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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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betrachtete den Jungen, der auf dem Bett lag und schlief. Zufrieden, dass sie ihn am Tag zuvor ausreichend eingeschüchtert hatte, griff sie nach ihrem Rucksack und verließ das Haus.
     
    Alec wartete eine lange Zeit, bis der Geruch nach abgestandenem Zigarettenqualm nachgelassen hatte. Dann schlug er die Augen auf. Nur einen Spalt. Sie war weg. Und hatte den Rucksack mitgenommen. Er schauderte wieder, als er daran dachte, was er darin gefunden hatte. Er kämpfte die Übelkeit nieder und atmete ruhig und tief, bis sein Magen sich etwas beruhigt hatte. Sie hatte gestern Nacht geschlafen, und er hatte herausfinden müssen, was sie in dem Rucksack mit sich herumtrug. Außer der Brille des Doktors.
    Jetzt wusste er es. Außer der Brille des Doktors hatte er eine kleine Kühlbox gefunden, eine von der Art, wie Mom sie immer verwendete, wenn sie zum Strand gingen. Alec schluckte die bittere Galle, die in seiner Kehle brannte. In dieser Kühlbox befanden sich drei kleine Plastiktüten. In der einen waren Finger. Sie hatten wie Halloween-Imitationen ausgesehen, waren aber sehr, sehr echt. Alec holte tief Luft, als der Würgereiz erneut einsetzte. Aber es gelang ihm, ihn niederzukämpfen.
    Sie hatte diesen Arzt getötet. Und er war so nett gewesen. Sie hatte ihn getötet und ihm seine Finger … Wieder schauderte er. Schnappte verzweifelt nach Luft. Er schwitzte, entsetzlich sogar. Hatte es schon die ganze Nacht getan. Er blickte auf seine Finger und bewegte sie, nur um sich zu vergewissern, dass sie noch beweglich waren.
    Sie hatte Paul umgebracht und Cheryl und nun diesen Arzt. Und sie würde ihn umbringen. Dessen war er sich sicher. Er hatte die ganze Nacht daran gedacht. Und sie hatte gesagt, dass sie seine Mutter umbringen würde. Alec füllte seine Lungen, bis sie schmerzten. Vielleicht war seine Mutter bereits tot. Aber sie würde nicht wollen, dass auch er getötet wurde.
    Er musste etwas unternehmen, wenn er sein Leben nicht verlieren wollte. Alec spreizte die Finger. Oder etwas Schlimmeres. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken, wie es sich ohne Finger lebte. Dann wäre er lieber tot. Aber er wollte auch nicht sterben.
Dann tu etwas. Und zwar jetzt.
    Vorsichtig holte er das, was er außerdem im Rucksack gefunden hatte, unter seiner Decke hervor. Es war eine Plastiktüte mit weißem Pulver.
    Er wusste, was das war. Er hatte genug darüber im Internet gelesen, um genau zu wissen, was er in den Händen hielt. Kokain. Und bestimmt mehr, als eine Person in einer Woche verbrauchen konnte. Dies war Kokain, das verkauft werden sollte. Das Miststück, das ihn entführt hatte, war eine Dealerin.
    Alec wusste, dass seine Mutter es nicht leiden konnte, wenn er das Wort Miststück verwendete. Aber seine Mutter war nicht da. Er war ganz allein. Nun, vielleicht nicht ganz allein. Da war die rothaarige Frau und die mit der Narbe.
    Die mit der Narbe war nett. Sie hatte gestern Nacht schrecklich geweint, und er wusste, dass sie um den Arzt geweint hatte. Alec hatte die Nachricht gelesen, die er hinterlassen hatte. Der Arzt war mit der weißäugigen Frau gegangen, um Alecs Leben zu retten. Und das Mädchen mit der Narbe verdächtigte das Miststück noch nicht einmal, etwas mit dem Tod des Doktors zu tun zu haben.
    Aber sie hatte ihm durch die Tränen hindurch zugelächelt. Sie hatte gestern Morgen sein Gesicht gewaschen und ihn an den Tagen zuvor immer wieder gestreichelt. Er vertraute ihr. Er streckte wieder die Finger und dachte an die Kühlbox, an ihren Inhalt. Er hatte nicht viele Möglichkeiten.
    Und so nahm er all seinen Mut zusammen, nahm die Tüte mit dem weißen Pulver und machte sich auf die Suche nach dem Mädchen mit der Narbe. Wenn sie das Zeug sah, würde sie die Polizei rufen. Wenn die Polizei kam, würde Alec Stift und Zettel bekommen und ihnen sagen, was er wusste. Der Polizei konnte man trauen. Das hatte seine Mutter ihm immer gesagt.
    Und wenn das Mädchen mit der Narbe nicht die Polizei rief und das Pulver für sich behielt, dann … nun, dann wusste er, dass er sich in ihr getäuscht hatte.

Ocean City, Maryland
    Mittwoch, 4. August, 10.00 Uhr
    James saß auf der einen Seite der Glasscheibe und wartete geduldig. Heute würde er erfahren, wo Sue war. Was für ein Spiel sie spielte. Ihr Bruder sollte heute bereit sein, mit ihm zu plaudern.
    Er neigte den Kopf zur Seite, als Bryce Lewis in den Besuchsraum stolperte. Eine seiner Gesichtshälften wies eine starke Prellung auf. James konnte sich vorstellen,

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