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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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    Als Cooper wieder in sein Wohnzimmer ging, blieb er vor dem Foto über dem Kamin stehen. Ihm war jedes Gesicht in den ordentlichen Reihen der Männer vertraut, sogar die Struktur der Wand dahinter und der Betonboden unter ihren Stiefeln. Er hätte ohne hinzusehen beschreiben können, wie jeder einzelne Mann die Arme hielt, welcher von ihnen lächelte, wer
den Fotografen misstrauisch ansah und wer sich an jenem Morgen die Krawatte nicht ordentlich gebunden hatte. Außerdem wusste er genau, wie sich der Mahagonirahmen in seinen Händen anfühlte, kannte seine weichen Kanten und den Kratzer im Glas, der beinahe vom Schatten des Stuhls verdeckt wurde, auf dem einer der Sergeants in der vordersten Reihe saß. Wenn man das Bild ins Licht hielt, wurde der Kratzer sichtbar. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie er entstanden war. Irgendwie war er schon immer da gewesen.
     
     
    Diane Fry hatte das Caesar’s ausgesucht, ein italienisches Restaurant in der Eyre Street. Sie war noch nie dort gewesen, aber nachdem sie davor gestanden, durchs Fenster hineingesehen und die Speisekarte gelesen hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass es schick und interessant wirkte, aber nicht zu vornehm. Als sie jetzt an einem Tisch in der hintersten Ecke saß und auf ihre eingelegte Ente wartete, die jeden Moment gebracht werden musste, dachte sie, dass sie Recht gehabt hatte.
    Trotzdem fühlte sich Fry unwohl. Es stimmte, dass sie nicht oft ausging, aber sie hatte zumindest guten Willen bewiesen. Sie trug ihren Cord-Blazer und darunter ein handgestricktes Oberteil aus Alpacawolle, das sie in Bakewell gekauft und noch nie angehabt hatte. Angie hatte sich wie üblich mit Jeans und Weste begnügt, und als sie nach der Butter griff, um ein Brötchen zu bestreichen, stellte Fry fest, dass ihre Fingernägel nicht ganz sauber waren. Sie hoffte, der Kellner würde nicht zu genau hinsehen.
    In diesem Moment kam der Kellner auch schon aus der Küche auf sie zu. Für Fry sah er nicht italienisch aus, sondern eher osteuropäisch – vielleicht war er Albaner. Aber eingelegte Ente war schließlich auch kein italienisches Gericht.
    »Du willst dich nie richtig unterhalten«, beklagte sich Angie, nachdem sie ihr Essen bekommen hatten.

    Fry hielt mit einer Gabel Ente auf dem Weg zum Mund inne. »Unterhalten? Wir haben uns viel unterhalten. Seit du bei mir wohnst, haben wir nichts anderes getan, als uns zu unterhalten.«
    »Meinst du wirklich, Diane?«
    »Ich hab dir alles erzählt, was ich gemacht hab, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    »Ja, ich nehme an, das stimmt mehr oder weniger.«
    »Mehr oder weniger? Ich hab dir die ganzen fünfzehn Jahre erzählt. Ich hab dir erzählt, wie es in der Schule war, wie ich mein Abitur gemacht hab und wie ich einen Studienplatz ergattert hab.«
    »Am besten hat mir die Geschichte gefallen, wie du auf einer Studentenparty zu viel getrunken und in einen Blumenkasten gekotzt hast. Das kann ich mir bei dir überhaupt nicht vorstellen, Schwester.«
    »Das hab ich auch nicht oft gemacht.«
    »Nein, ich wette, du hast richtig fest gebüffelt.«
    »Ich wollte schließlich was lernen.«
    »Das Steak schmeckt gut«, sagte Angie. »Nicht ganz durch in der Mitte, aber ich hab nichts gegen ein bisschen Blut. Wie ist die Ente?«
    »Super«, erwiderte Fry und legte ihre Gabel hin. » Und ich hab dir erzählt, dass unsere Eltern zur Examensfeier gekommen sind.«
    »Unsere Stiefeltern.«
    »Und dass sie zu spät dran waren, weil sie sich in Birmingham verlaufen hatten.«
    »Und du hattest nicht damit gerechnet, dass sie überhaupt kommen würden, ich weiß. Warum isst du die Ente eigentlich nicht, wenn sie so toll schmeckt?«
    »Dann bin ich nach Warley zurück und zur Polizei gegangen.«
    »Das ist der Punkt, wo ich nicht ganz mitkomme. Du hast
dich im Lauf der Zeit tatsächlich ziemlich verändert, nicht wahr, Schwester?«
    »Es ist ein interessanter Job«, sagte Fry. »Eine Herausforderung.«
    Angie nickte. Sie schenkte ihnen beiden Wein nach, aber Diane ignorierte ihr Glas.
    »Und ich hab dir von dem Zwischenfall erzählt – ich meine, was mir in Birmingham passiert ist...«
    »Zwischenfall? Also wenn das kein schönfärberisches Polizei-Wort dafür ist. Du meinst die Vergewaltigung.«
    Fry blickte sich im Restaurant um. Die anderen Tische standen nach ihrem Geschmack etwas zu nahe an ihrem eigenen. Da das Restaurant am Mittwochabend nicht voll war, wurden sie jedoch nicht mit

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