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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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die Kricketschläger und die ledernen Golftaschen im Schaufenster nebenan erkannte er gleich wieder.
    Edgar Vernon verkaufte antike Sportausrüstungen, dazu alte Koffer, Globusse, Spazierstöcke und überhaupt alles, was Nostalgiker reizen konnte, die von den besseren Tagen unter König Edward VII. träumten. Heute entdeckte Kincaid eine Neuerwerbung, die einen Ehrenplatz im Fenster einnahm: einen hervorragend erhaltenen Satz Bleisoldaten.
    Er trat ein und atmete den angenehm modrigen Duft von altem Holz und Leder ein. Vernon sah von seinem Schreibtisch auf, und seine anfänglich verwirrte Miene wich bald einem Lächeln, als er den Besucher erkannte.
    »Mr. Kincaid, habe ich Recht? Was kann ich für Sie tun?« Vernon war ein schlanker, drahtiger Mann in den Fünfzigern mit einem kleinen Schnurrbart und einer Nickelbrille.
    »Mr. Vernon, wenn Sie ein paar Minuten Zeit hätten, würde ich mich gerne noch einmal mit Ihnen über Marianne Hoffman unterhalten.«
    »Ich wollte gerade Kaffee kochen. Nehmen Sie doch so lange Platz, es wird nicht lange dauern.«
    »Ich stöbere lieber ein bisschen herum, wenn’s recht ist.« Kincaid war plötzlich eingefallen, dass er seine Weihnachtseinkäufe vollkommen vernachlässigt hatte – so sehr war er mit dem Fall und den Umzugsvorbereitungen beschäftigt gewesen. Er hatte einen Spazierstock mit versilbertem Griff erspäht, der seinem Vater sicher gefallen würde, aber was konnte er seiner Mutter schenken?
    Als Vernon schließlich den Kaffee auf einem Tablett hereintrug, hatte er schon das Passende gefunden – eine Badminton-Ausrüstung,
komplett mit Originalnetz und Federbällen. Nicht gerade ein Geschenk, das zur Jahreszeit passte, aber er konnte sich lebhaft vorstellen, wie seine Mutter im Frühling das Netz zwischen den Apfelbäumen im Garten aufspannen würde.
    »So, nun setzen Sie sich doch«, sagte Vernon, indem er einen Sessel aus Büffelhorn und Fell an den Schreibtisch heranrückte. »Ein Souvenir von einer Safari«, erklärte er. »Und erstaunlich bequem. Sie sagten, es gehe um Marianne? Haben Sie ihren Mörder gefunden?«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, dass wir ihn haben. Doch leider hat es noch einen weiteren Mord gegeben. In Notting Hill – die Frau eines Antiquitätenhändlers.«
    »Ach ja. Ich habe mich schon gefragt, ob da irgendein Zusammenhang besteht, als ich darüber in der Zeitung las. Glauben Sie, dass es derselbe Täter war?«
    »Wir halten es für sehr wahrscheinlich. Der Ehemann des Opfers, Karl Arrowood, besitzt eine sehr gut gehende Antiquitätenhandlung in der Kensington Park Road. Kennen Sie ihn?«
    »Ich habe von ihm gehört, aber nur über andere Händler. Ich selbst habe nie mit ihm Geschäfte gemacht – ist nicht mein Gebiet.«
    »Wissen Sie, ob Mrs. Hoffman ihn kannte? Ihn oder seine Frau?«
    »Wüsste nicht, dass sie etwas in der Art erwähnt hätte. Aber Marianne hat nie sehr viel über sich gesprochen.«
    Kincaid ließ sich ein wenig zögerlich gegen die Hornlehne des Stuhls sinken. »Erinnern Sie sich an irgendetwas , was sie Ihnen über sich oder ihre Herkunft erzählt hat? Bei unseren Gesprächen damals hatte ich den Eindruck, dass Sie recht gut mit ihr befreundet waren.«
    »Ja.« Vernon nahm einen Schluck von seinem Kaffee. »Wenn ich es mir recht überlege, würde ich sogar sagen, dass
Marianne meine engste Freundin war – und umgekehrt. Nicht nur, weil wir beide sonst niemanden hatten, sondern weil wir verwandte Seelen waren.«
    »Aber ein Liebesverhältnis hatten Sie nicht?«
    Vernon lächelte. »Das ist eine Komplikation, die uns erspart geblieben ist. Sie müssen wissen, dass mein Partner vor fünf Jahren an Aids gestorben ist.«
    »Das tut mir Leid«, erwiderte Kincaid.
    »Das konnten Sie ja unmöglich wissen. Jedenfalls, worauf ich hinaus will, ist, dass Marianne einen das Gefühl vermittelte, dass sie verstand, was man empfand, ohne dass sie viel Aufhebens darum gemacht hätte – eine ganz außergewöhnliche Art von wortlosem Einfühlungsvermögen. Wir sahen uns zwar sowieso öfters im Lauf des Tages, aber über die Jahre war es bei uns zu einer Art Ritual geworden, dass wir es uns am Freitagabend mit einem Curry vom Straßenverkauf und einer Flasche Wein vor dem Fernseher gemütlich machten.« Vernon wandte sich ab. »Ich weiß, das klingt nicht nach etwas Besonderem, aber es verblüfft mich doch, wie sehr mir diese Abende fehlen. Und jetzt sitze ich hier und quatsche Ihnen die Ohren voll mit meinen

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