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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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der Wohnung durch. Sie wusste, dass sie nicht viel mitnehmen konnte. Ihr eigenes kleines Bett, den besten Sessel, den antiken Sekretär ihrer Mutter, den Fernseher, ein paar Küchengeräte. Den Rest wollte sie von einem Freund ihres Vaters auf dem Flohmarkt verkaufen lassen, obwohl sie nicht damit rechnete,
dass sie viel dafür bekommen würde. Allerdings brachte sie es nicht übers Herz, die wenigen antiken Schmuckstücke zu verkaufen, die sich noch im Stand ihres Vaters befanden, ganz gleich, was ihr Gegenwert in bar sein mochte. Das silberne, herzförmige Medaillon hängte sie sich um den Hals, den Rest verschloss sie sorgsam in dem Sekretär.
    Als der Tag des Umzugs kam, erbot sich Ronnie, den Lieferwagen seines Vaters auszuleihen, um ihr zu helfen, die wenigen größeren Gegenstände die paar Straßen weiter südlich in die Colville Terrace zu transportieren. Während der Fahrt saß sie vorne neben ihm, und sie unterhielten sich angeregt über die Vorzüge einer neuen Band aus Tottenham, die die Beatles vorübergehend von ihrer Spitzenposition in der Hitparade verdrängt hatte.
    »›The Dave Clark Five‹?«, meinte Ronnie verächtlich. »Was ist denn das für ein Name? Ich sage dir, in einem halben Jahr wird sich kein Mensch mehr daran erinnern. Aber die Beatles, die haben echt was drauf als Musiker.«
    Dass er sich dazu herabließ, eine Popgruppe zu loben, überraschte sie; normalerweise schwärmte er nur von Jazzmusikern wie Thelonius Monk oder Chet Baker. »Und was hältst du von den Rolling Stones?«, regte sie an. Sie wollte wenigstens so tun, als ob sie Bescheid wüsste.
    Ronnie strahlte über das ganze Gesicht. »Also, die haben wirklich die alten Blues-Meister studiert – die verstehen ihr Handwerk«, sagte er begeistert, und die entspannte Atmosphäre zwischen ihnen blieb noch die paar Minuten lang erhalten, die sie brauchten, um ihr Ziel zu erreichen.
    »Hier?«, fragte er ungläubig, als er mit dem Lieferwagen vor der neuen Wohnung anhielt. Nachdem er ihr bis in das Zimmer im Obergeschoss gefolgt war, platzte er fast vor Wut.
    »Angel, was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Das ist doch ein Loch – der reinste Hühnerstall! Nicht mal eine westindische Familie, die direkt vom Schiff kommt, wäre verzweifelt genug, so etwas anzunehmen -«

    »Mehr kann ich mir nun mal nicht leisten, Ronnie, also lass mich bitte in Ruhe -«
    »Weißt du nicht, dass das hier eins von Peter Rachmans Häusern ist? Er wird dir seine Schläger vorbeischicken, wenn du die Miete nicht pünktlich zahlst, und seine Hunde. Und wenn du kein Wasser hast oder die Heizung kaputt ist? Es ist doch bekannt, dass er sich nicht um seine Mieter kümmert -«
    »Ich komme schon klar«, beharrte Angel, während sie mit den Tränen kämpfte.
    »Diese Flecken an den Wänden, das ist Feuchtigkeit, wusstest du das? Und es gibt hier nur einen Petroleumofen! Du liebe Güte, da kannst du froh sein, wenn du nicht plötzlich in Flammen stehst!«
    »Ronnie, kannst du mir jetzt vielleicht helfen, diese Möbel hochzutragen? Sonst mache ich es nämlich allein. Aber es ist sinnlos, hier rumzustehen und mich zu kritisieren, weil ich nun mal keine Wahl habe.«
    Eine volle Minute lang funkelten sie sich wütend an, dann zuckte Ronnie mit den Schultern. »Also gut. Das ist schließlich dein Problem.«
    Aber nachdem sie zusammen ihre Sachen die Treppe hochgeschleppt hatten, Seite an Seite, Schulter an Schulter, da schien sein Zorn endlich verraucht zu sein. Er setzte sich auf die Kante des Stuhls, den er gerade auf seinen Platz gerückt hatte, und drehte seine Mütze in den Händen. »Hör mal, Angel, es tut mir Leid, was ich vorhin gesagt habe. Es war … wenn man bedenkt, dass dein Vater … na ja, jedenfalls habe ich es nicht so gemeint. Ich verstehe bloß nicht, warum du nicht bei uns wohnen kannst, bis sich eine Lösung findet.«
    »Und was für eine Lösung soll sich denn bitte finden? Ich kann doch nicht ewig deiner Familie auf der Tasche liegen, Ronnie. Ich bin jetzt erwachsen – und ich muss lernen, allein zurechtzukommen.« Sie hoffte, er würde das Zittern in ihrer Stimme nicht bemerken.
    Er stand auf. »Also gut. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sie es nicht ertragen könnte, ihn
einfach so gehen zu lassen. Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Ronnie. Ich bin jetzt erwachsen. Du könntest noch bleiben, wenn du magst.«
    Sie sah die nackte Begierde in seinen Augen aufblitzen,

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