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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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dem Herd und dem fröhlichen Singen von Bettys Mutter erfüllt. Es war Bettys Mama, die Angel zeigte, wie man westindische Gerichte kocht, und die mit ihr auf dem Markt Jamswurzeln, Auberginen und die merkwürdigen, schleimigen Okra-Schoten kaufte. »Wer
soll dir denn das Kochen beibringen, wenn’s deine Mutter nicht tut, Mädchen«, sagte sie und schüttelte missbilligend den Kopf.
    Aber Angel wäre nie auf die Idee gekommen, dass ihre Mutter irgendeine schlimme Krankheit haben könnte, bis sie an jenem bleiernen Februartag aus der Schule nach Hause gekommen war und den Arzt im Wohnzimmer angetroffen hatte.
    »Was ist denn?«, fragte sie ihren Vater, und ihr Herz hämmerte plötzlich wild vor Angst.
    »Deine Mutter hatte heute eine ziemlich schlimme Migräne.« Ihr Vater sah erschöpft aus, und zum ersten Mal sah sie die tiefen Falten, die seine Wangen furchten. »Noch schlimmer als sonst. Der Herr Doktor hat ihr etwas gegen die Schmerzen gegeben.«
    »Aber warum – was fehlt ihr denn?«
    »Wir wissen es nicht«, antwortete der Arzt, ein kräftiger Mann mit Glatze, dessen ernster Gesichtsausdruck seine sanfte, geduldige Stimme Lügen strafte. »Ich glaube, wir werden ein paar Röntgenaufnahmen vom Gehirn deiner Mutter machen müssen. Dann werden wir mehr wissen.«
    »Muss sie operiert werden?«
    »Das ist eine Möglichkeit, aber es ist noch zu früh, um es mit Sicherheit sagen zu können.«
    »Ich bin sicher, dass sie wieder gesund wird«, sagte ihr Vater zu ihr. Es klang, als müsse er sich selbst mindestens ebenso sehr beruhigen wie seine Tochter. Aber in einem Moment der Panik, der ihr die Eingeweide zusammenkrampfte, wurde Angel plötzlich klar, dass in ihrem Leben bald eine unwiderrufliche Veränderung eintreten würde.
     
    »Der Schriftsteller Anthony Trollope liegt hier begraben. Und William Thackeray auch«, sagte Kincaid zu Gemma, als sie den Wagen vorsichtig über die Bodenschwelle am Eingang des Friedhofs von Kensal Green lenkte. Es war kurz vor elf Uhr am Dienstagvormittag, und man hatte ihnen mitgeteilt, dass Dawn Arrowoods sterbliche Überreste in einem Gottesdienst am Grab beigesetzt werden sollten.

    »Mein Gott.« Gemma hielt an der ersten Kreuzung an. »Der ist ja riesig. Das hätte ich nie gedacht.« Kensal Green, durchzogen von einem Netz von Straßen und Wegen, lag am Nordrand von Notting Hill, in dem Winkel, der von dem sanft geschwungenen Grand Union Canal auf der einen und der Harrow Road auf der anderen Seite gebildet wurde. Ein Schild am Eingang hatte sie darüber informiert, dass der Friedhof ein Naturschutzgebiet sei, was bedeutete, dass das Gras nicht gemäht und die Gräber nicht gepflegt wurden, es sei denn, die Eigentümer der Grabstellen hätten eigens darum nachgesucht. Verlassen und verwahrlost erstreckte sich das Gräberfeld unter dem grauen Dezemberhimmel, ein Ort wildromantischer Dekadenz. Die Plastikblumensträuße, die hier und da auf einem Grab zu sehen waren, wirkten armselig und unangemessen vor dem Hintergrund der üppig wuchernden Vegetation.
    »Es war ein gutes Geschäft. Um 1830 ging den Londonern allmählich der Platz für ihre Toten aus. Sämtliche Kirchhöfe waren voll belegt. Also haben sie eine Gesellschaft gegründet mit dem Ziel, Land zu kaufen und Friedhöfe anzulegen. Dieser hier war der erste, und er war ein großer Erfolg. Die Leute haben sich geradezu darum gerissen, hier beerdigt zu werden.« Kincaid bemerkte Gemmas skeptischen Blick und fügte hinzu: »Ehrlich, ich mache keine Witze.«
    »Und wie kommt es, dass du so viel darüber weißt?«
    »Ich bin früher schon mal hier gewesen«, erwiderte er, und bei dieser Antwort beließ er es.
    »Dann weißt du sicher auch, wie wir zu Dawn Arrowoods Grab gelangen.«
    »Hm, ich würde rechts abbiegen und dann nach Autos Ausschau halten.«
    »Das ist ausgesprochen hilfreich«, entgegnete sie sarkastisch, doch sie befolgte seinen Rat. Nachdem sie eine Weile geradeaus gefahren war, erblickte sie etwa ein Dutzend Autos, die
am Wegesrand geparkt waren. In einiger Entfernung konnte sie eine Gruppe von Menschen in dunkler Kleidung erkennen, doch der Pfad, der dorthin führte, war für Kraftfahrzeuge gesperrt.
    »Offenbar müssen wir ab hier zu Fuß gehen.« Gemma hielt den Wagen an und blickte mit säuerlicher Miene auf ihre Schuhe hinunter. Sie hatte etwas wesentlich Zivilisierteres erwartet. »Na ja, wenigstens macht der Regen gerade eine Pause.«
    »Ich würde an deiner Stelle das Schicksal nicht herausfordern«,

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