Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
will?«
»Das wäre doch was für ihn, findest du nicht? Du kennst ja Karl; er wird einfach nicht widerstehen können.« Alex malte sich aus, wie die Schüssel einen Ehrenplatz in dem elegant gestalteten
Schaufenster von Antiquitäten Arrowood einnehmen würde – noch eine Schönheit, die Karl sein Eigen nennen konnte. Der bittere Neid begann sich in Alex’ Seele zu fressen.
»Alex …« Otto schien zu zögern, doch dann rückte er näher heran und sah ihn mit einem durchdringenden Blick seiner dunklen Augen an. »Ich kenne ihn allerdings, vielleicht besser als du. Verzeih mir, dass ich mich einmische, aber ich habe da gewisse Dinge über dich und Karls junge Frau gehört. Du weißt ja, wie es hier zugeht« – seine Geste schloss mehr als nur das Café ein – »hier bleibt nun mal nichts lange ein Geheimnis. Und ich fürchte, dir ist nicht ganz klar, worauf du dich da eingelassen hast. Karl Arrowood ist ein skrupelloser Mann. Es ist keine gute Idee, sich zwischen ihn und das, was er für sein Eigentum hält, zu stellen.«
»Aber -« Alex spürte, wie er rot wurde. »Wie -« Doch er wusste, dass das »Wie« keine Rolle spielte. Was zählte, war, dass seine Affäre mit Dawn Arrowood allgemein bekannt war. Und er war ein Narr gewesen, wenn er geglaubt hatte, sie geheim halten zu können.
Die Entdeckung dieser Barbierschüssel aus Porzellan war ein beinahe mystisches Erlebnis gewesen, und nicht minder seine erste Begegnung mit Dawn an jenem Tag, als er im Laden vorbeigeschaut hatte, um ein Tafelservice aus Creamware abzuliefern.
Dawn hatte der Verkäuferin beim Arrangieren der Waren im Schaufenster geholfen. Als er sie erblickt hatte, war Alex wie angewurzelt auf dem Gehsteig stehen geblieben. Noch nie hatte er so viel Schönheit und Vollkommenheit bei einer Person gesehen. Und dann hatte sie seinen Blick durch die Fensterscheibe erwidert und gelächelt.
Danach war sie öfter am Samstagmorgen zu seinem Stand gekommen, um zu plaudern. Sie war freundlich gewesen, ohne jede Spur von Geziertheit oder Koketterie, und er hatte sofort ihre Einsamkeit gespürt. Bald schon hatte die Vorfreude
auf ihre samstäglichen Besuche seine Wochen ausgefüllt, doch mehr als das hatte er sich niemals zu erhoffen gewagt. Und dann war sie eines Tages unangemeldet an seiner Wohnungstür aufgetaucht. »Ich sollte so etwas eigentlich nicht tun«, hatte sie gesagt und den Kopf gesenkt, sodass die blonden Strähnen ihre Augen verdeckt hatten, aber sie war dennoch hereingekommen, und jetzt konnte er sich sein Leben nicht mehr ohne sie vorstellen.
»Weiß Karl Bescheid?«, fragte er Otto.
Otto zuckte mit den Achseln. »Ich denke, wenn er’s wüsste, würdest du es mitkriegen. Aber du kannst sicher sein, dass er dahinterkommen wird. Und ich möchte ungern einen guten Kunden verlieren. Alex, bitte, hör auf meinen Rat. Sie ist ein bezauberndes Ding, aber sie ist es nicht wert, dass du für sie dein Leben aufs Spiel setzt.«
»Mein Gott, Otto, wir sind hier schließlich in England! Hier schießt man einen nicht einfach über den Haufen, bloß weil man’ne Wut im Bauch hat wegen … na, du weißt schon.«
Otto stand auf und drehte bedächtig seinen Stuhl um. »Da wäre ich mir nicht so sicher, mein Freund«, entgegnete er und verschwand in der Küche.
»So ein Quatsch!«, brummte Alex. Er war entschlossen, Ottos Warnung in den Wind zu schlagen, und widmete sich mit grimmiger Entschlossenheit seinem Essen und seinem Wein.
Nachdem seine gute Laune einigermaßen wiederhergestellt war, ging er gemächlich zu seiner Wohnung zurück. Dabei dachte er an das zweite Fundstück, auf das er an diesem Tag gestoßen war – kein Schnäppchen wie die Fayence-Schüssel, aber dennoch ein wunderschönes Objekt – eine Art-déco-Teekanne von der englischen Keramikkünstlerin Clarice Cliff, mit einem Muster, das Dawn einmal in seiner Gegenwart bewundert hatte. Die Kanne würde sein Weihnachtsgeschenk für sie sein, ein Symbol für ihre gemeinsame Zukunft.
Erst als er schon im Begriff war, in seine Gasse einzubiegen,
kam ihm ein beunruhigender Gedanke. Wenn Karl Arrowood die Wahrheit herausfände, dann würde seine eigene Sicherheit vielleicht gar nicht die größte seiner Sorgen sein.
Bryony Poole wartete, bis die Tür hinter der letzten Klientin des Tages ins Schloss gefallen war, einer Frau, deren Katze an einer Ohrinfektion litt. Erst dann wagte sie es, Gavin ihre Idee zu unterbreiten. In der engen Büroecke der Praxis setzte sie sich ihm
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