ihnen und William Thorpe zusammen war und deshalb unmöglich zu Hause gewesen sein konnte, als ihre Frau getötet wurde.«
»Aber das war nicht so«, sagte Proctor. »Er hat den Pub bereits eine halbe Stunde früher verlassen. Ich glaub, Mansell hat von mir erwartet, dass ich für ihn lüge. Aber warum sollte ich für jemanden lügen, der gerade, na ja...«
»Ihre Frau ermordet hatte?«
»Genau.«
Cooper musterte Raymond Proctor und hielt nach irgendwelchen Anzeichen Ausschau, dass dieser den Tod seiner ersten Frau tatsächlich verarbeitet hatte. Er hätte gerne die Gelegenheit gehabt, Proctors Aussage auf die Probe zu stellen, um herauszufinden, ob seine Version der Ereignisse auch noch nach fast vierzehn Jahren Nachfragen standhielt. Wenn nachgebohrt wurde, waren Lügen nur schwer aufrechtzuerhalten – vor allem dann, wenn man unter Umständen die Lügen vergessen hatte, die man beim ersten Mal erzählt hatte.
Doch diese Gelegenheit sollte ihm verwehrt bleiben. Diane Fry warf ihm bereits einen warnenden Blick zu, der ihm sagte, dass er sich auf verbotenes Terrain begab.
»Das ist doch alles bei der Gerichtsverhandlung durchgekaut worden«, sagte Proctor. »Ich versteh nicht, was das jetzt noch für eine Rolle spielt.«
»Für Mansell Quinn spielt es eine Rolle.«
»Ben, vielen Dank«, sagte Fry. »Vielleicht könntest du im Auto auf mich warten. Wir sind hier fast fertig.«
Cooper ging widerwillig zum Wagen zurück. Er war in dem Bereich geparkt, der für Wohnmobile reserviert war, die nachts auf dem Campingplatz ankamen: drei oder vier Stellplätze mit separater Strom- und Wasserversorgung, damit die Spätankömmlinge die übrigen Gäste nicht störten. Hinter der Kiesfläche befand sich ein Stück Wiese, auf der vier ältere Wohnwagen standen.
Cooper blickte sich über die Schulter um. Er sah, wie Proctor versuchte, wieder in den Westmorland-Wohncontainer zu kommen, um seine Arbeit fortzusetzen, während Fry ihn weiterhin belehrte. Ein paar Meter entfernt rechte ein alter Mann im Overall den Kies glatt, zeigte jedoch starkes Interesse daran, was gesagt wurde. Vermutlich der Platzwart, der keinen blassen Schimmer hatte, wenn es um Wasser ging.
Aus reiner Neugier schlenderte Cooper zu den alten Wohnwagen. Sie sahen an den Ecken alle ein wenig mitgenommen aus und waren nicht so sauber und gepflegt wie die Wohncontainer im Hauptbereich des Campingplatzes. Schimmel hatte ihre weiße Verkleidung grün verfärbt, und da sie zu nah an den Bäumen standen, waren ihre Dächer mit Vogelkot verspritzt.
Ein Fenster des Wohnwagens in seiner Nähe hatte sogar mehrere Sprünge. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es Raymond Proctor gelang, diese Wohnwagen an deutsche Touristen zu vermieten. Sie mussten aus altem Bestand stammen und waren inzwischen ausrangiert und nicht mehr zu renovieren. Doch warum waren sie dann nicht vom Platz entfernt und verschrottet worden?
Cooper ging zum ersten Wohnwagen und spähte durch das gesprungene Fenster. Als er gerade den zweiten in Augenschein nehmen wollte, tauchte Fry hinter ihm auf.
»Ben, was, zum Teufel, soll das?«
»Was meinst du?«
»Die Fragen zum Mord an Carol
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