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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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senkte ihren Blick auf die Hände, die sie im Schoß fest verschränkt hielt. »Ich brauchte Geld fürs College, also sagte ich ja. Ich holte Bryce jeden Tag nach der Schule vom Kindergarten ab. Er war ein lieber kleiner Junge. Sue war immer pampig und ungehorsam, aber das sind Teenager ja schließlich oft.«
    »Die meisten schon, Mrs. Vaughn«, sagte Dana, und Randi blickte, überrascht von der Freundlichkeit in Danas Stimme, auf. »Aber Sue war anders als die meisten Teenager, richtig?«
    Randi nickte. »Ich habe mich immer gewundert, warum sie mir fürs Babysitten Geld bezahlten, wenn Sue doch alt genug war, es selbst zu tun, aber dann sah ich eines Tages, wie sie sich im Bad mit einer Rasierklinge die Arme aufschnitt. Aufwärts und abwärts, und es blutete höllisch. Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    »Und was haben Sie gemacht, Mrs. Vaughn?«, fragte Dana.
    Randi zuckte unruhig mit den Schultern; die Erinnerung schien sie noch immer aufzuwühlen. »Ich habe ihr die Klinge aus der Hand genommen und sie sauber gemacht. Sie schluchzte und rang mir das Versprechen ab, nichts ihrem Onkel und ihrer Tante zu sagen. Ihre Tante würde sie hassen und wolle sie unbedingt wieder loswerden. Sie sagte, ich sei für sie das, was einer Mutter am nächsten käme. Ich sei die Einzige, die sie lieb hätte.«
    »Sie seien die Einzige, der sie vertrauen könne«, ergänzte Dana murmelnd.
    Randi schüttelte angewidert den Kopf. »Sie wusste genau, wie sie mich packen konnte, was?«
    »Oder mich«, erwiderte Dana sanft. »Sie hat es sich zunutze gemacht, dass Sie garantiert nicht noch mehr Leid verursachen wollten – für Sie oder ihre Tante. Und Sie haben es niemandem gesagt, richtig?«
    Randi schloss erneut die Augen. »Nein, ich habe es nie jemandem gesagt. Sue wurde älter und wilder. Ich hatte sie nicht im Griff. Die Lewis’ adoptierten Bryce und änderten seinen Nachnamen. Sie wollten auch Sue adoptieren, aber sie wehrte sich so lange dagegen, bis sie aufgaben. Sie wollte den Nachnamen ihres Vaters behalten. Ich konnte das nicht verstehen. Die Lewis’ hätten sich gut um sie gekümmert.«
    »Sue hat ihrem Vater wahrscheinlich sehr nah gestanden.«
    Randi nickte. »Er war ein Krimineller, aber für sie ein Idol. Dann kam ich eines Tages von der Schule nach Hause und erwischte sie, wie sie mit einem … einem
erwachsenen Mann
schlief. Direkt auf dem Sofa. Sie kann höchstens vierzehn gewesen sein.«
    »Und sie weinte und schluchzte und sagte, ihre Tante würde sie rauswerfen, wenn sie davon erführe.«
    »Genau. Also sagte ich wieder nichts.« Randi drückte sich die Finger an die Stirn. »Mein Gott, was habe ich mir bloß dabei gedacht?«
    »Sie waren siebzehn«, sagte Dana pragmatisch. »Sie haben getan, was Sie für richtig hielten. Die Erwachsenen in ihrem Leben drangen nicht zu ihr durch, wie hätten Sie es schaffen sollen?«
    Randi seufzte. »Tja, die Lewis’ kamen jedenfalls überhaupt nicht mit ihr zurecht. Sue fing mit Drogen an, war jede Nacht auf irgendeiner Party. Man konnte sie nicht allein lassen. Niemals. Bryce war ein guter Junge, aber Sue … Sie war einfach schrecklich. Dann stellte meine Mutter eines Tages fest, dass ihr Ring fehlte. Sie trug ihn im Grunde immer und nahm ihn nur ab, wenn sie Geschirr spülte, und dann legte sie ihn auf einen besonderen kleinen Teller. Aber an diesem Tag klingelte es an der Tür. Sie machte auf, sah niemanden, aber als sie in die Küche zurückkam, war der Ring fort. Mutter war am Boden zerstört. Und ich wusste, dass Sue ihn gestohlen hatte. Ich war so wütend auf sie wegen meiner Mom … ich dachte nicht mehr nach, sondern ging zu den Lewis’, direkt in Sues Zimmer und fand den Ring in einer Schublade. Sie kam herein, als ich suchte, und drehte vollkommen durch. Sie kreischte und fiel mich an und schrie, irgendwann würde sie mich und meine Mutter schon kriegen. Ihre Tante und ihr Onkel riefen die Polizei, die sie erst einmal mitnahmen. Als sie wieder freikam, rannte sie weg und kam nie zurück. Im folgenden Jahr ging ich aufs College.«
    »Du bist doch gar nicht auf dem College gewesen«, warf Stan ein, nun verwirrt.
    Randis Mundwinkel zogen sich herab. »Oh, doch, und ob. Ich machte meinen Wirtschaftsprüfer mit zweiundzwanzig, bevor ich dich kennen lernte. Was denkst du denn, wie ich all die Jahre die Bücher für dich führen konnte, Stan? Wegen Sue Conway habe ich ein komplettes Leben weggeschmissen. Ich hatte Eltern, eine Karriere, Freunde.«
    »Was ist

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