Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
ihrer Treue zu zweifeln. Es ist bekannt, dass solche Operationen nicht immer zum gewünschten Erfolg führen, und von dieser Erklärung bin ich selbstverständlich ausgegangen.«
»Und vor dem Tod Ihrer Frau hatten Sie keine Ahnung, dass sie schwanger war?«, fragte Gemma.
»Nein. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich wusste, dass sie sich in letzter Zeit öfter unwohl gefühlt hatte, aber
diese Möglichkeit hatte ich aus verständlichen Gründen nicht in Betracht gezogen. Aber jetzt, da ich es weiß, verwahre ich mich strikt gegen jegliche Spekulationen, dass das Kind nicht von mir sein könnte.« Seine Miene war so unerbittlich und entschlossen, dass Gemma sich fragte, wen er am meisten zu überzeugen suchte – sie oder sich selbst.
»Da wir gerade von Kindern sprechen, Mr. Arrowood, hatten Sie in letzter Zeit Kontakt mit Ihren Söhnen?«
»Mit meinen Söhnen? Was haben meine Kinder mit der Sache zu tun?«
»Sie haben mir neulich gesagt, Sie hätten den beiden deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts von Ihnen zu erwarten hätten.«
»Ich hatte es satt, dass sie mich ständig um Geld für dies oder jenes angebettelt haben. Ich haben ihnen aber nie ausdrücklich gesagt … Sie werden die zwei doch nicht etwa beschuldigen -«
»Geld kann ein sehr starkes Motiv sein. Wenn sie geglaubt haben, Dawns Tod würde ihnen ihr Erbteil sichern -«
»Nein! Das ist absurd. Ich kenne doch meine Söhne. Sie sind es gewohnt, dass ihnen alles in den Schoß fällt, weil ihre Mutter sie ihr ganzes Leben lang verwöhnt hat, aber zu einem Mord sind sie nicht fähig.« Arrowood war sichtlich betroffen.
»Aber auch Menschen, die uns sehr nahe stehen, können uns bisweilen unangenehme Überraschungen bereiten«, bemerkte Kincaid.
Karl Arrowoods Augen verengten sich, als er in scharfem Ton erwiderte: »Wenn Sie glauben, Sie könnten mich einschüchtern, indem Sie meine Familie unter Druck setzen, Superintendent, dann haben Sie sich getäuscht. Sobald ich wieder in meinem Büro bin, werde ich mich mit meinem Anwalt in Verbindung setzen.«
»Ihre Söhne sind beide erwachsen, Mr. Arrowood. Wir brauchen nicht Ihre Genehmigung, um sie zu befragen. Aber wir bewegen uns hier im normalen Rahmen der Ermittlungen,
und je kooperativer alle Beteiligten sich verhalten, desto schneller kommen wir voran.«
»Wollen Sie damit sagen, dass ich meine Söhne auch noch dazu anhalten sollte, mit Ihnen zu sprechen?«
»Das würde es für alle einfacher machen, vorausgesetzt, sie haben nichts zu verbergen.«
Arrowoods Lächeln wirkte bitter. »Sie gehen davon aus, dass ich irgendeinen Einfluss auf meine Kinder habe, Mr. Kincaid. Dem ist leider nicht so.«
»Ich hatte gedacht, wir würden sie vielleicht hier antreffen«, warf Gemma behutsam ein.
»Ich habe sie nicht eingeladen!«, fuhr Arrowood sie an. »Warum hätte ich ihnen die Gelegenheit geben sollen, Dawn im Tod die gleiche Missachtung entgegenzubringen wie im Leben?«
»Vielleicht bedauern sie ihr Verhalten -«
»Bei einer Mutter, die sie ständig gegen meine Frau aufgehetzt hat? Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich.«
»Ich nehme doch an, dass Dawn mit dem Scheitern Ihrer Ehe nichts zu tun hatte, Mr. Arrowood.« Vor dreizehn Jahren musste Dawn noch zur Schule gegangen sein. »Warum hat Ihre Exfrau sie dann so verabscheut?«
»Weil Sylvia nun mal gehässig ist«, konterte er mit grimmigem Humor. »Beantwortet das Ihre Frage, Inspector?«
Gemma war geneigt, sich seinem Urteil anzuschließen, behielt ihre Meinung jedoch für sich. »Was ist mit Ihren Kollegen, Mr. Arrowood? Die hätten doch immerhin kommen können, um Ihnen an diesem Tag beizustehen.«
»Ich habe niemandem im Geschäft Bescheid gesagt. Ich wollte, dass dies eine private Zeremonie bleibt – so privat wie nur eben möglich«, verbesserte er sich mit einem Seitenblick auf Dawns Eltern und deren Freunde, die sich in einiger Entfernung mit dem Priester unterhielten.
Seine völlige Missachtung der Gefühle der Smiths machte
Gemma plötzlich wütend. »Das ist wohl das Mindeste, was Sie für die beiden tun können«, fauchte sie. »Sie sind schließlich nicht der Einzige, der einen Verlust erlitten hat.«
Arrowood sah sie verblüfft an, dann sagte er langsam: »Nein, da haben Sie wohl Recht.«
Wieder einigermaßen besänftigt fragte Gemma ihn: »Was haben Sie eigentlich gegen Dawns Eltern? Soweit ich weiß, sind Sie ihnen nur flüchtig begegnet.«
Seine Augen strahlten schon wieder die gewohnte Kälte
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