Der Rache Suesser Klang
brachte, Mrs. Vaughn? Drogen?« Randi nickte, und Dana beugte sich etwas vor. »Missbrauch oder Handel?«
»Beides.« Randis Lippen zitterten, und sie biss sich fest darauf. »Sie brachte komische Typen in meine Wohnung. Sie waren heruntergekommen und unheimlich. Ich mochte kaum noch bei mir schlafen. Dann hörte ich eines Abends ein Gespräch mit. Sie waren alle high. Sie wollten Drogen aus dem Ausland importieren, was ja schon schlimm genug war, aber sie wollten Alec dazu benutzen.«
Danas Augen weiteten sich. »Sie wollte ein Kleinkind als Kurier benutzen?«
Ethans Magen drehte sich bei dem Gedanken um.
Armer Alec. Arme Randi.
»Sie hatten es anscheinend schon einmal getan – bei einem der Male, die Sue wochenlang verschwunden war. Sie hatten die Portionsfläschchen mit Folgemilch mit Kokain gefüllt und waren mit Alec im Arm durch den Zoll marschiert. Niemand dachte sich etwas dabei, dass sich in Babyfläschchen weißes Pulver befand.«
»Ich habe über solche Drogenringe gelesen«, sagte Clay. »Sie sind in New York ziemlich groß.«
»Tja, in Chicago auch«, sagte Randi voller Bitterkeit. »Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich dachte daran, zur Polizei zu gehen, aber ich wollte nicht, dass Alec ins Waisenhaus käme oder nachher wieder bei Sue landete. Und ob Mrs. Lewis ihn nehmen würde, wusste ich auch nicht. Sie hasste Sue wirklich. Außerdem war mir klar, dass Sue mit Alec verschwinden würde, sobald die Polizei neugierig wurde. Und dann würde ich nie wissen, ob es ihm gut ginge.«
»Also haben Sie ihn mitgenommen«, murmelte Dana, »und ein neues Leben begonnen.«
Randi holte tief, sehr tief Atem. »Ich habe ihn mitgenommen und ein neues Leben begonnen.«
Dana stand auf und setzte sich aufs Sofa neben Randi. Sie nahm ihre Hand in ihre. »Ich hätte dasselbe getan.«
Randi hob ihr Kinn. »Und ich meldete alles der Polizei.«
Danas Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln.
»Anonym natürlich.«
Randis Lächeln waren ebenso schief. »Natürlich. Ich rannte in Richtung Osten, bis das Meer mich aufhielt – in Baltimore. Ich suchte mir einen Job als Kellnerin und verfolgte den Prozess in den Zeitungen aus Chicago, die in der Bücherei auslagen. Sue bekam fünfzehn Jahre für Drogenhandel und Kindesgefährdung. Sie wussten, dass sie ein Kind hatte, aber sie konnte es nicht vorzeigen. Sie nahmen an, dass dem Kind etwas geschehen war, konnten aber nicht beweisen, dass es tot war, also blieb ihnen nur die Gefährdung. Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass sie es war, die Alec entführt hat, weil sie eigentlich noch hätte im Gefängnis sein müssen.«
»Offensichtlich ist sie früher entlassen worden«, sagte Ethan, der es immer noch nicht glauben konnte.
»Offensichtlich«, bemerkte Randi matt. Sie sah bittend von Ethan zu Clay. »Jetzt, wo wir wissen, wer Alec hat – wie stehen unsere Chancen, ihn zu finden?«
Ethan tauschte mit Clay einen Blick. Sein Freund dachte dasselbe wie er. Ihre Chancen waren lächerlich. »Ich weiß es nicht, Randi«, sagte Ethan. »Wir müssen es der Polizei sagen.«
Abrupt füllten sich Randis Augen. »Oh Gott, Ethan, sie hat meinen Sohn.«
Grimmig zog Ethan sein Handy aus der Tasche und reichte es Dana. »Kannst du Detective Mitchell anrufen, Dana? Du hast doch ihre Nummer.«
Dana trat ans Fenster, um den Anruf zu tätigen, und Ethan drückte Randis Knie. »Wo, denkst du, könnte sie Alec und Evie hinbringen?«, fragte er.
Randi schüttelte den Kopf. Die Tränen rannen noch immer ihre Wangen hinab. »Ich weiß es nicht.«
Und dann schwiegen alle und lauschten dem Murmeln von Danas Stimme.
Ein scharfes Klopfen an der Tür ließ sie zusammenfahren. Clay ging nachsehen, und man hörte weiteres Murmeln. Dann tauchte er mit resignierter Miene in Begleitung einer Frau auf. Sie war Anfang dreißig und hatte braune Haare, die ihr nicht ganz bis zur Schulter reichten. Ihr Gesicht war wahrscheinlich hübsch, wenn sie nicht so finster dreinblickte, wie sie es gerade tat. Sie trug eine gut geschnittene Jacke, die ihr Schulterholster beinahe verbarg.
Clay seufzte. »Ethan, das ist Sheriff Louisa Moore. Sheriff, das ist Ethan Buchanan.«
Ethan stand automatisch auf. »Sheriff Moore.«
Sie nickte. »Mr. Buchanan.« Sie warf Dana am Fenster einen neugierigen Blick zu und begrüßte Stan kühl.
»Mr. Vaughn.« Dann wandte sie sich an Clay. »Ich habe das Paket erhalten. Es bei mir abzugeben ist wahrscheinlich das Einzige, was Ihren Hintern vor dem
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